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bringen kann. ln Wien sind die Arbeiten der Tiroler Glasmalerei-Anstalt
noch unbekannt. Dieselbe erzeugt das Glas für ihre Zwecke in eigener
Regie und verfertigt auch das sogenannte Kathedralglas, welches früher
ausschliesslich aus England bezogen werden musste, in einer Güte, Menge
und Wohlfeilheit, dass dadurch die englische Concurrenz gänzlich aus dem
Felde geschlagen wurde. Die im nächsten Jahre erfolgende Vollendung der
Votivkirche wird Veranlassung geben, die prachtvollen Arbeiten dieser
vortrefflich geleiteten Anstalt den weitesten Kreisen zur Kenntniss zu
bringen. In neuerer Zeit hat Herr Albert Neuhauser auch eine Glas-
schmelzmosaik-Anstalt, vorwiegend für kirchliche Zwecke, in's Leben ge-
rufen, und zwar mit Glasschmelz, der in der eigenen Anstalt erzeugt
wird, werden dort die Mosaikarbeiten ausgeführt. Das Fach des Mosaiks
kommt gegenwärtig wieder in Aufschwung. In Paris ist von Staatswegen
eine Mosaikanstalt gegründet worden. Herr Salviati bereitet im Auftrage des
Kronprinzen des Deutschen Reiches die Einrichtung einer Glasmosaikanstalt
vor, welche einen Mittelpunkt für Mosaiktechnik bilden soll. ln Innsbruck
ist es ein einfacher Privatmann, der den ersten Schritt zur Gründung einer
solchen Anstalt gewagt hat und zwar ohne alle staatliche Subvention, auf
nichts Anderes fussend, als auf seine eigene Begeisterung für kirchliche
Kunst und für die Hebung dieses lndustriezweiges, dem, wenn einiger-
massen günstige Verhältnisse vorwaltcn, eine grossc Zukunft bevorsteht.
Denn es hat sich gezeigt, dass in Nord-Europa für das Fresco-Gemälde,
wenn es in oEenen Räumen sich befindet, die Gefahr der Zerstörung durch
Witterungseinflüsse in zu hohem Grade vorhanden ist und den einzigen Er-
satz hiefür kann nur das Glasschmelzmosaik bieten. Es ist dies in Wahrheit
eine monumentale Technik, gleich gut verwendbar für kirchliche Zwecke,
wie für öffentliche Gebäude des Staates, der Commune und Privaten. Es
scheint, dass die Bedeutung dieser Mosaiktechnik nicht so anerkannt wird,
als sie es verdient, weil man fürchtet, sie sei zu kostspielig, was aber in
Wahrheit nicht der Fall ist. Es kommt ein Mosaikgemäldc fast nicht höher
zu stehen, als ein Oelgemälde oder ein Frescobild. Ob sich aber Kunst-
freunde genug Buden werden, um diese Technik ausgiebig zu unterstützen,
ist eine andere Frage; denn die Zahl der wirklichen Kunstliebhaber ist
heutigen Tags gering, und noch geringer die Neigung, jene Techniken zu
fördern, die mit der monumentalen Kunst in directer oder indirecter Ver-
bindung stehen. Auch diese beiden grossen Anstalten in Innsbruck sind
auf Bestellungen vom Auslande und auf den Export angewiesen.
Aus den kurzen Bemerkungen, die bisher gemacht wurden, dürfte
klar hervorgehen, dass kein Land es so nöthig hat, die Exportfähigkeit
seiner lndustrieproducte sich angelegen sein zu lassen, wie Tirol, die
Verbindungen mit Oesterreich und dem Auslande zu befestigen und zu
erörtern. Bei dem klugen und gesunden Gesehäftsverstande der Tiroler
wird es klar, was geleistet werden könnte, wenn nicht bei Vielen die
Neigung vorhanden wäre, sich auf artistischen, wissenschaftlichen und