gewerbemuseums in Berlin, des kunstgewerblichen Museums in Prag, des Gewerhemuseums
in Reichenberg, der Sammlung Lannain Prag, sowie auch anderer Museen und Privatsamm-
lungen ein reichliches Substrat liefern konnen, noch ein weites Feld offen, und es dürfte gewiss
gelingen, den reichen Formenschatz der böhmischen Glasgefüße sowohl in chronologischer
als auch in localer Beziehung nach eigenartigen Gruppen zu gliedern. Die vorliegende
Abhandlung ist in der dem Autor eigenen fesselnden Weise geschrieben; dass
Hinweise auf die Litteratur und sonstige Quellennachweise größtentheils weggeblieben
sind, ist durch den ursprünglichen Zweck erklarlich. Dem Texte sind fünf Abbildungen
beigefügt; durch eine wird das Lehman'scbe Glas reproducirt, die übrigen vier sind nach
im kunstgewerblichen Museum in Prag befindlichen Originalen aufgenommen.
Prag. K. Ch.
l
Der Goldschmiede Merkzeichen. zooo Stempel auf älteren Goldschmiede-
arbeiten, in Facsimile herausgeg. und erklärt von Dr. Marc Rosen-
berg. Frankfurt a. M., Verlag von Heinrich Keller, 1890. Leg-B".
IX, 582 S. M. 22.
Dictionnaire des pincons, symboles, signes figuratifs, rnarques et mono-
grammes des Orfevres francais et etrangers , fermiers generaux,
maitres des monnaies, controleurs, verificateurs etc. par Ris-Paquot.
Paris, libr. Renouard, 1890. 8'. VIII, 384 S. M. 15.
Während Frankreich und England schon eine kleine Litteratur über Goldschmied-
marken besitzen, war es für Deutschland bisher nur zu einigen Vorarbeiten gekommen.
Allerdings liegen hier, abgesehen davon, dass in jenen Landern sich viel häufiger Lieb-
haber und Sammler finden, welche selbst ihre Erfahrungen zum allgemeinen Besten ver-
wenden, die Dinge viel schwieriger. Auf dem benachbarten Gebiete der keramischen
Marken konnte die Forschung eher zu befriedigenden Ergebnissen gelangen, da es sich
um eine viel geringere Anzahl von Werkstätten handelte, zumal das Porzellan in Europa
eine verhaltnissmaßig neue Erscheinung und großtentbeils aus Staiitsanstalien hervor-
gegangen ist, mithin Denkmäler und Actenrnaterial noch reichlich zur Verfügung stehen.
Für Gold- und Silberarbeit ist in Frankreich Paris von dermaßen überwiegender Bedeutung,
dass das Studium sich fast gänzlich auf diese Stadt beschränken kann, und auch in
Großbritannien sind die beachtenswerthen Fabricationsstiitten nicht zu zahlreich; in
Deutschland hingegen haben wir eine kaum übersehbare Menge von Staaten und Gemein-
wesen vor uns, in denen zu Zeiten die Edelschmiedekunst zu selbständiger Blüthe ge-
kommen ist, und für die besondere Stempelungsbestimmungen bestanden haben. Und
leider wurde vielfach bei politischen Veranderungen und insbesondere nach Auflösung
der alten Zünfie den einschlägigen Acten so wenig Werth beigemessen, dass sichere
Auskünfte über solche Vorschriften nicht mehr zu erlangen sind, geschweige über die
Bedeutung von Meistermarken. Wir haben das vor einigen Jahren selbst erfahren, als es
sich um die Erklarung der sogenannten RepunzirungsmarkeM) handelte. Die mannig-
faltigen Zeichen für den Ort, die Legirung, die Werkstatt u. s. w. können daher die
Bestimmung noch erschweren, die sie bei genügenden: Actenmaterinl so sehr verein-
fachen würden.
Die empfindliche Lücke in unserer kunstgeschichtlichen Litteratur war also nur
auszufüllen, wenn Jemand sich entschloss, seine ganze Mußezeit diesem Gegenstande zu
widmen. Das hat in höchst dankcnswerther Weise Prof. Dr. Rosenberg in Karlsruhe seit
einer Reihe von Jahren gethnn; er hat die Litteratur, die Sammlungen und die Ausstel-
lungen unermüdlich und gründlich durchforscht, und so einen Schatz von 10.000 Marken
zusammengebracht. Dass sein obengenanntes Werk nur etwa den fünften Theil davon
wiedergibt, er sich auch in anderer Beziehung (z. B. was das Ausland betrifft) Be-
schrankungen auferlegen musste, ist nicht seine Schuld; er hat nur schwer einen Verleger
gefunden, welcher die Drucklegung wagte, und zur Verringerung der Herstellungskosten
wurden die Marken ausgeschieden, welche sich noch nicht einer bestimmten Stadt zu-
theilen ließen, und bei den fremden Lindern auf dortige Hilfsbücher verwiesen, so weit
solche vorhanden sind. Dass wir hiernach sein Werk nur als Abschlagszahlung ansehen
können, dass die Fachleute und Liebhaber nicht Gelegenheit erhalten, dem Verfasser
möglicherweise Fingerzeig: für die noch nicht gedeuteten Marken zu geben, das ist na-
türlich zu bedauern. Aber schon jetzt muss sein Buch ein unentbehrliches Handwerk-
') Vergl. nMinh. 1887:, S. 377; 1888, S. 165 E.