hätten. Sind doch auch die Terramaricoli unter den Trägern der neuen
Cultur aufgegangen; dass man sie aber mit diesen letzteren ethnisch
völlig identificirt, ist ein Fehler, der sich unseres Erachtens schon da-
durch rächt, dass man die Etrusker auf diese Weise völlig aus der Ur-
' geschichte Italiens hinaus destillirt und so die Stelle nicht mehr zu finden
weiß, wo die erste Erscheinung dieses Volkes auf der Halbinsel anzu-
setzen ist.
lm Anfang waren auch die Culturträger der Villanovastufe ein
halbbarbarisches Volk, das in bescheidenen Dörfern aus Lehm- und
Reisighütten ein halbvergessenes Dasein führte, dessen Industrie einen
ärmlichen, dessen Kunst einen kindlichen Eindruck macht. Die ältesten
Gräberschichten dieser Zeit finden wir bei Este, auf dem Grund-
stück Benacci bei Bologna, dann jenseits des Apennin in einigen Theilen
der Nekropolen von Vetulonia, Bisenzio, Chiusi, Corneto und Albano.
Nord und Süd zeigen soweit den gleichen Culturcharakter, dass man
erkennt, die Einnahme Etruriens hat rasch, ohne merkliche Etappen,
stattgefunden. Die untere Zeitgrenze dieser Anfangspcriode ist durch das
erste Erscheinen von Skeletgräbern neben den Brandgräbern bezeichnet.
In diesen brandlosen Gräbern und in jenen Aschengräbern, welche in ihren
Beigaben mit diesen harmoniren, erkennt man die Merkmale eines neuen,
höheren, wenn auch nur stufenweise eintretenden Aufschwunges, mit
welchem einige Gelehrte, so Friedrich von Duhn in Heidelberg, erst die
Ausbreitung der erobernden Etrusker in Mittelitalien verknüpfen möchten.
Die Keramik der ältesten ntombe a pozzou, d. i. brunnenförmig
angelegten Brandgräber, zeigt noch eine ausgesprochene Familienähnlich-
keit mit der Töpferei der Terramaren. Sie ist, wie wir an zahlreichen
Aschenurnen und noch viel zahlreicheren Beigefäßen erkennen, eine recht
grobe Arbeit in schlecht gereinigtem Thon ohne Hilfe der Drehscheibe
gefertigt und am offenen Feuer ungleich gebrannt, daher dickwandig und
doch leicht zerbrechlich, missfärbig, zwischen Rothbraun und Schwarz. Die
Formen sind schwerfällig, monoton und einfach. Die Verzierungen bestehen
in Z- und S-förmigen Figuren, Kreuzen, Hakenkreuzen, einzelnen und
fortgesetzten Mäandern, concentrischen Kreisen, Rädchen u. dgl., theils
sparsam, theils verschwenderisch angebracht und stets vor dem Brennen
mit spitzen Instrumenten in den weichen Thon eingegraben. Selten ist
die Benutzung eines stempellörmigen GriHels, noch seltener die Anwen-
dung von Farbe, Hierin liegt ein großer Gegensatz zu dem griechischen
Culturkreis, wo schon die ältesten Töpfe von Mykenä und Santorin fast
regelmäßig Bemalung zeigen.
Trotz aller Gleichheit der Technik steht aber diese Keramik doch
beträchtlich über jener der Bronzezeit. An die Stelle der baren Utilität
ist ein künstlerisches Princip getreten, und es kann nicht zweifelhaft sein,
woher dasselbe stammt. Eine Reihe neuer Formen kann nur dem troisch-
kyprischen Culturkreise des östlichen Mittelmeerbeckens entlehnt sein. Es