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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

der Römer in Gallien und Germanien bis zu Karl dem Großen und von 
den Karolingern wieder zu den niederrheinischen Steingutfabriken und 
der süddeutschen buntglasirten Waare im 16. Jahrhundert herzustellen 
oder zu verfolgen. Es fehlen vielfach die Zwischenglieder. Ebenso bietet 
die Entstehung und Ausbildung der Majolika, so 'weit sie noch dem 
Mittelalter angehört, ungelöste Schwierigkeiten. Vom deutschen, franzö- 
sischen, niederländischen Glase des Mittelalters, das doch sicherlich im 
Gebrauche stand, ist kaum eine Spur vorhanden. Nur Venedig gibt uns 
noch vereinzelte Beispiele aus dem Mittelalter, welche um ihrer Kost- 
barkeit, um ihrer kunstvollen Verzierung willen erhalten geblieben. Ein- 
zelne Oefen, von denen der schönste und reichste im Schlosse Hohen- 
Salzburg steht, gehen noch in die gothische Epoche zurück; einzelne in 
Stein gehauene Kamine, so in den Ruinen der kaiserlichen Pfalz zu Geln- 
hausen, auf dem alten Schloss Liechtenstein bei Wien, noch in die Zeit 
des romanischen Stils, in die Zeit der Hohenstaufen und des Minnegesangs. 
Am meisten vielleicht ist von textiler Kunst übrig geblieben}, und auch 
dabei ist die Kirche vorzugsweise die Erhalterin gewesen. Freilich sind es 
bis in das 15. Jahrhundert fast nur Fragmente, aus denen wir die tech- 
nische und künstlerische Geschichte dieses lndustriezweiges herstellen 
müssen. Das ist wenigstens möglich. Aus der zweiten Hälfte des 14. und 
aus dem 15. Jahrhundert existiren sogar eine ganze Reihe gobelinsartiger, 
mit Figuren geschmückter Wandteppiche, welche diesen in Frankreich 
und Flandern und auch in Deutschland gepflegten Kunstzweig in aus- 
gezeichneter Weise zur Darstellung bringen. Fragen wir aber nach Tisch- 
wäsche, nach Bettwäsche, überhaupt nach verzierten: Leinenzeug, so sind 
wir freilich nicht ganz verlassen, immerhin ist es nur wenig, was uns 
geblieben. 
Wir sind daher für die früheren Zeiten des Mittelalters, um zur 
Kenntniss der Häuslichkeit zu gelangen, fast einzig auf die Bilder, auf 
die Miniaturen in den Manuscripten angewiesen, da ja auch die Wand- 
gemälde nur in den Kirchen sich befinden und nur religiösen Gegen- 
standes sind. Aber auch die Miniaturen gestatten selten einen Blick direct 
in das lnnere eines Hauses, wenigstens nicht vor dem 13. oder 14.. Jahr- 
hundert, und will man eine Vorstellung gewinnen, so muss man sich das 
Bild aus vielen Einzelheiten zusammensetzen. 
Dieses Bild zeigt uns die Wohnung im früheren Mittelalter dürftig 
genug, besonders seit jener Zeit, da die Ueberreste der antiken Welt ver- 
braucht waren und verschwanden, und noch keine selbständige Kunstfertig- 
keit sich wieder erhoben hatte. Zumal fehlte es an der plastischen Kunst, 
um auch das Möbel plastisch zu schmücken. Daher zeigen die Miniatur- 
bilder in karolingischer Zeit keine Schränke oder Truhen von Erz oder 
Eisen oder mit Bronzeornamenten geschmückt, wie sie uns aus den an- 
tiken verschütteten Städten ltaliens erhalten sind; sie zeigen aber auch 
kein hölzernes Mobiliar mit geschnitzten Ornamenten wie im späteren
	        
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