lehrer in's Leben rief. Die zweite Schwierigkeit wurde dadurch umgangen, dass die Ober-
leitung dieses gesammten Fachunterrichtes der benachbarten Reichenberger Staatsgewerbv
schule übertragen wurde.
Diese hatte nun zwei Aufgaben im Interesse der Gablonzer Industrie zu erfüllen:
erstens musste sie den Lehrkräften der Fachschule mit Rath und That in jeder Weise
beistehen und sie sowohl in pädagogischen als auch in industriellen Fragen wie im Ver-
kehre mit der Bevölkerung und den Behörden unterstützen; zweitens hatte sie in den '
Ferien die VoIks- und Bürgerschullehrer der um Gablonz liegenden Ortschaften zu den
Zeichen- und Fortbildungscursen zu versammeln, in denen die vorzüglichen Fachkräfte
der Staatsgewerbeschule Unterweisungen ertheilen. Dadurch wird einerseits der Zeichen-
unterricht an den Volksschulen der ganzen Gegend gehoben und andererseits die Errich-
tung von gewerblichen Zeichencursen in allen Ortschaften ermöglicht. An diesen Zeichen-
cursen wird sodann constatirt, welche Schüler jeder Ortschaft die begabtesten sind, und
diese werden mit Stipendien an die Fachschule in Gablonz gesendet.
Ueberall, wo diese Decentralisation, für welche aber andererseits in der Fach-
schule des industriellen Mittelpunktes und in der benachbarten Staatsgewerbeschule
hohe re Einheite n gegeben sind, nicht eingeführt ist, kann offenbar der Fachunterricht
nur sehr beschrankten Nutzen für die Hausindustrie stiften, und wird die Frequenz der
betreffenden Fachschule eine ungenügende bleiben müssen.
Der erste der erwähnten Lehrer-Fortbildungscurse ist nun in diesen Sommerferien
an der Reichenbcrger Staatsgewerbeschule abgehalten worden. Es haben sich t; Volks-
und Bürgerschullehrcr an demselben betheiligt und die erfreulichsten Beweise von Lust
und Liebe für die Forderung der gewerblichen Bildung dabei an den Tag gelegt. Der
Professor der Staatsgevrerbeschule Architekt; Brausfewctter leitete den Curs. Die befrie-
digenden Resultate desselben liegen nunmehr vor und erregen in Fachkreisen um so mehr
Interesse, als hiemit der erste Versuch in Oesterreich unternommen ist,
die Verbindung der Volksschule mit dem gewerblichen Fachunterrichte
praktisch in's Leben einzuführen.
(Von der Taplltzer Gawerbesolmle.) Man schreibt uns aus Tcplitz: wDie pro-
grammgemaß abgehaltene Ausstellung von Schülerarbeiten der hiesigen Fach-
schule zeigt am deutlichsten den Weg zur Regenerirung des Gewerbes unter Aufwendung
nahezu unbedeutender Mittel. Die Beistellung der Localitaten von der Gemeinde und
zooo H. Subvention vom Handelsministerium ermöglichen den Lehrern der Anstalt, den
Herren Laube und Reiman n, circa too Schülern kostenfreien Unterricht in der Schlos-
serei, Tischlerei und der keramischen Industrie zu ertheilen; insbesondere sind die Fort-
schritte in der Ausbildung des Geschmackes und der Kunstrichtung an den exponirteti
Objecten der Keramik wahrzunehmen. Nahezu alle zeichnen sich durch Styltreue, durch
kunstvolle, nach der Natur oder nach eigenenßompositionen ausgeführte Zeichnungen
und Malereien aus, und werden diesen Zweig der Haus- und Großindustrie, wenn diese
Schüler in's praktische Leben übertreten, nicht nur concurrenzfähig machen, sondern auch
veredeln. Bei diesen unverkennbaren Vortheilcn, von denen die in hiesiger Gegend be-
deutende Siderolith- _und Thonwaarenindustrie insofern Gebrauch macht, als sie sich in
einschlägigen Fragen an die Anstalt wendet und Musterausführungen dortselbst besorgen
lasst , ist es zu bedauern, dass die Anstalt noch mit mancherlei Vnrurthcil bei Meistern
und Eltern zu kämpfen hat, die ihre Ptleglinge am regelmäßigen Schulbesuch verhindern."
tKorbtleohtsohule.) Aus Hohenelbe, 26. September, wird dem nPrager Abend-
blatte- geschrieben: wDie vorn Centralcornite zur Beforderung der Erwerbthatigkeit der
böhmischen Erz- und Riesengebirgs-Bewohner in's Leben gerufene, Korbflechtschule ist
am 25. d. M. feierlich eröffnet worden. Nach dem in der Decanalkirche abgehaltenen
Gottesdienste begaben sich die Festtheilnehmer in den festlich derorirten Rathhaussaal,
wo mehrere Ansprachen gehalten wurden, worauf die Besichtigung der von der Stadt-
gemeinde zur Verfügung gestellten Localitäten stattfand.
(Gewerbesohnle in Ober-Kram) In den Blattern wurde aus Lai bach gemeldet,
dass die Absicht Sr. Excellenz des Herrn Unterrichtsministers bestehe, in Krain, und zwar
in dem mit verschiedenen bedeutenden Hausindustrieziveigen (Korbflechterei, Holzschnitzerei)
ausgestatteten Ober-Krain, eine auf die Hebung dieser Industriezweige berechnete Ge-
werbeschule zu errichten. Die Nachricht bestatigt sich. Der Bevölkerung einiger Bezirke,
welche für diese Handarbeiten viele sehr begabte und strebsame Elemente enthält, soll
die technische und künstlerische Ausbildung ermöglicht werden, welche unerlässlich ist,
um aus denselben einen ergiebigen Nahrungszweig zu schaffen. Bezüglich des Ortes, wo
die Schule errichtet, und bezüglich der Sprache, in welcher der Unterricht ertheilt
werden soll, ist, so viel wir erfahren, noch keinerlei Beschluss gefasst worden, indem
hiebei einerseits das Gutachten der Localhehörden maßgebend ist, andererseits die Er-
richtung einer solchen Schule zunächst an die Verfügbarkeit der betretfenden, durch die