kommenen Ausstellung von G. Richter, wie von den Schulen, von
Lehrerinnen und Schülerinnen, von den einzelnen Berufsstickerinnen, wie
von dem, was etwa aus der Hand der Dame gekommen ist. Das Verdienst
ist so allgemein, dass wir uns enthalten, einzelne Namen aus der großen
Anzahl herauszuheben.
Eine Neuerung aber veranlasst uns noch einige Worte von der
Stickerei zu sagen. Aus verschiedenen Händen beünden sich auf der Aus-
stellung Nachahmungen der sogenannten polnischen Teppiche, einer be-
stimmten Art mit Gold grundirter und in Seide ornamentirter Tapis-
serien, deren Herkunft freilich noch einigermaßen zweifelhaft ist. Diese
Nachbildungen, kleine, in ihren Dimensionen sehr bescheidene Deckchen,
sind allerdings wunderschön in ihrer Wirkung; aber äußerst mühsam in
der Herstellung und kostbar in ihrem Material, kommen sie so theuer
zu stehen, dass sie wohl für immer industriell ein unfruchtbares Genre
bilden werden. Wohl aber könnten sie eine reizende und dankbare Arbeit
in der Hand reicher und müßiger Darnen bilden und als solche mögen
sie der Beachtung empfohlen sein.
Aehnlich wie mit diesen Nachbildungen npolnischer Teppichen ver-
hält es sich mit den lntarsiaarbeiten, welche Joseph Pattigler ausgestellt.
Die Intarsia oder Marqueterie, die Darstellung von Zeichnungen durch
die mosaikartige Zusammensetzung verschiedenfarbiger Hölzer ist eine
schöne und richtige und echte Kunsttechnik, wenn sie richtig angewendet
wird. Zur Verzierung der Flächen und Füllungen bei Möbeln, Kasten,
Vertäfelungen lässt sich weder in der Kirche noch im Hause etwas An-
genehmeres denken, und mit Recht schätzen wir die lntarsien im Gestlihl
der italienischen Kirchen, wie an den Kasten und Truhen des 16. Jahr-
hunderts oder an den fournirten Luxusmöbeln des 18. Jahrhunderts. Aber
die Technik muss dabei stehen bleiben; die lntarsia irrt, wenn sie eine
selbständige Kunst sein will und Porträts oder sonst Figürliches als
Bilderwerk darstellt. Was sie erreicht, ist immer unzulänglich, wenn nicht
gar Caricatur. Das beweisen auch die von Pattigler ausgestellten lntarsia-
portraits Michelangelos und des Papstes Leo Xlll. Sie zeigen wohl, was
der Künstler leisten kann, aber auch auf das allerdeutlicbste die Grenzen
seiner Kunst.
Ebensowenig sind wir entzückt von dem Mosaikporträt des baye-
rischen Königs Ludwig ll. Die Tausende von Steinchen, aus denen die
Mosaikplatte zusammengesetzt ist und noch viel weniger die unsägliche
Mühe der Arbeit machen das Werk zu einem Kunstwerk, wenn das Re-
sultat keines ist. Noch dazu ist es nur eine Zeichnung, kein Gemälde,
welches nachgeahmt ist. Wenn das Mosaik auch den Vortheil der "halben
Ewigkeitu hat, so muss doch das künstlerische Resultat die Ewigkeit
verdienen, sonst ist Mühe und Arbeit verloren. ln solchen Dingen ist
ein bischen Nachdenken auch dem Künstler zu empfehlen, sonst kommt
er dahin, wie wir es 1873 erlebt haben, eine Vase aus 20.000 Stücken