dieses Museum, seitdem O. Hamdy Bey seine Leitung übernommen, eine
Stätte geworden, an der eine von Tag zu Tag wachsende Fülle hoch-
bedeutender Denkmäler eine würdige Aufstellung gefunden hat. Es ist
eine anheimelnde Kunstidylle, die sich da auf der stillen Gartenterrasse
des alten Serails einnistete. Umgeben von freundlichem Grün, das Sta-
tuen, Sarkophage und Inschriftsteine malerisch beleben, erhebt sich ein
Complex von drei mäßig großen Gebäuden. Zunächst die Kunstschule,
ebenfalls eine Schöpfung Hamdy Bey's, dann wenige Schritte weiter,
während welcher man über die Gemüsegarten zu unseren Füßen hinweg
einen schönen Blick auf Stambul genießt, das alte Museum, der Bau
selbst ein Biiou ottomanischer Baukunst aus den ersten Zeiten nach der
Eroberung Constantinopels, ursprünglich ein Belvedere, dem die Pracht
seiner Fayencenverkleidungen den Namen Tschinili-Kiosk (Fayencenkiosk)
gegeben hat; gegenüber das neue Museum, das im Jahre r8gr gebaut
wurde, um vor Allem die Sarkophage von Sidon aufzunehmen. Gegen
deren Aufstellung ist nur das Eine einzuwenden, dass man die Deckel
der Sarkophage, um einen Blick in das Innere zu ermöglichen, gehoben
hat, wodurch der Gesammteindruck nicht wenig gestört wird ').
lm Jahre r855 war in Sidon, dem heutigen Saida, der Sarkophag
des Königs Eschmunazar gefunden worden, im Jahre 1860 hatte hier eine
französische Expedition energische Ausgrabungen veranstaltet. Aber wie
so oft, brachte auch in Sidon ein Zufall glänzendere Resultate als syste-
matisches Suchen. Im Jahre 1887 stieß der Eigenthümer eines Grund-
stückes auf einen 3 Meter tiefen Schacht, von dem aus sieben Grab-
kammern zugänglich waren, die r7 Sarkophage enthielten. Sie waren
schon in alter Zeit von goldgierigen Händen beraubt worden, wobei
man einzelne Kasten durchgeschlagen hatte. Hamdy Bey, der rasch zur
Stelle war, entdeckte in unmittelbarer Nachbarschaft der ersten Grab-
anlage und theilweise darüber angelegt eine zweite noch unberührte, die
unter einer vierfachen Reihe von colossalen Platten einen ägyptischen
Sarkophag barg. Renan, dem Abklatsche der daran befindlichen In-
schriften eingcsendet wurden, konnte dem üherglücklichen Hamdy Bey
bald dazu gratuliren, dass er den Sarkophag des Königs Tabnit, des
Vaters jenes Eschmunazar gefunden habe, dessen Sarg so lange schon im
Louvre steht.
Die Geschichte der ganzen Grabanlage, in der sie gefunden wurden,
ist ein Streitpunkt der Speciallitteratur, die sich an die Sarkophage
von Sidon knüpft "). Wie lange war die Grabanlage in Gebrauch, ge-
') Dieser Uebelstand überträgt sich natürlich auf alle Reproductionen der Sarko-
phuge; unsere Figuren 1-3 wurden nach verschiedenen Tafeln des oben genannten
Werkes nusgefnhrr. '
") Außer dem Text von Reinnch vergl. besonders Studniczka, nDie Sarlmphage
von Sidon- (Verhandlungen der 41. Verumml. deutscher Philologen und Schulmänner