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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 240)

auch als ein für sich allein bestehendes Institut zu denken, 
welches keine andere Aufgabe zu erfüllen hätte, als die plastische Kunst 
im vollen Umfange, nebst den zu ihr gehörigen Formen und Zweigen 
der Baukunst und der decorativen Künste, durch Abgüsse zu repräsen- 
tiren. Es darf naturgemäß für dieses Museum keinerlei exclusiven Stand- 
punkt geben; alle Zeiten, alle Stile werden in ihm durch ihre 
charakteristischen und künstlerisch vollendet sten Werke 
vertreten sein müssen: das orientalische und das classische Alterthum, 
die Kunst der Aegypter, der alten Asiaten, wie der Griechen und Römer; 
dann die frühchristliche und die mittelalterliche Plastik; ferner die Renais- 
sance in ihren drei Epochen und in ihren Verzweigungen bei den ßver- 
schiedenen Kunstvölkern Europe's; endlich die moderne Kunst in der 
Mannigfaltigkeit ihrer Schulen und Meister. Nur wenn die Anlage der 
Sammlung in diesem weiten Sinne gefasst und durchgeführt wird, kann 
der dem Ganzen zu Grunde liegende Gedanke auf diejenige Sympathie 
in allen Kreisen des kunstliebenden Publicums rechnen, welche zu seiner 
Verwirklichung nöthig ist. _ 
In ein solches universell angelegtes und nach kunstgeschichtlichen 
Gesichtspunkten geordnetes Museum würde sich dann auch eine speciell 
österreichische Abtheilung vortrefflich einfügen, welche dem neuen 
Wiener Museum sein locales Gepräge verleihen und in ihrer Art "zur 
Ausfüllung einer oft schmerzlich empfundenen Lücke beitragen könnte. 
In dieser österreichischen Abtheilung würden die hervorragenden Per- 
sönlichkeiten der Vaterländischen Geschichte, soweit von ihnen irgendwo, 
sei es im lnlande, sei es im Auslande, plastische Denkmäler, Statuen, 
Grabmonumente, Porträtbllsten oder sonstige plastische Darstellungen von 
künstlerischem Werth existiren, sodann die Modelle der großen Neu- 
bauten und öffentlichen Denkmäler Wiens, für deren Conservirung noch 
nirgends Vorsorge getroffen ist, sowie auch sonstige vaterländischevlbenk- 
mäler, Werke der decorativen Plastik, der Kleinkunst u. a. lin Abgüssen 
vertreten sein. Die bestehenden Wiener Museen erhielten durch diese 
Abtheilung, welche sich sonst nirgendwo anders in gleicher Weise rbilden 
ließe, gewiss eine sehr willkommene Ergänzung. Für den Vaterländischen 
Historiker wie für den Kunstgelehrten und Künstler würde eine der- 
artige Zusammenstellung eine wahre Fundgrube von Aufschlüssen und 
erwünschten Vorbildern abgeben. 
Um den unmittelbaren Einfluss des Museums auf das Kunstleben 
der Gegenwart zu heben, denke ich mir ferner eine Anzahl von Ateliers, 
namentlich von Bildhauerateliers, nach denen stets Nachfrage ist, 
damit in Verbindung gebracht. Auch an einer schwungvoll betriebenen 
Gypsgießerei darf es nicht fehlen. Die Verwaltung des Museums 
wird auf die BeschaEung neuer Formen für die Gießerei und auf die 
Verwerthung derselben im Interesse der Sammlung sowie für andere 
Anstalten des ln- und Auslandes Bedacht zu nehmen haben. Dieser
	        
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