Abb. 'I. Brnunnr Kulblndorband, 1830
Üxhrrclchllchls Musium für anglwandh Kulul
Die Werke dieser Einbandkunst sind vor allem durch die Ar-
beiten von G. F. Krauß bedeutende Zeugnisse einer Blütezeit
vor allem der Hofkunst in Wien; für die Kunst der kostbaren
Bucheinbände sind sie die letzten Zeugnisse qualitiitvollen Hand-
werks vor der Industrialisierung und Verbilligung dieses Zwei-
ges, der erst in den letzten Jahrzehnten in einigen wenigen
Exemplaren eine neue Pflege gefunden hat.
Abb. 8. Rohr Snlllunhnnd van G. F. KrauB, 183D. Fldatkammlßhlbllethnk
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Fideikommißbibliothek bilden, den G. F. Kraull als spätes Wer
zur Krönung Erzherzog Fcrdinands zum König von Ungar
im jahr 1830 erzeugte (Abb. 8). Der große Band ist mit eint
Reihe von ineinander gelegten Rahmen mit reichsten Ornamei
ten geschmückt und triigl in der Mitte ein zwar freies Oval, d.
aber doch als Mittelstück betont das Zentrum der ganzen Kon
position bildet. Hier handelt es sich zweifellos um ein Neuau
greifen alter Kompositionsgesetze mit betonter Mitte, die aut
für die folgende Zeit des Historismus maßgebend waren. DlCSi
ncuanbrechendcn Zeit der europäischen Kunst entspricht aut
der Reichtum, ja fast die Überladenheit mit Ornamenten in d:
Rahmen, die der früheren klassizistischen Sparsamkeit und aut
dem Biedermeier sehr stark cntgegensteht. Bezeichnend weit:
dafür ist die Verwendung von verschiedenartigsten Ornamcntt
verschiedener Zeiten. So wird ein klassizistischer Palmettcnfrii
mit rokokoartigen Ranken verbunden und merkwürdigertveit
mit einer gotisierenden Reihe in Einklang gebracht. Verhiiltni
mäßig früh setzt hier in Wien ein neogotisches Ornament a
Frucht romantischer Kunstbestrebungen ein, für das wir i
kaiserlichen Lustschloß Laxenburg mit seiner „mittclalterlicl
romantischen Festung und dem Laxenburger Service der P0
zellanmanufaktur weitere Beispiele finden können.