luJ
derjenigen europäischen Gebiete mit dem Namen grana bedacht, von
denen wir wissen, dass in ihnen die genannte Kermesschildlaus,
coccus ilicis, einheimisch ist, also Griechenland, Spanien, Lan-
guedoc und die Provencewä), wozu nach unserm Tractat noch Estremadura
und die Dauphine kommen. Die Schlussfolgerung ergiebt demnach mit
Gewissheit, dass die italienische l-Iandelspraxis des XlVr-XV. Jahrhunderts
im Allgemeinen für die europäischen Kermesbeeren die Bezeichnung grana,
für die asiatischen Species derselben aber den einheimischen orientalischen
Namen chermisi habe gelten lassen.
So viel zur Klarstellung des sprachlichen Sachverhalts. Von einer
Darstellung des ganzen Umfangs der morgenländischen Kermesproduction
und ihres Einflusses auf die textile Kunst, muss ich, als zu weit führend,
vorläufig absehen. Nur beiläufig sei bemerkt, dass das herrliche feurige
Kermes-Colorit gerade wegen seines Lustre's von jeher hoch gehalten
wurde. Der Karmesin gehörte eben_ schon unter die vier ausgezeichneten
Farben des mosaischen Stiftszeltes, er erscheint weiters irn Ceremoniel
als Symbol des intensivsten Lebens und wird von J esaia I, 18 geradezu
als Bezeichnungsmittel der schreiendsten Sünde angewandt. Seiner vorzüg-
lichen technischen Eigenschaften wegen hat man ihn aber, wie eingangs
erwähnt wurde, als ein wichtiges Surrogat in der Purpurfärberei betrachtet
und reichlich verarbeitet. Seine Bedeutung in derselben geht schon daraus
hervor, dass nach dem Sturze des byzantinischen Kaiserreichs und des
dadurch wesentlich bedingten Niederganges der Purpurfärbereien Papst
Paul II. (14.64.) die ausschließliche Anwendung der Kermesfärbung statt
des bisher üblichen Purpurs für die liturgischen Gewänder anordnete m).
(Fortsetzung folgt.)
Die Leipziger Fachausstellung für Drechsler und Bildschnitzer Deutsch-
lands und Oeeterreich-llngarns.
Votum eines Fechmannes.
Die gedachte Ausstellung wurde in einem eigens zu Ausstellungs-
zwecken errichteten Gebäude am Königsplatze zu Leipzig installirt und
in sehr übersichtlicher und instructiver Weise in folgende sieben Gruppen
gegliedert:
r. Fertige Drechsletwaaren, in verschiedenen Materialien ausgeführt;
z. Bestandtheile zur Verwendung für fertige Arbeiten, insoferne
solche zur Verzierung oder Fertigstellung von Drechsler- und Bildschnitz-
arbeiten benützt werden;
.1") Haydt, l. c. ll, p. 609.
".') Schmidt, Die griechischen Papyrusurkunden etc. p. 209.