MITTHEILUN GEN
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
Abonnementspreia per Jahr H. 4.-
Nr. 17. (26o.) WIEN, Mai 1887. N. F. II. Jahrg.
Inhult: Ein Wiener Schriftmusterbuch an: dem 16. Jahrhundert mit Miniaturmalereien. Von F. Ritter.
- Ueber den Measkelch. Von Prof. Dr. W. A. Neumanu. (Schluss) - Angelegenheiten des
Oesterr. Museums und der mit demaelben verbundenen lnninue. 4 Literaturhericht. - Bibiiu-
grnphie des Kunstgcwerhes. - Notizen.
Ein Wiener Schriftrnusterbuch aus dem 16. Jahr-
hundert mit Miniaturmalereien.
In die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände im Oesterr. Museum
ist aus dem Besitze des Hof-Schlossers Herrn Albert Milde in Wien ein
Pergamentcodex gelangt, der nach mehrfacher Richtung unser Interesse
in Anspruch nimmt und eine ausführlichere Beschreibung, als sie im
Kataloge gegeben werden konnte, vollauf rechtfertigt. Es ist dies ein
Sammelband von reich verzierten Schriftmustern, neben
Formeln für Adressen, Dedicationen u. s. f. zum größten Theile Psalmen,
Gebete und Denksprüche enthaltend und unter letzterem Gesichtspunkte
der Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände einverleibt. Doch nicht allein
oder vorzugsweise nur vom Standpunkte kirchlicher Kunst aus betrachtet
ist das in Rede stehende Werk bedeutend, sondern es ist überhaupt her-
vorragend als eines der schönsten kalligraphischen Denkmale der Renais-
sance und es gewinnt noch ganz besonderes Interesse durch seine reiche
malerischeAusschmückung, wie auch im Hinblicke auf die daran betheiligten
Künstler, den kaiserlichen Amateur, in dessen Besitz es einst gewesen,
und den Ort, wo es enstanden. Auf alle diese Fragen gibt das Werk
selbst die bündigste Auskunft, denn der Schreiber hat sich in demselben
an verschiedenen Stellen genannt, die Namensinitiale seines einstigen fürs!-
lichen Besitzers ist gleichfalls wiederholt in dem Buche enthalten, das
Monogramm des llluminators aber finden wir auf dem letzten Blatte.
Jnhrg. 1887. 5