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fertigung charakteristischen Muster möglichst chronologisch geordnet, in
einem kurz beschreibenden Katalog numerisch aufgeführt werden, dürfte
es hier am Orte sein, in kurzen allgemeinen Zügen den geschichtlichen
Entwicklungsgang und den allmäligen Aufschwung anzudeuten, den die
Spitzen- und Kantenindustrie seit dem XVl. Jahrhundert bis zum Eintritt
der grossen französischen Revolution vorzugsweise im südwestlichen Europa
genommen hat. .
Gleichwie die Musik erst seit dem XVI. Jahrh. vornehmlich in Italien
und zwar von Rom aus unter dem Einfluss grosser Tonmeister, wie Pale-
strina, Allegri, Orlando di Lasso, den ersten künstlerischen Aufschwung
genommen hat, so begannen auch die durchbrochenen spitzenartigen Weiss-
zeugarbeiten (points coupes, p. comptäs, p. en relief) unter demselben
bevorzugten I-Iimmelsstrich und zwar von Venedig aus gerade in derselben
Zeitepoche die engen Grenzen der mittelalterlich überlieferten Technik zu
durchbrechen und eine seither ungekannte künstlerische Entwickelung und
Gestaltung zu nehmen, als hervorragende Künstler, wie Vavassore, Pagani,
Caleprino, Vinciolo und Andere, es nicht unter ihrer Würde erachteten,
durch Entwurf der schönsten und vielgestaltigsten Musterungen dieser
jugendlich aufblühenden Kunstindustrie eine stilistische Form und ein
künstlerisches Gepräge zu geben. Sowie ferner im Verlauf des XVI. Jahr-
hunderts von Rom aus durch die Meisterwerke namhafter Tonsetzer die
Pflege und das Studium der Musik durch ganz Italien, die Niederlande,
durch Deutschland und Frankreich sich allmälig verbreitete, so fand
auch die Vorliebe und der Sinn für kunstreich durchbrochene Nadelarbeiten
ei dem raschen Absatz der vielen im Laufe des XVI. Jahrh. zu Venedig
gedruckten Modelbücher in den grossen Städten Italiens, desgleichen auch
in Spanien, Flandern, Deutschland, England und Frankreich eine auffal-
, lend schnelle Verbreitung. Dieser rasche, gewinnreiche Absatz der venetia-
nischen Musterbücher, welcher das Interesse für Anfertigung sowohl von
ausgeschnittenen Arbeiten, als auch für solche in Filet und in Relief allent-
halben bei den Frauen und Jungfrauen der höheren Stände anregte, war
auch Ursache, dass insbesondere seit dem Schlusse des XVI. Jahrhunderts
solche sehr gesuchte Muster- und Modelbücher, in kräftigen Holzschnitten
gedruckt, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Eng-
land in grosser Zahl zu erscheinen begannen. Diese von Künstlern dies-
seits und jenseits der Berge entworfenen Modelbücher für verschieden-
artige Weisszeugarbeiten lehnten sich hinsichtlich der darin enthaltenen
charakteristischen Compositionen noch theilweise an traditionelle mittel-
alterliche Vorbilder an, theilweise jedoch schufen sie auch neue Vorlagen,
welche mit den von Italien neu überkommenen wwelschent- Formen der
Renaissance analog waren. Wenn nun dem eben Gesagten zufolge der
Fortsetgung auf der Beilage.