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wand wie Oberkörper erscheinen fast naturalistisch colorirt. Die Seiten-
bilder selbst, in gelblicher, blau geränderter Umrahmung gefasst, enthalten
die Darstellung musicirender Frauen, in alterthümelndem, keramischem
Stil. (Mon. ined. vol. XII. tav. XXll. 4. 5.) Der vornehme Besitzer
-wollte wohl in der Galerie der Wandbilder auch dieses Specimen, eine
Imitation der Vasenmalerei - vielleicht in einer grillenhaften Anwandlung
rles Amateurgeschmackes - mit vertreten sehen.
Diese Wand gehört zu den besterhaltenen des Farnesinischen
Hauses; obgleich sie auch Risse nach allen Richtungen durchziehen, ist
doch der Zusammenhang der Decoration (bis auf einige brüchige Stellen
am obersten Rand) vollständig ersichtlich. Von der entsprechenden Wand
im Zimmer 4 (A. a. O. vol. Xll. tav. XVIl.) hingegen ist der Ober-
theil mit Ausnahme eines schräg ansteigenden Bruchstlickes an der
rechten Seite durch die Verschüttung hinweggerissen. Dennoch kann man
schon aus diesem Fragment ersehen, dass dort die oberste Etage in
keinem compositionellen Zusammenhang mit der unteren Decoration
stand, sondern dem freigegebenen Ueberschuss, den Extempores einer
spielenden Formenerfindung überlassen blieb. Ganz anders hier. Die
Schmalwand von Zimmer z stellt auch nach aufwärts ein völlig ein-
heitliches Architekturbild dar. Ueber den Gesimsen der unteren
rothen Wandspiegel erhebt sich beiderseits der Aedicula ein geschlossener
Wand- und Pilasteraufbau; oberhalb schieben sich dann die Gebälke vor,
um ein flaches Segment aufzunehmen, gleichsam als Ueberbrückung des
mittleren Giebelaufbaues. Der schwarze Grund hat als freigelassener
Raum zu gelten. Die oberen Seitenarchitekturen bringen einen festlichen
Klang in die ganze Anordnung. Zunächst dem Giebel des Mittelbaues
lassen zwei Pilaster Ausblicke auf eine Säulenfront frei; davor stehen
Genien mit hoch erhobenen Fitligen. An den rothen Oberwänden nebenan
stehen auf fein gegliederten Blättersockeln und unter kelchförmigen Aus-
ladungen des obersten Gebälkes herrliche Frauengestalten mit bewegtem
Faltenspiel der Gewandung, eine Kanne in der gesenkten, eine Patera
in der erhobenen Hand. Daneben noch zwei niedliche Säulentabernakel
mit Ziergiebelchen, fensterartig, je ein Figürchen in der Mitte. Höher am
äußersten Rand zeigt sich überdies ein Ansatz oberer Decoration - aber
nach den erkennbaren Fußgliederungen zu schließen, ebenso in genauem
architektonischen Anschluss. Wir haben da eine ganz consequent auf-
gebaute Decoration vor uns, bei allem Reichthum der Erfindung ohne
jede überwuchernde Willkürlichkeit. Es ist eine auf ein kleines Format
zurückgeführte, farbig-heitere Monumentalität, es ist stilvolle Architektur
im Hauskleide, die bei so klarer Stilempfindung ungestraft mit den Formen
spielen darf, und die Methode dieses Spiels zur decorativen Kunst rein
entwickelt.
Beinahe befremdend ist es, dass der Decorator gleich an dem
nächsten Seitenwandstlick (Mon. ined. vol. Xll. tav. XVIX rechts)