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dienen. Ihre Ausstellung ist aber weit entfernt von irgend einer Voll-
ständigkeit, ja sie kann sich in keiner Weise mit. dem vergleichen, was
die Pariser Ausstellung von 1867.uns sehen liess. Dennoch wollen wir
das Interesse nicht unterschätzen, welches uns diese Abtheilung gewährt,
und die Originalität, die Neuheit, die Richtigkeit und Schönheit der or-
namentalen Motive auf den spanischen, türkischen und österreichischen
Geweben der Donauländer, welche vorzugsweise diese Abtheilung bilden,
nicht unerwähnt lassen. Ihre Bedeutung für die moderne Industrie ist
noch lange nicht genug anerkannt noch ausgebeutet worden.
Weit grossartiger, weit einheitlicher und vollständiger auch ist der
Eindruck, den uns die Ausstellung der Poterien macht. Wenn wir die
lange Reihe der Säle, die ihnen in einer Folge gewidmet sind, durch-
wandern, so will es uns auf den ersten Blick scheinen, als ob hier einmal
eine Ausstellung ganz grundsatzxnässig mit voller Kenntniss und sicherer
Beherrschung der Sache gemacht sei. Wenn wir aber weiter gehen, so
machen wir die Wahrnehmung, dass es auch sonst vieler Orten noch
Poterien gibt, und dass genau dieselben Gegenstände oben unter den
„Fine arts" sich befinden, welche unten in den Hallen dem „Industrial
department" angehören. Derartigen Inconsequenzen begegnen wir auf
Schritt und Tritt.
Fragen wir nun weiter nach den Ländern, welche zu dieser Aus-
stellung beigetragen haben, so ist es (von der separirten französischen
Abtheilung abgesehen) fast einzig England, welches den Inhalt dieser
grossen Gruppe bildet und neben England noch "Her lirlajestys Commis-
sioners", welche sehr häufig als Aussteller fungiren, oder richtiger gesagt,
das Soutb-Kensington-Museum, welches mit seinen reichhaltigen Samm-
lungen in die allzuklaEenden Lücken eirgetreten ist. So überwältigend
ist der Eindruck, den die englischen Arbeiten im Verhältniss zu den
fremden machen.
Das Wenige, was andere Länder zu dieser Poterienausstellung bei-
getragen haben, verschwindet noch mehr dadurch, dass es in Folge der
beliebten sachlichen Anordnung unter das englische Fabricat eingereiht
ist. Selbst die Arbeiten einer und derselben Fabrik und von demselben
Material, wie z. B. der Berliner Fabrik, stehen nicht beisammen. Neben
dieser, der königlichen Porcellanfabrik in Berlin, welche sich selbst, von
der Zerstreutheir der Gegenstände abgesehen, würdig repräsentirt hat,
sind es nur noch wenige Namen aus der Fremde, denen wir in den Po-
teriesälen begegnen: March zu Charlottenburg bei Berlin, einige Fabriken
von Kopenhagen und Stockholm, aus Oesterreich Fischer von Herend,
Brausewetter, Klammert und Slowalr. Das dürfte, wenn nicht alles, doch
so ziemlich ktllttä sein, was im eigenen Namen gesendet und ausgestellt hat.
Ausserdem gibt es allerdings italienische, spanische, marokkanische, tür-
kische und andere 'l'honwaaren, die aber so ziemlich alle nur den sehr