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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 3)

große, mächtige Deckengewölbe, welches mit einer ganzen Composition 
bedeckt wurde, sondern noch muss die Malerei sich in die Ornament- 
felder des derben Stucco hineinbequemen. Als dann der italienische Ein- 
Huss immer kräftiger wurde, da wird das Stucco immer mehr verdrängt, 
und das eigentliche monumentale Fresco gewinnt den Sieg. Aber es sind 
vorläufig fast ausschließlich Italiener, welche es betreiben, die bedeutendsten 
Meister in erster Linie Martino Altomonte, Andrea dal Pozzo, Chiarini, 
Beduzzi, Antonio Belluzzi, Antonio Pellegrini u. A. 
Erst mit Gran und einigen seiner Zeitgenossen, z. B. Rottmayr und 
Reselfeld, finden wir in Oesterreich deutsche Künstler, welche allerdings 
auch im italienischen Geiste sich dieser Technik bedienten. Jedoch einer 
dieser Deutschen, nämlich unser Meister eben, führte die Kunst eine 
Strecke weiter. Die eingewanderten Wälschen trieben sie in der her- 
gebrachten, modemäßigen Art und Weise fort, Gran tritt als Reformator 
auf. Er hat allerdings in Venedig und Neapel bei Ricci und Solimena 
gelernt. Der Einfluss dieser Künstler ist unverkennbar, aber man würde 
die Bedeutung und den künstlerischen Charakter Gran's nicht vollkommen 
erschöpft haben, wollte man annehmen, dass er durch jene Künstler allein 
bestimmt wurde. Es ist noch etwas Anderes an seiner Weise zu würdigen, 
was eigentlich als das Wichtigste zu betrachten ist. In jener Zeit, in 
welcher Gran auf der Höhe seines Schaffens stand, zeigte sich nicht blos 
auf dem Gebiete der Malerei, sondern auch auf dem der Schwesterkünste, 
der Architektur und der Plastik, ein Drängen nach Reinigung der Form, 
ein Zurückdrängen - was aber in diesem Sinne ein Fortschritt ist - 
nach den Vorbildern der großen classischen Epoche des 16. Jahrhunderts 
und der Antike. Ich meine damit noch nicht ein ganz klar bewusstes 
Abwerfen des Modegeschrnackes der Zeit und ein Zurückgehen auf Rafael 
und andere Meister der classischen Epoche selbst, aber eine Ahnung davon 
dämmerte auf. Wir sehen dieses Streben bei den drei größten öster- 
reichischen Künstlern jener Zeit deutlich an den Tag treten, an dem 
genialen Fischer von Erlach, dem Aelteren, welcher die Architektur aus 
dem Schnörkelwesen zurückführte auf die römische Antike, auf Vignola, 
Serlio und Palladio. Wir sehen es in dem unsterblichen Rafael Donner, 
der auf die reine Natur, das reine Naturstudium eingeht und fast ohne 
jede andere Beihilfe die edelsten und frischesten Gebilde an den Tag 
fördert. Und der dritte ist Daniel Gran, der in seinen Schöpfungen, so 
viel sie auch noch von dern Zeitgeschmacke 'in allegorischen Tableaux 
u. dergl. an sich zeigen, doch durch Vereinfachung in der Cornposition, 
durch Betonen eines klaren Grundgedankens, durch die Wahl bestimmter, 
anrnuthiger und an die classischen Vorgänger erinnernder Formen bessernd 
und reinigend zu Werke gegangen ist. Wie kann aber Gran zu einem 
solchen Fortschritte gelangt und wie kann ihm eine solche Intention eigen 
geworden sein? Das ist nur erklärbar durch folgende Betrachtung.
	        
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