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dung zeigen, während im mittleren Aufsatze eine freistehende Figur, die
AuferstehungChristi, angebracht ist, endlich ein Medaillen, Christus am Oel-
berge, in einer Umrahmung aus Ebenholz, auf zierlichem Fuße, umgeben
von silbernen Ornamenten. - Ferner erinnern an die Arbeiten Wall-
baunfs ein Reliquienkästchen des Kapuzinerklosters in Wien und eines
aus Brixen "). Das Reliquienkästchen des Kapuzinerklosters ist ebenfalls
aus Ebenholz und mit silbernen und vergoldeten Ornamenten verziert,
während vier der vertieften, rnit Perlmutter belegten Felder die vier Evan-
gelisten einnehmen. Auf dem Deckel ist eine plastische Gruppe angebracht.
Das Reliquiar aus Brixen endlich hat die Form einer Cassette, ist aus
Holz mit Elfenbein überkleidet und reich verziert mit silbernen und ver-
goldeten Beschlägen. In zwölf um alle vier Seiten laufenden Nischen einer
Bogenstellung sind die Könige des Alterthums in Relief auf blauem
Seidengrunde angebracht. Zwischen den Bogen und in verschiedenen
Feldern des dachartigen Deckels befinden sich durchbrochene Silberorna-
mente, deren Grund mit rother und grüner Farbe ausgefüllt ist. Auf der
Innenseite des Deckels sehen wir zu Seiten eines kleinen Spiegels die
heil. Barbara und die heil. Margaretha in Relief.
Diese Arbeiten stammen ohne Zweifel aus Augsburg und gehören
ebenfalls den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts an, wenn wir aber
dennoch anstehen, aus der an denselben vorkommenden Wiederholung
einzelner Ornamente, die uns von Wallbaum's Arbeiten her bekannt sind,
einen Schluss auf die Werkstätte zu ziehen, aus der sie hervorgegangen,
so leitet uns die Erwägung, dass solche kleine Bestandtheile, die in Masse
erzeugt wurden, auch außerhalb der Werkstätte dieses Meisters Verwen-
dung fanden. Bildeten ja einzelne Bestandtheile von Silberarbeiten, wie
Ornamente, Beschläge und Zierglieder aller Art zu jener Zeit ebenso einen
Handelsartikel wie die Fileten und Stempel der Buchbinder, die Zier-
Typen der Buchdrucker und Aehnliches; finden wir ja bekanntlich selbst
noch auf Arbeiten des 18. Jahrhunderts ab und zu einzelne Engelsköpf-
chen, Blumenvasen oder Zierstäbe, die aus dern großen Vorrathe der vor-
angegangenen Epoche noch zurückgeblieben waren. Immerhin ist aber
die Verwandtschaft dieser Gegenstände mit Wallbaum'schen Arbeiten so
groß, dass wir dieselben nicht unerwähnt lassen durften und sie für
künftige Forschungen über diesen Meister einer eingehenderen Unter-
suchung empfehlen.
') Katalog Nr. 744 u. 935.