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Die Hofseite hat analoge Durchbildung, nur fehlen hier die eisen-
geschmiedeten Terrassen, dafür tritt eine mächtige Zufahrt auf Pfeilern
hervor, im Nobelgeschosse zur Stütze eines großen Balcons dienend. Die
hübschen Kinderfiguren Weyer's mit dem Monogrammenschilde fehlen
gleichfalls nicht an den Giebeln. Die Fläche des Hofraumes hat oblongen
Grundriss, rückwärts an die Berglehne stoflend, welche außerhalb des
Hofes rnit Gartenpfaden, Steigen, Alpenpfianzen und Felsstücken decorirt
ist. Aus einem riesigen Mascaronhaupte (von Weyer) iu einer Nische
rauscht ein breiter Wasserstrahl in eine Brunnenmuschel herab. lm
lnnercn des Hofes befinden sich zunächst des Hauptgebäudes Blumenbeete,
dann steigen sanfte Terrassen auf, deren Steingeländer mit Balconen von
reichornamentirtem Schmiedeeisen, von Milde gefertigt, besetzt sind. Die
großen Standcandelaber bei der Fagade gingen dagegen aus der Eisen-
gießerei Wagner hervor und die nicht minder geschmackvollen Hänge-
laternen in den Bogen der Eisenlauben sind von Gillar. Die Mitte des
wahrhaft malerischen Hofraumes nimmt ein auf vier Sandsteinsäulen
ruhender, grün urnsponnener Pavillon ein, unter dessen Dach aus einem
wieder von Weyer gemeißelten Marmorkopfe das Wasser herausquillt;
weiter vorne, dem Schlosse gegenüber, aber liegt die reizende Fontaine
Tilgner's, deren Gruppe die ruhende Waldnymphe vorstellt, neben welcher
eine Hindin gelagert ist.
Wir betreten das lnnere der Villa von der Zufahrt im Hofe, wo
im Mittelbau in jeder Etage ie zwei Säle hintereinander liegen, so zwar,
dass der zweite, größere, sich auf der anderen Seite gegen den Garten
öffnet. Der Vorsaal bildet ein Achteck, dessen Wände mit dunkelgelben
Ledertapeten bedeckt sind, an denen sich unten aber Holzlambris im Stil
deutscher Renaissance herumziehen, nur in einer Ecke für den gleichfalls
mit Schnitzwerk umgebenen Kamin Raum lassend, in dessen Bekrönung
das Medaillonbild des Hermes aus Bronze, von Scharf modellirt, ein-
gesetzt ist. Lambris und Holzplafonds lieferte Hoftischler Paulik. Eine
Uhr und Vasen aus Delfter Poterie erheben sich in colossaler Größe auf
dem Kamin. Auf dem von weißem und schwarzem Marmor gewürfelten
Estrich steht die lebensgroße Marmorfigur eines Hundes als Wächter
des Einganges, am Kamin Lederstühle im Charakter des 16. Jahrhun-
derts, von lrmler ausgeführt; die drei Eingangsthüren aber enthalten in
ihren Flügeln alte Glasmalereien mit Wappen aus dem 17. Jahrhundert
(darunter solche der Schweizer Bürgerfamilien Must, Hottinger, Escher etc.
von 1608) in einer modernen, von Geiling stilvoll gearbeiteten ornamen-
talen Einfassung. Von der getäfelten Decke hängt ein prachtvoller, von
Richter und Hollenbach gegossener Bronzeluster herab, wie alle Beleuch-
tungsobjecte für elektrisches Licht eingerichtet.
Der Charakter dieses Vorraumes athmet den Ernst der nordischen
Einrichtungsweise im r6. Jahrhundert; südliche und zugleich echt moderne
Eleganz dagegen überrascht uns in dem dahinterliegenden großen Hauptsaale,