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ist in der Kunst- und Culturgeschichte Frankreichs im achtzehnten Jahrhunderte völlig
zu Hause. Dazwischen spielt aber das Leben der erst glücklichen und dann so unglück-
lichen Konigin, wie es in Schloss und Garten von Trianon verlauft. Das Buch erzahlt
von ihren Festen und Vergnügungen, von ihren Freunden und Freundinnen, mit welchen
sie diesen reizenden Aufenthalt theilte, von den hohen Besuchen des Kaisers Joseph und
des Königs von Schweden und vieler Anderer, für welche sich die Pforten dieses ver-
zauberten Schlosses offneten. Es führt den Leser mit innigstem Antheile an das tragische
Ende. - Beigegeben sind dem Buche verschiedene Documenta, darunter das Tagebuch
des Königs Ludwig XVL, soweit es sich auf Trianon bezieht, das dem Verfasser als
sichere Quelle für viele Daten gedient hat; ferner eine Anzahl der Menu's bei verschie-
denen Festen und Besuchen, ein Katalog der Bibliothek der Königin und Anderes.
J. v. F.
er
Die Architektur der italienischen Renaissance. Entwickelungsgeschichte
und Formenlehre derselben. Ein Lehr- und Handbuch für Architekten
und Kunstfreunde von Rudolf Redtenbacher. Frankfurt a. M
Heinrich Keller, 1886. 8". XVI, 568 S.
Das Buch ist zunächst für Architekten bestimmt, denen Zeit oder Vorbildung das
Zurückgehen auf die Schriftquellen oder auch aufdie zerstreute darstellende Literatur nicht
gestattet. Es soll sie in die Lage setzen, einen Ueberblick über die Bauwerke der italiea
niscben Renaissance zu gewinnen, ihnen zugleich möglich machen, bei ihren Reisen
auch nicht auf der breiten Straße liegende Bauwerke zu beachten, deren in den Hand-
bochern keine Erwähnung geschieht. Eine allgemeine Einleitung schildert die Entstehung
der Renaissancekunst, wonach der wichtigste Theil des Buches, eine chronologische Auf-
zählung aller namhaften Architekten dieser Periode, sowie eine möglichst vollständige
ihrer Werke folgt, denen dann noch in gleicher Weise die Decorationen angeschlossen
sind. Die Anordnung ist sehr übersichtlich und in vieler Richtung belehrend. Es ware
nur zu wünschen gewesen, dass der Autor bei der Zuweisung der einzelnen Werke
etwas strengere Kritik an der landläufigen Ueberlieferung geübt hatte. Von großem
Nutzen wird das beständige Heranziehen der Architektur-Zeichnungen in Florenz sein,
welche trotz Allem von den Architekten noch viel zu wenig studirt werden. Eine kurze
Formenlehre der italienischen Renaissance-Architektur schließt dieses Werk des leider
inzwischen verstorbenen Verfassers, dem die Geschichte der Architektur so manchen
werthvollen Beitrag verdankt. - F. W.
it-
v
The pictorial arts of Japan. By Will. Anderson. Part I. London, Low,
1886. Fol.
Dieser Versuch einer Kunstgeschichte Japans kommt einem allgemein empfundenen
Bedürfnisse entgegen. Dass das Werk Lücken aufweisen und wohl auch manche Berich-
tigung erfahren wird, versteht sich von selbst, mindert aber nicht das Verdienst einer
ersten Zusammenstellung aller Nachrichten, welche aus den Pubiicationen der Asiatic
Society of Japan, aus Schriften von Siebold, Gonse, Audsley und anderen Kennern des
Landes zu gewinnen und vor den Schätzen. welche gerade in London vorhanden sind,
zu revidiren waren. Den allgemeinen Ausdruck Kunstgeschichte dürfen wir anwenden
trotz des widersprechenden Titels. Denn in der That werden nicht einzig die zeich-
nenden Künste im engeren Sinne behandelt, sondern auch asmciated arts, und hierunter
begreift der Verfasser mit Ausschluss der eigentlichen Baukunst, die weniger in's Gewicht
flllt, so ziemlich alle Arten japanischer Kunstübung: Lack, Stickerei, Keramik, Stein-,
Holz- und Metall-Sculptur. Der vorliegende erste Theil umfasst in sechs Capiteln die
prähistorische und die drei ersten Perioden der geschichtlichen Zeit, nämlich bis zum
Ende des siebzehnten Jahrhunderts (von der dritten bisher nur die Malerei) nach den
verschiedenen Schulen und mit stetem Hinweis aufden correspondirenden Entwickelungsgang
der chinesischen Kunst. Beigegeben sind so Tafeln (Holzschnitte, Heliogravnren, Photo-
lithographien) mit Erklärungen und zahlreichen Hochatzungen im Texte, alles in treff-
lichster Ausführung. k B.
Die verschiedenen Malarten. Vortrag, gehalten im Alterthumsvereine in
Wien am x. Jänner und r. Februar 1885. Von Jos. Schönbrunner.
(Verlag des Verfassers.) Wien 1886.
Der fachkundige Inspector der Albertina hat uns durch die Drucklegung dieses
Vortrages ein schönes Geschenk gemacht. Die Studien und Erfahrungen einer langen