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Scbnütgen:
essante Borten: goldenes Rankenwerk auf Netzgrund und metallene Aus
läufer wie an der Spitze, so an den herabhängenden Bändern, die andere
ist auf goldbesticktem Grunde mit Medaillons ausgestattet, die mit rund
lichen Goldpailletten umsäumt sind. Zwei mit Satteldächern bedeckte Re-
liquienschreinchen aus Melk sind aus Seide gebildet und in einfacher aber
sehr wirkungsvoller und mustergültiger Weise mit aufgestickten Buchstaben
resp. Namen verziert. Farbige Kordel bildet ringsumher die Einfassung,
ein aus Goldfäden gedrehter Knopf die Giebelbekrönung. Der etwas
aussergewöhnlicher Weise in Stramin gestickte spätgothiscbe Teppich vom
Nonnberg hat ein Monogramm als Mittel-, die Evangelistensymbole als
Eckenverzierung. Der grosse gestickte „Sibyllen“-Teppich, der zu den
noch in den letzten fünfzehn Jahren aus Hildesheim massenhaft ver
schleppten und verschleuderten Alterthümern zählt, gehört in die Classe
der in den hannoverschen Klöstern gegen den Schluss des Mittelalters mit
Vorliebe angefertigten Dekorationstapisserien, wie sie sich besonders in den
Stiftern von Wienhausen, Lüne u. s. w. noch zahlreich erhalten haben.
Ihre vornehmlich der christlichen Naturanschauung und der heidnischen
Mythologie entlehnte Ikonographie gestattete auch sie als Fussteppicho
zu benutzen. Als Wandbehang dagegen diente der von Figdor ausgestellte
Gobelin, auf dem der Tod Mariens in ganz vortrefflicher Zeichnung er
scheint, in die aber das Gold keine Aufnahme gefunden hat. Das kleine
aber reizende Seideudeckchen vom Nonnberg mit den in Gold aufgestickten
grün contourirten Figuren von 10 fliegenden Engeln, deren Köpfchen gemalt
sind, war wohl zu einem Kelchtuche bestimmt. An dieses deutsche Mach
werk schliesst sich der Entstehungszeit nach eine sehr interessante italie
nische Casel an, die erst vor Kurzem in den Besitz des österreichischen
Museums gelangt war. Die breiten Stäbe sind in der sogen, burgundiseben
Technik, einer Art Lasurstickerei auf Goldfäden, ausgeführt und stellen
übereinandergeordnete sitzende Figuren unter dekorativem Baldachin vor.
Stäbe wie Gewand haben noch ihre ursprüngliche Gestalt und der sehr
dekorative und doch vornehme Stoff des letzteren besteht in grossen
Granatapfelmustern, die dem gelben Seidengrunde in schwerer Silber-Frise-
Technik eingebunden sind. Diese Casel eröffnet die lange Reihe der präch
tigen Renaissance-Ornate, welche in den grossen Vitrinen vornehmlich durch
ihre Goldstickereien reichen, wenn auch fast nur ornamentalen Glanz ver
breiten. Die Ranken auf der grünen Nikolsburger Casel zeichnen sich durch
edlen Linienfluss aus; die Goldarabesken auf dem Kremsmiinsterer Messge-
wande, die dichter und mit Pailletten durchstreut auf den Stäben, viel loser
im Uebrigen gehalten sind, heben sich von dem rothen Atlasgrunde sehr
feierlich ab. Ein ebenso schöner nur etwas jüngerer aber vollständiger
Ornat aus Prag bat zugleich den Vorzug, auf beiden Seiten mit dichten
Goldranken bestickt zu sein, hier auf weissem, dort auf rotbem Atlasgrund.
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