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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 236)

Auf dem Friedhofe langte der Trauerzug um 6 Uhr an. 
Die Grabstätte, in welche die irdische Hülle Rudolf von Eitel- 
bergefs vorläufig gebettet wurde, befindet sich in der 29. Gruppe, 
erste Reihe Nr. 33. In weitem Halbrund umstellten die Trauer- 
gäste die Gruft, auf deren Mündung der Sarg niedergestellt 
wurde. 
Hier ergriff nun als Erster im Namen der langjährigen 
Mitarbeiter Eitelbergefs an dem Werke der Schaffung des 
Museums Regierungsrath Jakob Ritter von Falke das Wort. Er 
trat an das Fußende des Sarges und sprach mit ergriffener 
Stimme folgende Worte: 
vGeehrte Freunde und Trauergenossen! 
Die irdische, vergängliche Hülle eines großen, eines seltenen 
aber ruhelosen Geistes senken wir hier in die Gruft zur ewigen 
Ruhe. Hier auf Erden suchte er die Ruhe nicht und wollte sie 
nicht. Sein Geist, der die Welt umfasste und dem Vaterlande 
diente, wollte nur schaffen, nur thätig sein. Und wohin er seine 
Thätigkeit richtete, da erblühte neues Leben. S0 'ging er uns 
voran, ein sicherer Führer auf neuen Bahnen. Erfolg auf Erfolg 
begleitete seinen Weg. bis die Krankheit, die langsam schleichende, 
tückische ihn erfasste, seinen klaren Blick trübte, seine Kraft 
lähmte und ihn endlich niederwarf auf das Todesbett. Du hast 
geendet, theurer Freund und Führer, aber was Du geschaffen hast, 
wird ewig bleiben, und uns, Deinen Freunden, Strcbensgcnossen 
und Mitarbeitern wirst Du unvergesslich sein. Fahre wohl!" 
Nachdem Regierungsrath Ritter von Falke seinen Aschieds- 
gruß vollendet hatte, sprach der Director der Staatsgewerbe- 
schule, Herr Sitte, der einstige Schüler Eitelbergefs: 
uEs war ein Führer unter den Menschen, den wir zu Grabe 
getragen haben, ein Führer und ein Pfadfinder auf dem edelsten 
Gebiete des menschlichen Denkens, in der Wissenschaft und in der 
Kunst. Diese Reinheit des großen Lebenswerkes, das der große 
Dahingeschiedene sich zur Aufgabe gestellt hat, gleicht der Rein- 
heit seines edlen Herzens. Heute übermannt der Schmerz selbst 
die Bewunderung über Dein erhabenes Schaffen, und indem wir 
uns bei Dir zum letzten Male befinden, stehen wir hier, um Dir 
ein Lebewohl zu sagen, nicht mehr alle Deine treuen Freunde 
vereinigt, da viele Dir schon vorausgegangen sind; nun gehst 
auch Du zu ihnen, Du triffst sie alle aus der schönen Zeit der 
Kunstentfaltung, des Kunstfrühlings. Die schöne Zeit, die in
	        
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