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und ihre Leistungen, mehrfach finden wir die Bearbeitung selber, das
Schleifen und Poliren in voller Thätigkeit, zahlreiche Arbeiter dieses Fachs
haben größere Collectionen auf die Ausstellung gebracht, so dass der
Stand dieser Kunstindustrie sich vollkommen übersehen lässt. Er ist, im
Allgemeinen betrachtet, nicht grade ein sehr hoher; die Granaten, welche
durch ihre Masse den Eindruck beherrschen, rechnen noch immer mehr
mit der Popularität als mit der Kunst. Aus der Menge aber heben sich
die Arbeiten des Prager Jnweliers Rummel, als wirkliche Kunstwerke
hervor, und dies gilt nicht blos von seinem ächtesten und kostbarsten
Juwelenschmuck in Brillanten, sondern auch von seinem Granaten-
schmuck. Die Art, wie hier die Granaten an Diademen, Colliers,
Armbändern, Anhängschmuck und anderen Gegenständen verwendet
worden, ist durchaus geschmackvoll, von feinster künstlerischer Wir!
kung. Hier erscheint der Weg gezeigt, wie auch die Granaten sich zu
vornehmem Schmuck verwenden lassen. Es ist jedenfalls das Beste und
weitaus das Beste, was wir je mit diesen Steinen gesehen haben.
Sonst bieten Gold- und Silberarbeiten wenig Originalität und wenig
besonderes Interesse. Am meisten eigenthümlich erscheint noch S. Kohn,
dessen Silbergefäße sich stark an Rococoformen halten und in ihrer
Willkür und Ueberladung mit krausem Ornament an die iapanisirenden
Arbeiten des Amerikaners Tiffany erinnern. Interessanter erscheint die
Goldschmiedekunst auf dem kirchlichen Gebiete, auf welchem sie ziem-
lich stark vertreten ist, theils von Prager Fabrikanten, theils auch von
solchen aus der Provinz. Man erkennt aber auch den Unterschied.
Während die letzteren weder in Stil noch Form, noch Technik keinerlei
höheren oder überhaupt künstlerischen Ansprüchen genügen, sind unter den
Prager Arbeiten in Kelchen, Monstranzen u. s. w. ganz ausgezeichnete
Leistungen vorhanden, und unter diesen wieder stehen diejenigen der Prager
Akademie für kirchliche Kunst in erster Linie. Ganz dasselbe Verhältniss
herrscht bei den Paramenten, sowohl in der Stickerei wie in der
Musterung der Gewebe; die Arbeiten, welche von jener Akademie zur
Ausstellung gebracht worden, sind durchaus schöne Werke der kirchlichen
Kunst, in vollem Maße ihrer Bestimmung würdig.
Die textile Kunst bietet sonst nicht viel des Bemerkenswerthen auf
der Ausstellung; sie ist auch unvollständig vertreten und das nicht blos
nach ihrer künstlerischen Seite. Einzelne Stickereien haben versucht, die
Motive auf älteren, in verschiedenen böhmischen Landestheilen noch
vorkommenden Stickereien nachzuahmen, aber weder mit Freiheit noch
mit Feinheit, noch mit anscheinendem Erfolg für ihre Wiederaufnahme
in lebendigem Gebrauch. Eine große Anzahl solcher älterer Stickereien,
l Originale nach Art und Herkunft, sind (aus dem Besitz des Museum
Naprstek) in den Gemächern eines Bauerngehöftes ausgestellt, das selber
als Ausstellungsgegenstand dient. An Schönheit stehen sie wohl hinter
denen aus Ungarn, Rumänien und anderen Ländern der unteren Donau