MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 4 und 5)

Mittelalterliche Moscheelarnpen aus der Mamelukenzeit 
von WILHELM 
IN 
Viele tödliche Gefahren für den Reisenden birgt die Wüste. Ein 
geringer Irrtum in der Richtung - und er erreicht den retten- 
den Duar nicht mehr. Deshalb entzünden die Gastfreunde auf 
den Spitzen der Zelte Lichter oder sie entfachen Feuer auf den 
Höhen der Dünen, welche dem Wanderer bei einbrechender Dun- 
kelheit den Weg weisen. Freilich, dieses Feuer und die Lichter 
sind Menschenwerk, sie müssen von Menschenhand mühevoll 
genährt werden. Wie ganz anders ist das Licht, das Allah selbst 
ist, er, das Licht der Himmel und der Erde, zu dem er hinleitet, 
wen er will. „Sein Licht gleicht einer Nische, in der eine Lampe 
steht. Die Lampe ist umschlossen von Glas, und das Glas sieht 
wie ein schimmernder Stern aus... Es wird genährt vom Öl 
eines heiligen Baumes, der nicht im Osten, nicht im Westen 
wächst, und dessen Ol leuchten würde, auch wenn Feuer es 
nicht berührte" (Koran, Sure Z4, 36). 
Kein gläubiger Mohammedaner wagt Zweifel daran, daß der 
Prophet diese Worte vom Erzengel Gabriel selbst empfangen 
habe. Sie sind heilig, und darum versucht man, wenigstens einen 
Teil des Verses, soweit der Platz es erlaubt, in schöner Schrift 
auf dem Glase der Lampen anzubringen. Zugleich ist es aber 
auch so, als 0b der Prophet hätte sagen wollen, wie die Lampen 
aussehen sollten. Denn ist ihm nicht verkündet worden, daß das 
Licht des Erhabenen wie ein schimmernder Stern aussähe? Also 
mühten sich die Künstler, das Gold der Sterne, ihren schwach 
schimmernden Glanz in das Glas einerLampe einzufangen, welche 
den andachtsvollen Gläubigen vor der Gebetsnische das Gleich- 
nis vom Lichte des Ewigen vermitteln sollte. 
Die äußere Farm der Moscheelampen hat vom frühen Mittel- 
alter an bis auf unsere Tage wenig Veränderungen erfahren. Die 
 
14 
Höhe schwankt zwischen 30 und 40 Zentimetern. Der Hals ist 
breit, trichterförmig und weit genug, die Lichtquelle aufzu- 
nehmen, welche mittels Drahthäkchen an der gewöhnlich rip- 
penartig verstärkten Mündung befestigt wird. An der geräumi- 
gen Wölbung sind außen drei oder häufiger sechs Ösen ange- 
 
Abb. 1. 
Moscheelampe aus dem H. Jahrhundert, 
mit weißen, „syrisch" genannten Bändern geschmückt. 
Höhe 35 cm. 
051a... Museum m angewandte Kunsl 
Abb. 2. Moscheelampc mit der Widmungsinschrift für 
den Sultan Barquq (1382 - 1399) in der Henkclzone. 
Am Halse oben Schriftfries mit Worten aus dem Koran 
24, 35, darunter Arabeskgeflecht. Höhe 31.5 cm 
Üslerr Museum für angewandte Kunst.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.