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eigniss. Es galt, die Welt wieder in Ordnung zu bringen nach den Ver-
änderungen, welche die langen französischen Kriege herbeigeführt hatten,
nach der Auflösung alles Bestehenden und Hergebrachten in der politischen
Lage Europas und Deutschlands insbesondere. Der Friede war ge-
schlossen, nothdürftig, aber eine neue Ordnung sollte an die Stelle der
alten treten, die sich nicht mehr wiederherstellen ließ. Tausende der
verschiedensten Interessen, Ansprüche und Forderungen kreuzten sich und
sollten befriedigt und versöhnt werden.
Zu diesem Zwecke versammelten sich, eingeladen von Kaiser Franz,
die siegreichen Herrscher Europas, an ihrer Spitze der Kaiser von Russ-
land und der König von Preußen; mit ihnen kamen ihre Staatsmänner,
Diplomaten, Generale. Es kamen die deutschen Fürsten, die souveränen
und die mediatisirten, möglichst bedacht, in der neuen Ordnung der
Dinge ihre Interessen wahrzunehmen, ihre alten Rechte wiederherzustellen.
Es kamen die Vertreter, wenn nicht die Herrscher selber, aller Staaten,
welche von dem Sturme der letzten Jahrzehnte betroffen waren - und
keiner war ausgenommen. Es folgten ihnen die Damen, ihre Gemahlinnen
und Töchter; es folgten zahlreiche bedeutende, berühmte oder auch
abenteuernde Persönlichkeiten beiderlei Geschlechtes, welche das groß-
artige Schauspiel, das der Welt hier geboten wurde, herbeizog. Die Welt
gab sich ein Rendezvous in den Mauern des alten Wien. Was sich hier
zusammenfand und ereignete, darf in Wahrheit als ein großartiges Zeit-
bild betrachtet werden.
Die Politik führte freilich das erste Wort. Aber was sie trieb, voll-
zog sich am grünen Tische geheimnissvoll in geschlossenen Räumen, in
den Conferenzen der Minister und Gesandten oder im lntriguenspiel, das
wechselvoll in ausgedehntestem Maße die Gelegenheit erhielt sich zu ent-
falten. Das Schauspiel, das die Welt erblickte und die BewohnerschaftWiens
miterlebte, war das unaufhörlicher Feste vom Einzuge der großen Mon-
archen angefangen bis zum Tage, da die Rückkehr Napoleon's von Elba
und die Nachricht seiner triumphirenden Ankunft in Paris dem Congress
ein unerwartetes Ende bereitete. Bis dahin folgte ein Fest dem andern;
militärische Schauspiele, Revuen und Paraden spielten kaum die erste
Rolle; der Tanz stand bei weitem in erster Linie. Bälle, maskirte wie
unmaskirte, Redouten und Maskeraden, Diners und Soireen, Caroussels,
Schlittenpartien, Jagden, Ausflüge in Nah und Fern, selbst bis nach Ofen
und Pest, irgend etwas solcher Vergnügungen gab es jeden Tag, und oft
war der ganze Tag vom Morgen bis zum Ende der Nacht von einer
Reihenfolge von Unterhaltungen eingenommen.
Der Hof machte den Anfang; Kaiser Franz betrachtete alle
Fremden als seine Gäste, und der Kaiser von Russland, die Könige und
ihre Gemahlinnen mit deren gesammtem Hofstaate waren in den Räumen
der kaiserlichen Burg untergebracht. Dem Hofe folgten die Staatsmänner,
die heimischen und die Fremden, Fürst Metternich an der Spitze, mit