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Volltext: Die Glassammlung des K.K. Österreich. Museums

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Glas schon wegen der Dünnwandigkeit nicht, man suchte in der Diamant- 
gravirung Ersatz zu finden. Aber Giuseppe ßriati fand es in der ersten 
Hälfte des XVIII. Jahrhunderts gerathen, sich in eine böhmische Fabrik 
einzuschleichen, um deren Geheimnisse zu erkunden. Er erhielt 1736 ein 
Privilegium auf die Herstellung von Gläsern nach ausländischer Art, nahm 
sich aber auch der Pflege der einheimischen wieder an, und soll zahlreiche 
Arbeiten gemacht haben, welche in den Sammlungen als solche des 
XVI. Jahrhunderts bezeichnet werden. Ebenso gab er den Anstoss zu 
der Fabrication der Spiegelrahmen und Hängeleuchter mit plastischem 
Blumen- und Blattwerk. 
Indessen war der neue Aufschwung von keiner Dauer. Es ist 
bezeichnend, dass der letzte nennenswerthe Fabrikant des XVIII. Jahr 
hunderts, Giorgio Barbarin, sich 1790 ein Privilegium aut schwarze 
Flaschen für England geben liess. Siebzig Jahre später lag die Industrie 
so darnieder, dass der damalige Conservator des Museo Correr, Vincenzo 
Lazari, es als frommen Wunsch aussprach, es möge ein unternehmender 
und von Vaterlandsliebe erfüllter Mann einen oder den anderen Zweig 
derselben wieder in Aufnahme bringen, „soweit es unter den bestehenden 
Verhältnissen möglich ist“. Dieser Mann hatte sich bereits gefunden. 
Alessandro Salviati war Schüler des letzten in die Geheimnisse der 
Kunst eingeweihten Arbeiters, Lorenzo Radi, geworden, um zunächst die 
Glasmosaik wieder zu heben, und dann in der, jetzt an die Compagnia 
Venezia-Murano übergegangenen Fabrik die altvenezianische Glas 
macherei in ihrem ganzen Umtange neu in’s Leben zu rulen. 
Der oben erwähnte Schriftsteller war 1861 (in der Galette des 
Beaux-arts) noch der Ansicht, dass die wesentlichen Geheimnisse der 
venezianischen Glasmacherei stets Eigenthum des Landes geblieben seien. 
Das ist durch neuere Forschungen widerlegt worden. Allerdings wurden 
alle Mittel dortiger Staatskunst aufgeboten, um die Weiterverbreitung der 
chemischen und technischen Kenntnisse von Murano zu verhindern. 
Während man die Zunft in jeder Weise begünstigte und bevorzugte, hielt 
man sie gleichzeitig unter strengster Aufsicht, liess keine Fremden zu, und 
bedrohte ausgewanderte Arbeiter mit den schwersten Strafen. Solchen 
sind in einzelnen Fällen sogar Meuchelmörder nachgesandt worden. Doch 
gingen wohl die Massregeln eben wegen ihrer Härte manchmal über das 
Ziel hinaus, und gelegentlich fanden die Zehn sich durch politische Rück-
	        
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