Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums. Venezianische! Renaissancesamt, grün
und orange auf glattem weißem Grunde (Höhe des Stückes 87 Zentimeter)
Diagonalanordnung kleiner in sich geschlossener Motive. Die reichere
Goldmusterung zeigt als Grundschema eine S-förmige Gliederung, wie sie
auch für einen großen Teil der frühen Spitzen kennzeichnend ist."
Besonders auffällig sind die schrägstehenden Balken, die dadurch gebildet
sind, daß in ihnen ein großer Teil der Kettenfäden der Breite nach vorne
„flottliegt"; diese Fäden sind dann (in zweimal gebrochener Linie) mit der
Schere auseinandergeschnitten, so daß sie nun von beiden Längsseiten
her schräg über die allgemeine Fläche herausspringen. Es wird dadurch in
dem, sonst einheitlich weinroten und nur mit Gold gemusterten, Seiden-
gewebe ein außerordentlich reiches Spiel der Lichter erzeugt. Es ist einer
der zahlreichen Versuche der fortgeschrittenen Renaissance, plastische und
Lichtwirkungen zu erreichen, und wäre etwa dem Mustern durch „Fiocchi"
oder durch bloße Schnitte im Gewebe vergleichbar. Die Gesamtwirkung
des Stoffes ist von merkwürdig schlichter Vornehmheit und doch von ganz
geheimnisvollem Licht- und Farbenreize.
Gleichfalls der fortgeschrittenen Renaissance gehört das auf Seite 480
abgebildete Gewebe an. Das Stück ist anscheinend als obere Abschluß-
borte einer Bespannung gedacht und zeigt in der Längsrichtung oben und
' Gesxickt Findet sich Vergleichbares etwa auf einem Damenporträt Bronzinos in der Eremitage zu
St. Petersburg.