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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 3)

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wand wie Oberkörper erscheinen fast naturalistisch colorirt. Die Seiten- 
bilder selbst, in gelblicher, blau geränderter Umrahmung gefasst, enthalten 
die Darstellung musicirender Frauen, in alterthümelndem, keramischem 
Stil. (Mon. ined. vol. XII. tav. XXll. 4. 5.) Der vornehme Besitzer 
-wollte wohl in der Galerie der Wandbilder auch dieses Specimen, eine 
Imitation der Vasenmalerei - vielleicht in einer grillenhaften Anwandlung 
rles Amateurgeschmackes - mit vertreten sehen. 
Diese Wand gehört zu den besterhaltenen des Farnesinischen 
Hauses; obgleich sie auch Risse nach allen Richtungen durchziehen, ist 
doch der Zusammenhang der Decoration (bis auf einige brüchige Stellen 
am obersten Rand) vollständig ersichtlich. Von der entsprechenden Wand 
im Zimmer 4 (A. a. O. vol. Xll. tav. XVIl.) hingegen ist der Ober- 
theil mit Ausnahme eines schräg ansteigenden Bruchstlickes an der 
rechten Seite durch die Verschüttung hinweggerissen. Dennoch kann man 
schon aus diesem Fragment ersehen, dass dort die oberste Etage in 
keinem compositionellen Zusammenhang mit der unteren Decoration 
stand, sondern dem freigegebenen Ueberschuss, den Extempores einer 
spielenden Formenerfindung überlassen blieb. Ganz anders hier. Die 
Schmalwand von Zimmer z stellt auch nach aufwärts ein völlig ein- 
heitliches Architekturbild dar. Ueber den Gesimsen der unteren 
rothen Wandspiegel erhebt sich beiderseits der Aedicula ein geschlossener 
Wand- und Pilasteraufbau; oberhalb schieben sich dann die Gebälke vor, 
um ein flaches Segment aufzunehmen, gleichsam als Ueberbrückung des 
mittleren Giebelaufbaues. Der schwarze Grund hat als freigelassener 
Raum zu gelten. Die oberen Seitenarchitekturen bringen einen festlichen 
Klang in die ganze Anordnung. Zunächst dem Giebel des Mittelbaues 
lassen zwei Pilaster Ausblicke auf eine Säulenfront frei; davor stehen 
Genien mit hoch erhobenen Fitligen. An den rothen Oberwänden nebenan 
stehen auf fein gegliederten Blättersockeln und unter kelchförmigen Aus- 
ladungen des obersten Gebälkes herrliche Frauengestalten mit bewegtem 
Faltenspiel der Gewandung, eine Kanne in der gesenkten, eine Patera 
in der erhobenen Hand. Daneben noch zwei niedliche Säulentabernakel 
mit Ziergiebelchen, fensterartig, je ein Figürchen in der Mitte. Höher am 
äußersten Rand zeigt sich überdies ein Ansatz oberer Decoration - aber 
nach den erkennbaren Fußgliederungen zu schließen, ebenso in genauem 
architektonischen Anschluss. Wir haben da eine ganz consequent auf- 
gebaute Decoration vor uns, bei allem Reichthum der Erfindung ohne 
jede überwuchernde Willkürlichkeit. Es ist eine auf ein kleines Format 
zurückgeführte, farbig-heitere Monumentalität, es ist stilvolle Architektur 
im Hauskleide, die bei so klarer Stilempfindung ungestraft mit den Formen 
spielen darf, und die Methode dieses Spiels zur decorativen Kunst rein 
entwickelt. 
Beinahe befremdend ist es, dass der Decorator gleich an dem 
nächsten Seitenwandstlick (Mon. ined. vol. Xll. tav. XVIX rechts)
	        
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