in spätere Abteilungen abgezweigt. Der zweite Hauptabschnitt über „Teppiche mit
PHanzenmustem" konnte wieder dadurch eine große Klärung erfahren, daß man sich auf
die persischen Arbeiten dieser Art beschränkte und die nun als kleinasiatisch, indisch,
armenisch oder sonst deutlicher bestimmbaren Stücke einer später folgenden, gemein-
samen Behandlung zuwies.
Den sogenannten „Polenteppichen" ist nun ein eigener Abschnitt zugewiesen, dem mit
Recht auch die verwandten gobelinartigen Wirkteppiche eingeordnet sind. Gleichfalls
einen besonderen Abschnitt haben die „indopersischen Teppiche" erhalten, von denen,
nebenbei bemerkt das Österreichische Museum in Wien wohl die beiden schönsten
Exemplare besitzt." Gerade auf dem Gebiete indischer Teppicherzeugung haben sich die
Anschauungen in den letzten Jahren übrigens sehr geändert. '""
Neu ist auch der Abschnitt über „Sogenannte armenische Teppiche", die früher
vielfach und teilweise noch von Martin in die älteste Zeit (bis in das XIII. Jahrhundert)
versetzt wurden.
Auch der III. Hauptabschnitt des ursprünglichen Werkes, der über die klein-
asiatischen und verwandten Teppiche, erscheint nun in mehrere Kapitel aufgelöst. Wichtig
sind in der ersten Gruppe „frühe kleinasiatische Teppiche" besonders die Stücke aus Konia,
die wohl tatsächlich die ältesten erhaltenen, oder wenigstens die ältesten uns heute
bekannten asiatischen Knüpfteppiche sindfh" In besonders glücklicher Weise konnten hier
die Teppichdarstellungen auf älteren italienischen Gemälden zur Ergänzung unserer Vor-
stellung herangezogen werden.
Es folgt dann ein klares und übersichtliches Kapitel über „kleinasiatische, sogenannte
Uschak-Teppiche", dem sich eine gleichfalls überzeugende Besprechung der älteren „Gebet-
teppiche" anreihtsl"
Es folgen dann die „kleinasiatischen Teppiche mit geometrischer Stilisierung", die in
einleuchtender Weise zusamrnengefaßt und wieder rnit älteren europäischen Darstellungen
verglichen werden, sowie als neues Kapitel„Die sogenannten Damaskus-Teppiche", die wohl
mit Recht als Erzeugnisse türkischer Hofmanufakturen angesehen werden. H
Die späteren Teppiche, besonders die heute in den Handel kommende, auch die
bessere, Marktware ist nicht berücksichtigt; es lag dies außerhalb des Planes und wird in
dem gut geschlossenen Ganzen auch nicht vermißt. Wir dürfen wohl sagen, daß das
Gebotene in allen I-Iauptsachen den klarsten und deutlichsten Begriff unserer heutigen
Kenntnis der Form- und Farbengebung vorderasiatischer Knüpheppiche bietet und daß man
bei aller selbstverständlichen Benützung der vorhandenen Arbeiten immer das Gefühl hat,
daß diese Erkenntnisse aus dem reichen Born eigener Erfahrung und selbständiger Arbeit
geschöpft sind. Die Klarheit des Ganzen zeigt uns auch, wo ein weiterer Ausbau möglich
und nötig ist. T-l-T Hier sind aber die sicheren Grundlagen weiterer Arbeit gegeben. D.
t Abb, 4a und 47.
"f 0b Teppiche in der Art desjenigen auf Abbildung 45, mit ziemlich frei verstreuten phantastischen
Tieren, tatsächlich schon in die Zeit um 1500 fallen, wäre vielleicht noch weiter zu untersuchen. Sollte es sich,
wie so oft in der Textilkunst und insbesondere bei der Teppicherzeugung, nicht eher um eine Entartung als um
eine Vorstufe handeln? Das Merkwürdige in der Textilkunst ist ja, daß künstlerische Auflösungen und
Entartungen gerade bei Völkerstämmen vorkommen, die rein technisch sehr Gutes leisten.
"W Um diese wichtige Erweiterung unserer Kenntnis hat sich Professor Friedrich Sarre in Berlin
große Verdienste erworben.
1- Manches Neue und Ergänzende wird hier wohl eine in Aussicht genommene Veröffentlichung des
Budapester Kunstgewerbemuseums bringen können, das im letzten Jahre eine äußerst lehrreiche Ausstellung
„siebenbürgischef Teppiche veranstaltet hat.
1-}- Das schönste Stück dieser Art besitzt das österreichische Kaiserhaus, das in dem weltberühmten
Tierteppich auch das herrlichste Beispiel einer ganz andern Art sein Eigen nennt.
H-f Das Technische der Teppiche betreffend möchten wir nur erwähnen, daß es bei einer Neuauflage
vielleicht gut wäre, nicht nur die eine Knotenart, die auf Seite 7 beschrieben ist, sondern auch die ganz anders
geartete sogenannte "persische" Knüpfung näher darzulegen, da gerade die technischen Unterschiede zu den
wichtigsten Kennzeichen der Teppichaiten gehören.