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hat, bildet die Publication Schönbrunner-Medefs die nothwendige und
unentbehrliche Ergänzung zu ersterem Werke. Von Dürer-Schülern
finden wir vier Blätter Hans Baldungs, drei weibliche Acte und ein Pla-
netenbild, die Hexe (F) aus der Sammlung des Fürsten Liechtenstein ist
selbst dem emsigen Grien-Forscher G..v. Terey entgangen und hat in
der Gesammtausgabe der Handzeichnungen Baldung's keine Aufnahme
gefunden. Hans Leonhard Schäufelein imponirt durch sein Porträt eines
jungen Mannes aus der Sammlung Liechtenstein, das früher allgemein
als Holbein d. J. galt. Beiläufig sei erwähnt, dass dieser Kopf auch in
Schäufeleids Turnierbild auf Schloss Tratzberg erscheint. Die wHistorie
von Judith und Holofernesi- von Hans Springinklee, dem Hausgenossen
Dürer's, wird in Fachkreisen Aufsehen erregen. ln der Nationalgalerie zu
Budapest galt diese Zeichnung als Burgkmair, die Herausgeber schreiben
sie aber nach den von Wilhelm Schmidt (Chronik der vervielfältigenden
Kunst IV, ex 189!) aufgestellten Kriterien von Springinkleäs Kunst-
charakter diesem zu. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass diese Zeich-
nung von derselben Hand stammt, wie die Schlachtenbilder der Ehren-
pforte Kaiser Maximilians, die Schmidt dem Springinklee vindicirt, dann
sind aber auch die vier Judithbilder. des vbeschlossen gart des Rosen-
krantz Marie", die vielumstrittenen, weder von Dürer, wie Rieffel und
Muther, noch von Schäufelein, wie Recensent, noch von Hans von Kulm-
bach, wie Schmidt meinte, sondern sicherlich von Hans Springinklee; das
erste der Judithbilder im Rosenkrantz, Band ll, Buch Vl, Fol. 42, ist
auch das unverkennbare Vorbild des Schlachtenbildes der Ehrenpforte
Taf. 20, xsein ersten krieg fieng er wol am. Ist dies aber festgestellt,
dann bekommen wir durch die Holzschnitte des Rosenkraniz (1505) zur
Biographie Springinklee's, die bisher vollkommen dunkel blieb, neue und
interessante Aufschlüsse.
Augsburgs große Schule ist durch drei Holbein's und die aus-
gezeichnete Zeichnung Jörg Breu's würdig vertreten. Ein glücklicher
Zufall brachte diese Zeichnung, wdie Geschichte der Lucretiau der Buda-
pester Nationalgalerie ziemlich gleichzeitig mit der Wiedererwerbung des
Gemäldes durch die Pinakothek in München, dessen erste Skizze sie ist, in die
Oeffentlichkeit. Nach mehr als 250 Jahren gelangte die Pinakothek durch Kauf
in Schweden in den Wiederbesitz des Bildes Breu's, das aus München im
Boiährigen Kriege von den Schweden geraubt worden Zwar. Zur Bestim-
mung des Kunstcharakters Jörg Breu's war diese sichere, wohlerhaltene
Zeichnung von hohem Werthe, und Dr. Dörnhölfer, der sie zuerst richtig
bestimmte, hat in seiner Publication über Breu in den Jahrbüchern der
Kunstsammlungen des Kaiserhauses (1897) von derselben den besten
Gebrauch machen können.
Frankreich ist hauptsächlich durch die großen Meister des 18. Jahr-
hunderts, wie Watteau, Boucher, Grenze, Fragonard und Pesne, Italien
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