Der wesentlichste Unterschied besteht in der Größe, das Ueberlinger
Altärchen misst o'62 Meter in der Höhe, das der k. k. Hofburgcapelle
nur 0'365 Meter. Auf einem viereckigen Fuß, der aufsteigend sich zum
Stiel verjüngt, sind an den Ecken Engelsköpfe, auf den vier glatten
Seitenfeldern die vier Evangelisten in Relief und verschiedene kleine
Ornamente angebracht. Der Fuß geht über in einen Knauf, der mit einer
von sechs freistehenden Figlirchen gebildeten Gruppe, die Geburt Christi
darstellend, verziert ist. Dieser Knauf trägt auf einem üherleitenden Ver-
mittlungsgliede, das zierliche Blumen schmücken, ein horizontales Gesimse,
auf welchem ein Rundbogen steht, der das erwähnte Relief einschließt.
Der Rundbogen selbst ist mit Rosetten u. dgl. besetzt. Das Relief zeigt
uns Maria mit dem Kinde in der Glorie von sieben musicirenden Engeln
umgeben, zu ihren Füßen der Halbmond und drei Engel mit Kränzen in
Wolken schwebend, am Boden eine Landschaft mit der Fernsicht auf
eine Stadt. An die constructiven Theile des Aufbaues aus Ebenholz
schließt sich eine in zierliche Ornamente aufgelöste und zum Theil ver-
goldete Silberarchitektur, welche durch zahlreiche kleine Figürchen
mannigfach belebt wird. Alle diese Theile sind gegossen und in der
Regel keiner feineren Ausarbeitung durch Ciselirung unterzogen. Rechts
und links vom Mittelbilde ist in kleinen durchbrochenen Nischen die
Verkündigung Mariä dargestellt, auf der Bekrönung der Nischen sehen
wir je einen Engel, der auf einen Todtenkopf tritt, und einmal das alte,
einmal das neue Testament an seiner Seite hält. Ueber der Mitte des
Rundbogens baut sich ein reicher Aufsatz auf, der in ein Mittelstück und
zwei Seitentheilezerfällt, in letzteren sehen wir die allegorischen Darstellungen
des Glaubens und der Hoffnung, während die Mittelgruppe aus fünf
scheinbar ohne Beziehung zu einander stehenden Figürchen zusammen-
gesetzt ist. Die dahinter sich aufbauende Architektur zeigt in ihrem
obersten Abschlusse nochmals die Figur der Hoffnung. Auf der Rückseite
des Altärchens ist in der Mitte das Monogramm "Matthias", umgeben
von der Ordenskette des goldenen Vließes und bekrönt mit dem öster-
reichischen Herzogshute angebracht. Das Altärchen war also ohne Zweifel
für den Erzherzog Mathias, der 1612 seinem älteren Bruder Rudolf II.
in der Kaiserwürde folgte, bestimmt.
Das zweite Altärchen ist in Anlage und Aufbau dem eben beschrie-
benen sehr ähnlich, und stimmt mit einem Altärchen im Pester National-
museum und einem anderen im Besitze des Barons Nathaniel v. Roth-
schild in Wien fast vollkommen überein. Dasselbe ist 0'413 Meter hoch,
hat einen ebensolchen Fuß wie das erste, am Knaufe ist eine kleine
Gruppe die Beweinung Christi angebracht, darüber befindet sich ein
Christus mit Kelch und Kreuz. An Stelle des Relielbildes ist jedoch bei
diesem Altärchen auf einem predellaartigen Untertheile ein Triptychon
mit fein durchgeführten Miniaturen angebracht. Wir sehen da in der
Mitte die Anbetung der Hirten, links die Beschneidung, rechts die