legten Massregeln durchgeführt werden kann, insbesondere zur För-
derung der Textilindustrie, Quincaillerie und der Glasraffinerie. Alle
Massregeln für diese Zweige der Industrie berühren die vitalsten Fragen
unserer Industrie.
In Graslitz wurde ein in bescheidenen Grenzen sich bewegendes
Museum theilweise durch die Bemühung des Herrn v. Dotzauer ge-
schalfen, das den Bedürfnissen der thätigen und intelligenten industriellen
Bevölkerung an der äussersten Nordwestgrenze Oesterreichs entgegen-
zukommen anstrebt.
In Prag haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert und die
Anschauungen über das, was in dieser Beziehung wünschenswerth und
erreichbar ist, sind in einem wohlthätigen Klärungsprocesse begriffen.
Wesentlich haben dazu einerseits die Gründung der beiden Lehrkanzeln
für classische Archäologie und Kunstgeschichte an der dortigen Univer-
sität und andererseits die Errichtung einer allgemeinen Zeichenschule und
einer kunstgewerblichen Fachschule für Goldschmiede, dann die Berufung
des Malers Sweerts in die dortige Akademie beigetragen. Das kunst-
wissenschaftliche Universitätsinstitut, dessen Erbauung in einer hoffentlich
nicht zu ferne liegenden Zeit in "Angriff genommen wird, dürfte für jene
Kunstunterrichtszwecke, welche vom Staate unterstützt werden, einen
Mittelpunkt bilden und es dürfte dort auch jener Theil der Sammlungen
Aufnahme finden, welche als kunstgewerbliche Vorbilder dienen können.
Gegenüber dem kunstwissenschaftlichen Institute soll das sogenannte
Künstlerhaus, das von der böhmischen Sparcasse gebaut wird, Platz
finden. Dort werden die Kunstinstitute Prags ihren Mittelpunkt linden,
an dem regulirten, mit einem Quai versehenen Tummelplatze, von wel-
chem auch eine neue Brücke zur Neustadt führen wird. Schade, dass in
dem Künstlerhause keine Räumlichkeiten für die Akademie der bildenden
Künste der Gesellschaft der patriotischen Kunstfreunde sich finden werden.
Eine ganz ausgezeichnete Stellung nimmt das von Herrn Vojta Na-
prstek (Fingerhut) gegründete Gewerbemuseum ein, das vorzugsweise
der gewerblichen Volksbildung gewidmet ist und die seltene Opferwillig-
keit und Vaterlandsliebe des Herrn Naprstek und seiner Mutter glänzend
illustrirt. Das böhmische Nationalmuseum steht wohl ganz ausserhalb
der Kreise, die hier in Betrachtung kommen. Zu diesen jüngeren Be-
strebungen kommt noch die von Dr. Mejer geleitete Gewerbeschule
hinzu, die seit einer stattlichen Reihe von Jahren für Hebung des ge-
werblichen Unterrichtes wirkt. Auch der Umstand, dass eine Reihe von
hervorragenden Architekten, wie die Herren Zitek und Barvitius (Schüler
der Professoren van der Nüll und Sicardsburg), Ullmann u. s. f., theils
als Lehrer, theils als praktische Architekten wirken, trägt nicht wenig
dazu bei, jene Kunstbewegung zu fördern, deren schliesslicher Ausgang
nur ein für Prag nützlicher sein kann.