Minllßilunuen des k. k. llestarreinh. Musaums
KUNST UND INDUSTRIE.
tMonatschrift für Kunst und KunstgewerbeA
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Redacteur Eduard Chmelarz. Expedition von C. Geroldis Sohn.
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IWIEN, l. Novsmum I88I. XVI, Jahrg.
Nr.
Inhalt: Die Araheske der Renaissance. Von Dr. Stockbauer. - Die keramische Abtheilnng im Oelterr.
Museum. Von J. Folnesicn. (Form) - Programm der Donnerstag-Vorlesungen im Winter-
semester 1881182. - Literamrbericht. - Kleinere Minheilungen. '
Die Arabesko der Renaissance.
Von Dr. Stockbau er.
Die Arabeske des 1 5. und beginnenden 16. Jahrhunderts ist eine fast selb-
ständige Lebensäußerung der damaligen Kunst; von verhältnissmäßig gewiss
sehr wenigen blos plastischen antiken Vorbildern (Thürpfosten, Friesen,
Sarkophagen) ausgehend, hat sie das Höchste erreicht aus eigenen Kräften.
Burckhardt, der Cicerone, S. 234 - nUnter den verschiedenen Arabesken-
formen aber ist die italienische Pflanzenarabeske für alle Zeit das muster-
giltigste Vorbild derartiger Bildungen und Verzierungen, sie ist in ihrem
Wesen und ihrer Erscheinung die duftreichste Blüthe eines künstlerisch
hoch und bedeutend angelegten Zeitalters. Wohl kannte auch die Antike
schon derartige Verzierungsweisen. Abgesehen von den oben erwähnten
plastischen Vorbildern sind uns in den pompejanischen Wandmalereien
reizende und poesievolle Muster erhalten, und die Wiederauffindung der-
selben hat wesentlich beigetragen, dieser Verzierungsart besondere Auf-
merksamkeit und Pflege zu gewinnen. Die italienische Renaissance schuf
aber ihre Muster in freier schöpferischer Kraft, kaum beeinflusst von den
ihr zugänglichen antiken Kunstresten dieser Art und gerade in dieser
Originalität und Selbständigkeit liegt ein wesentlicher, die ganze Cultur-
und Kunstperiode charakterisirender Werthnt
Der Name vArabeskeu ist ein allgemeiner Gattungsbegriff, der hier
weder Abstammung noch Wesen irgendwie bezeichnet. Die eigentliche
Arabeske - von dem Volke der Araber und ihrer Verzierungsweise auch
sprachlich sich ableitend - ist etwas ganz Anderes als das interessante
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