Auf dem Friedhofe langte der Trauerzug um 6 Uhr an.
Die Grabstätte, in welche die irdische Hülle Rudolf von Eitel-
bergefs vorläufig gebettet wurde, befindet sich in der 29. Gruppe,
erste Reihe Nr. 33. In weitem Halbrund umstellten die Trauer-
gäste die Gruft, auf deren Mündung der Sarg niedergestellt
wurde.
Hier ergriff nun als Erster im Namen der langjährigen
Mitarbeiter Eitelbergefs an dem Werke der Schaffung des
Museums Regierungsrath Jakob Ritter von Falke das Wort. Er
trat an das Fußende des Sarges und sprach mit ergriffener
Stimme folgende Worte:
vGeehrte Freunde und Trauergenossen!
Die irdische, vergängliche Hülle eines großen, eines seltenen
aber ruhelosen Geistes senken wir hier in die Gruft zur ewigen
Ruhe. Hier auf Erden suchte er die Ruhe nicht und wollte sie
nicht. Sein Geist, der die Welt umfasste und dem Vaterlande
diente, wollte nur schaffen, nur thätig sein. Und wohin er seine
Thätigkeit richtete, da erblühte neues Leben. S0 'ging er uns
voran, ein sicherer Führer auf neuen Bahnen. Erfolg auf Erfolg
begleitete seinen Weg. bis die Krankheit, die langsam schleichende,
tückische ihn erfasste, seinen klaren Blick trübte, seine Kraft
lähmte und ihn endlich niederwarf auf das Todesbett. Du hast
geendet, theurer Freund und Führer, aber was Du geschaffen hast,
wird ewig bleiben, und uns, Deinen Freunden, Strcbensgcnossen
und Mitarbeitern wirst Du unvergesslich sein. Fahre wohl!"
Nachdem Regierungsrath Ritter von Falke seinen Aschieds-
gruß vollendet hatte, sprach der Director der Staatsgewerbe-
schule, Herr Sitte, der einstige Schüler Eitelbergefs:
uEs war ein Führer unter den Menschen, den wir zu Grabe
getragen haben, ein Führer und ein Pfadfinder auf dem edelsten
Gebiete des menschlichen Denkens, in der Wissenschaft und in der
Kunst. Diese Reinheit des großen Lebenswerkes, das der große
Dahingeschiedene sich zur Aufgabe gestellt hat, gleicht der Rein-
heit seines edlen Herzens. Heute übermannt der Schmerz selbst
die Bewunderung über Dein erhabenes Schaffen, und indem wir
uns bei Dir zum letzten Male befinden, stehen wir hier, um Dir
ein Lebewohl zu sagen, nicht mehr alle Deine treuen Freunde
vereinigt, da viele Dir schon vorausgegangen sind; nun gehst
auch Du zu ihnen, Du triffst sie alle aus der schönen Zeit der
Kunstentfaltung, des Kunstfrühlings. Die schöne Zeit, die in