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tragen, damit diese so berühmte und bedeutende Fabrik mit ihren Lei-
stungen zu Paris in anderer und wlirdigerer Weise vertreten sei als auf
dieser kleinen Ausstellung, wo wir nur en famille sind. Dennoch ist sie,
wie Figura zeigt, ein lehrreicher Prüfstein.
Wir haben von einer wahrhaft neuen und glänzenden Erscheinung
gesprochen, welche uns die Glascollection diesmal vor Augen stellt. Wer
einen Blick auf die farbenprächtigen, einer Seifenblase gleich spielenden
Gefässe wirft, mit welchen Lobmeyr die Weihnachtsausstellung beschickt
hat, wird nicht in Zweifel sein über das, was gemeint ist. Dass die Er-
findung gut ist, zeigt die Aufnahme, die sie bei anderen Fabriken ge-
funden, denn sie ist sofort in verschiedener, mehr oder minder gelungener
Weise von Schreiber so wie von der Harrach'schen Fabrik in Anwendung
gebracht worden. Bis jetzt aber ist sie nur österreichisch; wie mit man-
chem Anderen aber, was auf kunstindustriellem Gebiete in neuerer Zeit
unverrnerkt und unbemerkt von Oesterreich seinen Ausgang genommen
oder in Oesterreich die Anregung erhalten hat, wird es auch mit diesem
nicht lange so bleiben.
Es ist öfter in engen betheiligten Kreisen davon gesprochen worden,
ob es nicht möglich sei, dies reizende, irisirende Farbenspiel, welches die
antiken Glasfragmente als einen Einfluss der Zeit, d. h. des Sauerstoffes
in der Luft, auf ihrer Oberfläche tragen, künstlich hervorzurufen, zu
fixiren und so als bleibenden Schmuck zu verwenden. Die Beispiele auf
der Ausstellung zeigen, dass die Versuche gelungen sind, sie zeigen aber
auch zugleich die Weise, in welcher dieser'reizende Schmuck anzuwenden
oder vielmehr in welcher er nicht anzuwenden ist; denn eine Erfindung,
ein Schmuck kann gut sein, man kann aber den Elfect durch falsche An-
wendung verderben. So zeigt es sich an den vorhandenen Beispielen,
dass das Spiel der lrisirung dort am schönsten und reizendsten wirkt, wo
sie sich auf glatter Fläche ausbreitet, ohne von andersartigem Ornamente
gestört zu sein. Dies geschieht zum Theile durch das weisse Email, so
zart es auch angebracht ist. Man muss also sparsam damit sein und das
andere Ornament möglichst nur da anbringen, wo das Gefäss sich gliedert,
an den Brechungen des Contours. Auch die Form ist genau zu beachten
- und in diesen Fehler verfallen die Harrach'schen irisirenden Gläser -;
sie muss einfach sein und flüssig in den Contouren, damit das Farben-
spiel sich ausbreiten kann und doch Leben und Bewegung erhält. Als-
dann, wenn diese Bedingungen beobachtet sind, wird sich kaum eine
glanzvollere Zierde der Tafel denken lassen, als sie in dieser Neuerung
gegeben ist.
Wenn in diesen Schöpfungen Lobmeyrs, die in der Fabrik von
Meyrs Neffen (W. Kralik) zu Adolf in Böhmen ausgeführt worden, so
wie ebenfalls in den Schützischen Maioliken sofort der künstlerische Weg
gezeigt worden, welchen die neue Decorationsweise zu gehen'hat, so kann
man das von einer zweiten Erfindung, mit welcher Kosch die Metall-
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