richt von dem Athener Apollodor, der als i-Schattenmaler- die Auf-
merksamkeit seiner Zeitgenossen erregte.
Fasst man weiters noch in's Auge, dass der antiken Kunst (zum
mindesten der römischen) die Fähigkeit, perspectivische Verkürzungen zu
begreifen und wiederzugeben, nicht fremd war, so ergibt sich, dass
schon im classischen Altertlium alle jene Gebiete betreten waren, welche
die Eignung, ein vollkommenes, zeichnerisches Bild zu schaffen, in sich
einschließen.
Was mit den gesammten Hilfsmitteln der zeichnerischen Thätigkeit,
mit der Summe einschlägigen theoretischen Wissens, sowie praktischer
Erfahrung und Uebung bis zum Ausgang der Antike geschaffen wurde,
lässt, soweit wir davon Kunde haben, darauf schließen, dass der Zweck
der meisten graphischen Schöpfungen Selbstzweck war in dem Sinne, dass
diese Schöpfungen eben nur durch ihren unmittelbar zu genießenden
Anblick ihre Existenz rechtfertigten, nicht aber als bloße Hilfsmittel zu
weiterem Kunstschaffen dienten. Das was wir heutzutage einen Entwurf,
eine Werkzeichnung nennen, war fast gänzlich entbehrlich. Der zeich-
nerische Entwurf, nur zu dem Zwecke angefertigt um dem Ausführenden
als Vorbild zu dienen, war völlig überflüssig, wenn eine in ihren Prin-
cipien einfache Technik ihre freie Anwendung zur Erzeugung eines Ob-
jectes gestattete. Der Töpfer drehte auf der Scheibe seine Gefäße mannig-
faltiger Form und Größe, die ihm zum Muster dienenden Stücke mit
feinstem Nachempfinden wiederholend oder, sei es auch unbewusst, die
Profile verändernd, vielleicht auch verfeinernd und verbessernd. Zeichnung
und Maßstab ersetzte ihm sein sicherer Blick und die gewonnene Er-
fahrung. Und so ging es mit vielem Anderen.
Selbst bei den Kunstübungen, welche am wenigsten des Entwurfes
entbehren können, bei den Werken der Architektur, scheinen die Alten
erst verhältnissmäßig spät in die Lage gekommen zu sein, von der
Zeichenkunst ausgiebigen Gebrauch zu machen. Hier wurden den Künstlern
des classischen Alterthums erst durch die Wissenschaft des Euklid, des
"Vaters der Geometrien und somit auch des architektonischen Zeichnens,
die Mittel in ausreichendem Maße an die Hand gegeben. Uebersichtliches
bezüglich der Aufgaben des Bauzeichners erfahren wir erst durch Vitruv,
dem Architekten aus der frühesten römischen Cäsarenzeit, aus dessen
zehn Büchern über die Baukunst.
Alle diese, wenn auch flüchtigen Andeutungen lassen im Allgemeinen
die Thatsachen überblicken, dass Alles, was zur zeichnenden Kunst gehört,
mit der tiefer eindringenden Erkeuntniss des Wesens der Erscheinungen,
mit der Erschließung neuer theoretischer Gebiete, mit der wachsenden
wissenschaftlichen Begründung sich vervollkommnet hat. - Mit
der kritischen Beobachtung der Naturfortnen wuchs zu allen Zeiten
auch die Fähigkeit zur correcten Nachbildung derselben. Die Natur
duldet nicht, dass man sie blos abschreibt.