hellen Räumen, in definitiv bleibender Aufstellung, war es möglich sie
auch neu auf wissenschaftlicher Grundlage zu ordnen und ihre Theilung
und Aufstellung in der Reihenfolge der Säle geschichtlich und chrono-
logisch durchzuführen, eine mühevolle, langwierige, aber auch dankbare
Arbeit, welcher sich die Vorstände dieser Sammlung, Director Dr. Ilg und
speciell Custos W. Boe h eim, unterzogen haben. Letzterer hat auch bereits
einen Katalog verfasst und herausgegeben, welcher praktisch eingerichtet
und sachlich geschrieben, einen zuverlässigen Führer für den Laien wie
den Mann der Wissenschaft bildet.
Der Zeitraum, welchen diese überaus reiche, in ihrer Art fast ein-
zige Waffensammlung umfasst, ist nicht gar so groß. Er beschränkt
sich auf zwei Jahrhunderte, wenn wir einzelne ältere und einzelne jüngere
Stücke ausnehmen, auf die Zeit etwa von der Mitte des fünfzehnten bis
kaum gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, eigentlich nur bis
zum Anfang desselben. Aber diese Epoche ist eben von überaus großer
Bedeutung für die Kriegs- und Waffengeschichte speciell, wie nicht minder
für die Culturgeschichte. Sie enthält die Vollendung der mittelalterlichen
Rüstung und des mittelalterlichen Walfenwerks und zugleich den Verfall
desselben; sie enthält für das gesammte Kriegswesen den Beginn der
neuen Zeit, den Anfang des stehenden Heeres und das erste bedeutsame
Auftreten und Eingreifen der Feuerwaffen, der Kanonen wie des Hand-
gewehrs. Diese Epoche trifft aber auch zusammen mit dem Zeitalter der
Renaissance, mit der höchsten Ausbildung der handwerklichen Künste,
insbesondere jener in Metall, welche nun ein Feld reichster und freudigster
Thätigkeit gerade an den Rüstungen wie an den Angriifswaffen fanden.
Und gerade in Beziehung auf solche, mit aller Kunst geschmückten Waffen,
welche die leidenschaftliche Liebhaberei aller Fürsten und Kriegsleute
bildeten, ist unsere kaiserliche Sammlung ausgezeichnet. Und es kommt
noch ein ganz persönliches Moment hinzu.
Erzherzog Ferdinand von Tirol, welcher einer der leidenschaft-
lichsten Waffenliebhaber seiner Zeit war und in diesem Eifer die Ambraser
Sammlung gegründet hatte, war darauf bedacht gewesen, indieserSarnmlung
die berühmtesten Namen unter seinen Zeitgenossen mit Rüstungen oder
Waffen, welche sie wirklich getragen und geführt hatten, vertreten zu
haben. Und so werden uns in der Tha alle die Namen, welche uns aus
der Kriegs- und politischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts so
geläufig sind, durch den eigensten Besitz derselben auf das lebhafteste in
die Erinnerung gerufen. Da sind nicht blos die Namen der Kaiser von
Friedrich III. angefangen bis auf Ferdinand ll. und vieler anderer Könige
und Fürsten, wie z. B. die protestantischen Gegner Karl's V., die Kur-
fürsten von Sachsen und von der Pfalz, Landgraf Philipp von Hessen;
da stehen neben Kaiser Max, dem Begründer der Landsknechte, die Namen
ihrer Führer und Obersten, Georg von Frondsberg, die Hohenetnser,
Rogendorf, Salm, Bernelberg, da stehen aus der zweiten Hälfte des sech-