holzbraunen Geräten, dunkelgrünen oder dunkelroten mit Gold
abgesetzten Vorhängen und der Pointe einer irgendwie einge-
fügten runden Frucht gewinnen." (N. Pevsncr.) Mit solchen Bil-
dern errang Baschenis ständigen Ruhm und fand natürlich auch
viel Nachahmer. Doch schuf er auch „reine" Stilleben mit Früch-
ten, Blumen, Fischen, Geschirr u. a. In diesen Arbeiten ist er
mindestens so gut, wie in den Musikinstrumenten-Bildern, nur
wird er erst heute darin geschätzt, und nunmehr will das Pendel
gerne (ungerecht) auf die andere Seite ausschlagen.
jacopo Ceruti, genannt Pitocchetto, nachweisbar in Ber-
gamo zwischen 1734-1750, wurde als köstlicher Genremaler
erst nahe vor dem Zweiten Weltkrieg durch Delogu, Fiocco und
dann von mir „entdeckt", ich bezeichnete Ceruti damals im Jahre
1942 als den „lombardischen Chardin", obwohl dieser ein Men-
schenalter später auftrat. Delogu verwies ferner auch auf die
prächtigen Stillehcn des Ceruti, meist mittelgroße Leinwanden
von ausgezeichneter Koloristik.
Um Baschenis, Ceruti und Vicenzino gruppieren sich dann sehr
viele andere obcritalienische Stillebenmaler. Vielfach liegt ihr
Biographisches noch im l)unkel oder Halbdunkel, vielfach ist die
Zuschreibung ihrer nicht signierten Werke zweifelhaft. Dennoch
sollen auch hier, in dieser summarischen Zusammenstellung, die
wichtigsten Namen aus jener geradezu unerschöpflich großen
Gruppe von oheritalienischen Stillebenmalern angeführt werden,
um den Interessenten wenigstens einige Anhaltspunkte zu geben,
falls ihnen ein solches XVerk entgegenlritt.
Die alten koloristischen Fähigkeiten der Lombardei sind auch bei
den Stilleben nicht erloschen. Bodenständige farbige Lebendigkeit
verbindet sich mit mannigfachen niederländischen Befruchtungen
und mit der lange anhaltenden Nachwirkung des Caravaggio-
Kreises. Auf Blumen- und Obststillebcn konzentrierte sich die
durch drei Generationen nachweisbare Familie P a n f i l 0 - N u -
v 0 l o n e, sie schufen bis gegen 1710 in Mailand und Como. N u-
vo l o n e - P a n f i l 0 ist wichtig durch seinen Schüler F e l i ce
Bosel li (1650-1731 Piaeenza), dessen dramatisierte Geflügel-
stilleben einen metaphysischen Anhaueh durch Magnasco erhal-
ten zu haben scheinen. A n n a C a f fi und M a d e rn o, beide
aus Cremona (F), sind als Blumenmaler zu nennen. Einige tüch-
tige Meister der Natura mortc überschreiten dann die jahr-
hundertgrenze, ihre späten Arbeiten werden immer lichter im
Kolorit und immer dünner im Pinselstrich. Dazu gehören ein-
mal A. M. Crivelli, genannt Crive l I one (gest. 1730 Mailand)
mit theatralisch gut komponierten Stilleben mit lebendem Ge-
flügel - Weenix hat hier eingewirkt -, dann Pietro Fran-
cesco Cittadini, genannt Milanese, ein Schüler von Reni,
malte gerne Früchte, der Blumenmaler B u s e l lo d i P a r m a,
Graf Giorgio Durante aus Breseia (1683-1755) mit ein-
fachen, sehr kultivierten Stilleben, F r a n e e s c 0 Lo nd onio
(1723-1784 Mailand), der, wie die Jahreszahlen zeigen, bereits
dem Rokoko angehörte, und als letzter noch zu nennender Stil-
lebenmaler, der Veronese Giovanni Batt. Faceioli (1729
bis 1809 Verona). Dann hat der Klassizismus jedes weitere Inter-
esse an Stilleben inhibiert.
Nur im benachbarten Piemont blühte dieser Zweig noch etwas
länger. Ihm gehören an die beiden Brüder V i t t 0 r i o A m e d e 0
Raposo (1728-1798 Turin) und Michclc Antonio Ra-
poso (1733-1819 Turin). Sie malten Stilleben, Blumen und
Tiere, um 1770 noch durchaus im dunkeltonigen Stil von 1670,
und es ist nicht zu vcrwundern, wenn manche ihrer Werke Fehl-
datierungen und Fehlzusehreibungen erfuhren. So war vor drei
Jahren im Auktionshaus „Alt-Wien" ein monogrammiertes,
dunkles, großes Blumenstück des V. A. R(ap0so) zu sehen, wel-
ches vom Vorbcsitzer als ein Werk des Werner Tamm (!) he-
zeichnet wurde. Einzig in paneelartigen dekorativen Blumen-
stücken mit architektonischen Hintergründen für die ehemaligen
königlichen Schlösser in Turin und Umgebung (z. B. Stupinigi)
hat M. A. Raposo eine zeitgemäße Aufhellung seines Kolorites
durchgeführt.
Da im Sinne der italienischen Kunstanschauung das reine Stil-
leben in der Art der Holländer nicht überall dominiert (eher noch
in Neapel und in Rom, als in der Po-Ebenc), sondern, sichtlich
angeregt durch die umfangreichen Stillebenkombinationen der
Vlamen, z. B. des Weenix, vielfach mit figuralen Szenen, mit
Landschaften, mit Tieren u. a. zusammengetan wurde, dürfte es
notwendig sein, einmal auch über diese umfangreiche Gruppe
näher zu sprechen. Diesmal konnte auf sie gelegentlich der Auf-
zählung der in Frage stehenden Maler von Genua doch nur
kurz hingedeulel werden.
UHREN
IM
EMPIRE
Von H. EG K L. Kurlslein
Schnn im 15. Jahrhundert ist die Uhr nicht mehr ausschließ-
lich Gcbrauchsgegenstand, sondern zugleich auch Kunst-
werk. So bleibt es bis in unsere Zeit. Die Geschichte der
Uhr ist seitdem mit der Geschichte der bildenden Kunst
aufs engste verbunden. (Bmssermann-Jordan.)
Seit jeher nimmt die Uhr im Bereich der XVerte menschlicher
Kultur eine besondere Stellung ein. An Hand der Geschichte der
Uhren und der Zeitmessung läßt sich die Entwicklung der Kultur
aller Völker und Zeiten verfolgen. ja, die Zeitmessung selbst
stellt einen Teil der Kultur dar. Dies offenbart sich sogleich
jeder Betrachtung, die die Geschichte der Zeitmessung zum Ge-
genstand hat, sowie sie das Ringen einerseits um die technisch-
mechanische Ausführung der Uhr, andererseits um die künst-
lerische Gestaltung ihrer äußeren Form darstellt.
Betrachtet man die Entwicklung der Uhren v 0 n d e r te c h ni-
s c h e n S e i le her seit ihren Anfängen als mechanische Uhren
mit Waaghemmung bis zu den letzten Errungenschaften der
kompensierten Armbanduhr mit Selbstaulzug oder zur elektri-
schcn Uhr, so erkennt man darin sehr wohl eine s t e t i g a u i -
steigende Linie, wic sie charakteristisch ist für jede tech-
nische Entwicklung. Wenn heute in billigeren und darum ein-
facher ausgestatteten Uhren die letzten Errungenschaften der
Uhrenteehnik nicht zur Anwendung gelangen, so bedeutet dies
keinen Rückschritt in der Entwicklung, sondern eine wirtschaft-
liche Maßnahme. Die theoretisch fundierten und praktisch er-
probten Fortschritte der Uhrentechnik bilden die unverlierbare
Basis einer Entwicklung, welche sich allerdings asymptotisch
ihrer Grenze zu nähern scheint und welche - und dies soll als
wesentlich hier festgehalten werden - stetig erfolgt.
Eine Betrachtung der Entwicklung der Uhren von der künst-
lerischen Seite her - auf die es uns hier ankommt -
zeigt allerdings ein anderes Bild. Die Uranfänge der technischen
Entwicklung der Räderuhr fallen in jene Zcitepoehe, die man
stilgeschiehtlich die Gotik nennt. Nun ist aber die Uhr, die sich
dem rein technisch orientierten Betrachter als ein, wenn auch mit
hochinteressanten technischen Details ausgestattetes, doch nüch-
ternes Mcßgerät darstellt, daneben, oder vielleicht sogar darüber
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