ßi
Es würde sich in nicht zu ferner Zeit - und Decennien spielen da keine
Rolle - ein in Rechnung zu ziehender Beurtheilungscoefficient
für Anlage und Geschick des Kindes in der Bevölkerung selbst
ergeben, wodurch später in manchen Fällen lästige Sorge von der Familie
und viel Plage für Schule und Lehrer in Wegfall käme. So sehen wir,
dass die Idee der Volksakademie mit der Gesellschaftswissenschaft
in engster Verbindung steht, und von jedem Gesichtspunkte besehen
bedeutenden Erwägungen und Folgerungen Raum gibt. Sie gehört zu
den Tagesfragen.
Die Angelegenheit kann aber noch, von anderer Seite besehen,
zu bedeutungsvollen Erwägungen Veranlassung geben. Durch Vereini-
gungen, denen wir die Bezeichnung Volksakademien beilegen, könnten
Pflegestätten für Töchter und Söhne bürgerlicher Kreise geschaffen
werden, die junge Leute aus der Vereinsamung, besonders in der Groß-
stadt, befreien und in vielen Fällen vor Unheil schützen würden. Durch
das Zusammenwirken mit Personen reiferen Alters bei Bethätigung im
Zeichenunterrichte, bei Vorführung und Besprechung von Bildwerken
und Entwürfen oder bei Vorträgen müssen sie gefördert werden, wie
dies thatsächlich der Fall ist in dem Vereine der Kunstfreunde des öster-
reichischen Touristenclubs, wo beispielsweise Beamte nach ihrem täg-
lichen strengen Pllichtdienste noch Abends bis V99 Uhr dem Zeichen-
geschäfte obliegen und diese Thiitigkeit als seelische Erquickung empfinden.
Das ist ein Beispiel von dem unleugbaren Werthe der Volksakademie.
Unterstützen wir darum den Gedanken der Volksakademie, danken
wir vor Allem den Männern, welche die Idee in den Wiener Volksboden
gepflanzt und sie seit einem Decennium in opfervoller und uneigen-
nütziger Art gepflegt haben.
Die Beweggründe, die der Idee der Etablirung von Volksaka-
demien Vorschub leisten, sind in ihren letzten Ursachen bereits als wir-
kungsfähige Kräfte erkannt, denen der gehörige Spielraum zugesprochen
werden soll. Beweis dessen das Handbuch der Kunstpflege in Oester-
reich, im Auftrage des Unterrichtstninisteriums herausgegeben. Da heißt
es im Vorworte:
nDie stetig wachsende Bedeutung der Kunstpflege für das ölTent-
liche Leben, sowie für die wirthschaftlichen Interessen des Staates haben
es wünschenswerth erscheinen lassen, eine Zusammenstellung aller den
Interessen der Kunstpflege im weitesten Sinne dienenden Anstalten,
Sammlungen und Vereinigungen zu versuchen".
Der Eintheilungsgrund für diese Zusammenstellung ergab sich durch
die Verzeichnung aller hierher gehörigen Lehranstalten, der Aufführung
der Sammlungen und schließlich der Narnhaftmachung der kunstpflegen-
den Vereine, Gesellschaften und Personen. Aus dem Angeführten dürfte
wohl geholft werden, dass die hohe Unterrichtsverwaltung, die Landes-.
und- Gemeindeverwaltungen, Bestrebungen mit Theilnahme entgegen-
ß