das Wohnzimmer dessen Zweck übernehmen müssen
und bei seiner Fenstcranordnung wird also zuerst dem
Umstande Rechnung getragen werden müssen, daß der
Spielende die Noten gut beleuchtet haben muß und dabei
doch den Zuhörern das Gesicht zukehrt. Auch wird hier
die Akustik in Rücksicht zu ziehen sein.
Das Zimmer der Frau
soll in der Nähe des Kinderspielzimmers liegen und soll,
falls es nicht ein bloßer Scheinwohnraum ist, was zu
verwerfen wäre, gute Lichtverhältnisse besitzen. Es wäre
müßig, ihm den Platz genau vorzuschreiben, da es doch
sicher nicht der wichtigste Raum ist und, wenn es in
bezug auf die Weltgegenden schlecht liegt, leicht durch
Erkervorbauten sonnig und gemütlich gemacht werden
kann. Wenn eine Dame ein solches Zimmer als wenig
benütztes „Boudoir“ verwendet, dann möge sie wenigstens
für dasselbe nicht den schönstgelegenen Platz des Hauses
beanspruchen.
Die Gastzimmer.
Bei ihrer Situierung möge man sich stets vor Augen
halten, daß sie so ausgestattet und liegen sollen, als ob
sie von den Bewohnern des Hauses selbst benützt würden.
Diese Überlegung wird ihren Platz im Hause bestimmen.
Die Wirtschaftsräume.
Für das Arbeiten in der Küche ist ein ruhiges,
gleichmäßiges Licht notwendig. Die Herdfeuerung gibt
ziemlich viel Wärme und bedingt mit dem ersten Punkte
die Lage an der Nordseite. Um gute Lüftung der Küche
zu erzielen, ist es vorteilhaft, auch nach einer anderen
Richtung ein wenn auch kleines Fenster anzuordnen, das
mehr zur Ventilierung als zur Beleuchtung dient. Ist dies
nicht möglich, so ist wenigstens für ausgiebige Ventila^
tionen Sorge zu tragen. In Verbindung mit der Küche
soll stets ein Abwaschraum, oder wie er bei uns heißt:
die Spülküche sein und die Anrichte, in der auf Anrichte
tischen die fertigen Speisen vorgerichtet werden, bevor sie
in das Speisezimmer getragen werden. Die Speisekammer
soll ebenfalls Nordlicht haben, um die Vorräte kühl zu
erhalten. Für besonderen Bedarf ist ein Eiskasten vor
zusehen. Die Zimmer für die Dienerschaft sollen, wenn
möglich, kein Nordlicht haben. Da sich die Dienstmäd
chen aber meist in der Küche aufhalten, so muß nötigen
falls auch diese Weltgegend herangezogen werden. Gut
ist es, wenn für die Dienstleute ein eigenes Tagzimmer
vorhanden ist, was in größeren Verhältnissen stets anzu
streben und durchführbar sein wird. Im allgemeinen sind
bei uns die Mädchenzimmer fast immer zu knapp be
messen und es ist Sache des Architekten, den Bauherrn
für deren größere Dimensionierung zu bestimmen. An
schließend an die Wirtschaftsräume soll wenn möglich
eine eigene Diensttreppe vorhanden sein, die vom Keller
bis zum Dachboden führen soll, den Nebeneingang ent
hält und in guter Verbindung mit dem Wirtschaftshofe
steht. Es ist am zweckmäßigsten, Küche und Speisezimmer
in ein und dasselbe Geschoß zu legen, um das Stiegen
steigen zu vermeiden und den Küchendunst der, bei einer
Souterrainküche doch stets in den Speiseaufzugschächten
aufsteigt, vom Speisezimmer abzuhalten. Außerdem ist
ja für die Hausfrau, die in Bürgerhäusern selbst in der
Küche tätig ist, das öftere Stufensteigen sicherlich nicht
angenehm. Die Waschküche liegt mit ihren Nebenräumen
am besten in einem eigenen Gebäudeflügel. Leider sind
wir sehr oft gezwungen, sie in das Untergeschoß zu ver
legen, was stets zur Folge hat, daß der Dunst oft bis in
die Dachräume dringt. Wenn die Waschküche schon nicht
außerhalb des Hauptgebäudes liegt, ist es angezeigter, sie
im Dachgeschoß anzuordnen. Dies stößt aber leider —
ganz ungerechtfertigterweise — oft auf den Widerstand
des Bauherrn, der sie im Untergeschoß haben will. Das
selbe gilt auch für die Hausmeisterwohnung, die sich
meist im Untergeschoß befindet, während sie viel zweck
mäßiger in einem kleinen Pförtnerhaus gelegen wäre.
Auf diese sinngemäße Anordnung muß aber oft der knappen
Geldmittel wegen verzichtet werden.
In aller Kürze soll jetzt über Maßregeln hygienischer
Art gesprochen werden. Sehr wichtig ist die Anlage und
Art der Klosette. Ist Wasserspülung vorhanden, so ist
diese Frage leicht zu lösen. Vor dem Klosette soll in
diesem Falle wie auch bei anderen Fällen ein kleiner,
beleuchteter und gut ventilierbarer Vorraum liegen oder,
falls der Raum dies nicht zuläßt, wenigstens durch
Scheidung mittels Holzglaswand gebildet sein. Ist keine
Wasserleitungsanlage vorhanden, dann ist die Anlage
eines Wasserreservoirs am Dachboden am zweckmäßigsten.
Der Behälter wird mittels einer durch motorische Kraft
(Windmotor) betriebenen Saug- und Druckpumpe mit
Wasser gefüllt und versorgt nun Klosette, Waschtische
und Spülküche damit. Es ist nicht gut, die Klosette direkt
in Bade- oder Waschräume zu legen, viel besser ist es,
dafür eigene Räumlichkeiten vorzusehen. — Eine zweite
wichtige Frage bildet die Heizung und Ventilation. All
gemein üblich ist die Ofenheizung, viel besser aber ist
die Zentralheizung. Diese erfordert zwar ein größeres An
schaffungskapital, doch ist eine gute Zentralheizung mit
der Zeit billiger, da ja die fortwährende Rosterneuerung
entfällt und an Brennmaterial auch erspart wird. Noch
andere große Vorteile hat die Zentralheizung gegenüber
der Ofenheizung. Das Einrußen der Wohnung, das un
angenehme Ofen- und Kaminreinigen entfällt und stets
ist warmes Wasser vorhanden. Dies und die leichte Regu
lierung ist ein großer Vorteil; die Ventilationsanlage läßt
sich mit der Zentralheizung aufs zweckmäßigste verbinden.
Bei Ofenheizung aber müssen Vorkehrungen getroffen
werden, um die frische Luft in einen Mantelofen zu führen,
zu erwärmen, die warme Luft an die geeigneten Stellen
der Räume zu führen und anderseits wieder Luftabzüge
zu schaffen, um die verbrauchte schlechte Luft, ohne Zug
zu erzeugen, ins Freie zu führen. — Die Beleuchtung
erfolgt am besten durch elektrisches Licht, doch ist man
oft aus Ersparungsrücksichten genötigt, zu Gaslicht zu
greifen.
Über die Innenausstattung soll hier nicht gesprochen
werden. Es wäre dies ein Kapitel, um Bände zu füllen.
Die Tafeln bringen überdies einige Interieurs aus guten
Landhäusern. Es ist Sache des Bauherrn, sich darüber
mit dem Architekten zu einigen und es obliegt der Kunst
des Architekten, die Räume entsprechend auszustatten und
zu möblieren. Leitstern dabei soll immer Zweckmäßigkeit
und Einfachheit sein. Gute Verhältnisse in der Raum
bemessung, einfache Durchführung, Vereinigung des Zweck-
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