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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

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Franc die halbe Stunde. Eine Pagode lässt uns dem chinesischen Gottes- 
dienste beiwohnen; ein anamitisches Theater zeigt uns in Schauspiel und 
Musik die Vergnügungen des Landes; für unsere Ohren würde sich das 
Vergnügen in Schmerzen verwandeln. In einem tonkinesischen Dorf sehen 
wir das Volk bei ländlicher und häuslicher Arbeit, sticken und weben, 
die Mahlzeit bereiten, selbst die Jugend unterrichten. So folgen noch 
eine Reihe von Dörfern und kleineren Pavillons, unter grünen Bäumen 
lustig gelegen, von Madagascar, von Cochinchina, von Guiana, von Guadaloupe 
und Martinique, und den Schluss bildet die Ausstellung der nieder- 
ländischen Colonien, gleicherweise mit einem Dorf von der Insel Java. 
Diese Abtheilung der französischen Colonien ist begreiflicherweise 
sehr populär und übt die größte Anziehungskraft auf die Menge der 
Besucher. Es ist auch äußerst unterhaltlich sich in dieser fremdartigen 
Welt zu bewegen, wo so viel Seltsames und Ungesehenes vereinigt ist, 
aber die Sache hat auch ihre ernste Seite. Da hier zweifellos Alles echt 
und original, Menschen und Dinge, und nicht costüruirt und nachgemacht, 
so findet der Ethnograph reiche Ausbeute zum Studium. Nur die Natur 
des Landes fehlt, die sich nicht transportiren ließ. 
Mit der Ausstellung von Algier und Tunis ist ein gut Stück des 
arabisch cultivirten Orients vorweg genommen, den anderen Theil, die 
Levante, Indien und Ostasien, müssen wir am entgegengesetzten Ende 
der Ausstellung, im äußersten Winkel des großen Industriepalastes und 
1 hinter demselben entlang der Avenue Sulfren aufsuchen. Hier haben sich 
Aegypten und Persien, Indien, Japan, China und Siam angesiedelt. und 
hier befindet sich jene Rue de Caire, welche eine ganze Strasse von Cairo mit 
ihren vor- und rücktretenden Häusern, ihren vergitterten Fenstern, ihren Kauf- 
läden, mit ihren Vergnügungen im Innern, mit Musik und Tanz und Spiel getreu 
wiedergibt. Selbst die buntverzierten Esel mit ornamentirten Schwänzen 
und Beinen finden sich hier sammt ihren braunen Treibern, und wem 
es Vergnügen macht, kann somit auch zu Esel die offenen Räume der 
Ausstellung durchreiten, stets begleitet von dem gellenden Geschrei 
dieser Afrikaner, und kann sich vorstellen, er reite zu den Pyramiden 
hinaus. . 
In diesen Gebäuden des Orients ist Alles käuflich, alle Räume sind 
Bazar, doch würde man sich wohl bitter täuschen, alle diese hübschen, 
dem Auge mit Glanz und Farbe so wohlgefälligen Sachen seien nun 
auch echt orientalischer Herkunft. Echt allerdings ist das, was der 
chinesische Pavillon bietet, und ebenso echt ist dasjenige, was der indische 
Bazar enthält, ein langes, in der Kunstweise des Landes erbautes und 
ornarnentirtes Gebäude mit einem nach der Länge durchgehenden Corridor 
und einem Cafe oder einer Theehalle in der Mitte, wo man von echten 
schwarzen Hindus mit echtem und gutem indischen Thee bedient wirdc 
Die Gegenstände aber, welche an diesen beiden Stellen zu sehen und zu 
kaufen sind, die chinesischen wie die indischen, erreichen an Schönheit
	        
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