UNSERE AUTOREN
Margnrelbe Pocb-Kalnux, 1915 in Wien
geboren, entstammt einer Familie, die
seit Generationen mit der Wiener Kunst
aufs engste verknüpft ist. Der Groll-
vnter, akad. Maler Robert Seheller, un-
terrichtete in seiner privaten Malschule
Künstler wie Anton Faistauer, John
Quiney Adams, Adolf Curry, Rubin C.
Andersen u. a. m.
Studierte an der Universität Wien
(Kunstgeschichte, Archäologie und Ger-
manistik) und promovierte 1940 mit
einer Arbeit über den Bildhauer des
Klassizismus, Johann Martin Fischer,
welche Arbeit 1949 erweitert in Buch-
form erschienen ist. Seit 1941 an der
Akademie der bildenden Künste als wis-
senschaftliche Assistentin tätig, erhielt
sie 1957 die Leitung der akademischen
Gemäldegalerie. Neben zahlreichen wis-
senschaftlichen Vorl gen und Publika-
tionen konzentriei 'ich ihr Arbeits-
gebiet vornehmlich auf die niederlän-
dische Malerei, worunter eine Arbeit
über das Legat Hofrat Wolfgang von
Wurzbachifannenberg und der Gesamt-
katalog der Schausammlung der Aka-
dcmiegalerie erwähnt werden müssen.
ren, zu allerletzt die Reihe der groß-
nrligen „AlCliCFIl-Bildff, in denen el-
was xvic eine lerne Erinnerung und llul-
digung an das „Stilleben mit der schwar-
zcn Uhr" von Cezanne mitklingt, dem
Maler, der für Braques eigenen Weg um
meisten von allen bedeutete. Von den
Aussagen Braqucs, die Leymztrie zitiert,
bleibt eine wegen ihrer Wichtigkeit im
Gedächtnis, ein ganz kurzer Satz, der
einen Grundsatz der modernen Malerei
scharf umreißt: „Vergessen wir die Din-
ge und betrachten wir nur ihre Bezie-
hungert".
Die 52 Farbdrueke sind, wie immer bei
den Publikationen des Verlages, in zin-
belraeht des kleinen Formats und im
Vergleich zu den größeren Kunslbü-
ehern, im Gesamten von einer anerken-
nenswerlen Präzision im Detail und zum
großen Teil auch in der Farbe.
Frilz Novutny
NOTIZEN AUS DEM
KUNSTLEBEN
BUCHBESPRECHUNGEN
Braquc. Text von jean L e _v m a r i e.
Verlag Skira, Genf (1961).
Dieser neue Band der kleinformatigen
Monographien des Verlages Skiru („Der
Geschmack unserer Zeit", Bd. 35) war
von vornherein von einer Grundeigen-
sehaft seines Gegenstandes begünstigt,
der liinsinnigkeit und Stetigkeit in der
Entwicklung der Kunst Georges Bra-
ques. In ihr ist alle Wandlung und
alles Experimentieren in höchstem,
einem beispielhaften Maß von übersan-
herer Gesetzmäßigkeit geleitet. Davon
ließ sich auch jcan Lcymarie in seinem
'l'ext bestimmen, mit einem schönen Er-
gehnis. Seine Darstellung der Kunst Bra-
ques bescheidet sich mit einem gerin-
gen Aufwand an prinzipiellen Erörterun-
gen. Diese mögen manchem Leser feh-
len. es sind aber auch die Vorzüge of-
fensichtlich: der Geist und die Ziele
dieser Malerei werden nicht als „Pra-
hlcm" betrachtet, sondern als Gelegen-
heit vorausgesetzt und das Panorama
eines grolien Gesamtwerks in all seiner
gelassenen Kraft und monumentalen
Ruhe an der Abfolge der Sehaffenspha-
sen vorgeführt. Sie beginnen nach einem
impressionislischen Auftakt mit dem
Fauvismus der jahre 1906 und 1907, es
folgt die „kubistische Revolution" von
1908 und schließlich gegen Ende des
Ersten Weltkrieges die „Entfaltunpf der
Meisterschaft in einer nicht mehr mit
einem knappen Begriff benennbaren Ge-
staltungsweise. Den Abschluß bilden die
Stilleben und Interieurs - Leymarie
betont des öfteren die tiefe Bedeutung
des Erlebnisses des „(}ehäuses" für die
Kunst Bruques - seil den Dreißigerjah-
[Ferner Hojmuim, l'erlon. E tions Willi
Verkauf, ParisfWien. Zwei Farbtafeln
im Text. und 40 Abb. auf 23 Schwarz-
weißtnleln.
Das Speziiische im Sehaflen dieses
Künstlers ist leicht erkennbar, es ist
im Wesentlichen eine Kombination von
(Iollagctechnik mit tachistischen Ele-
menten. Der Sinn dieser Vu indung isl
symbolisch: Im Collzigen-1 il werden
Architekturenelemente, Raketenköple,
Stadtpläne, technische Schöplungenl,
kurz „Gebilde aus Menschcnhttnd" vor-
geführt, wobei der Akzent auf dem
Zivilisatoriseh-Organiszttorischen, auf
der rationalen Komponente dieses Tuns
liegt. Gleichzeitig erfolgt die Wahl der
Collage als Aussagemittel, um das Un-
oder Uberpersönlichc des Bereiches der
Ratio, aber auch seine hektische Inkon-
gruenz deutlich zu machen. Über diese
Collagen ergießt sich gleichsam die tu-
ehistisch-inlormelle Welle als Iimztnatiun
des Nurnochindividuellen, gewollt Un-
vernünitigen, Chaoshungrigen, Antizivi-
lisatoriseh-Antisozinlen. Damit soll eine
zwar sehr summarisch-kollektive, aber
immerhin eindrucksvolle Analyse dcs
Zeitalters gegeben werden. Grundele-
mente einzelner Werke sind maskcn-
artige Gebilde von todes- und leidens-
haftem Charakter, in einem Fall (Abb.
20) sogar in Verbindung mit dem Kreuz.
Hier ist die conditio humane unserer
Zeit ganz deutlich ausgesprochen.
Die Publikation ist von einer interes-
santen, in drei Sprachen nbgefaßten
Werksnnalyse von Werner Hofmann cin-
geleitet. Dem vorbildlich ausgestatteten,
in der Schweiz (warum eigentlich?) her-
gestellten Opusculum ist nur eines vor-
zuwerfen - nämlich der gänzliche Man-
gel an sachlich-biographischen Informa-
tionen. Schließlich ist Verlon weder ein
Lohengrin noch ein Picasso und das be-
rechtigte Bedürfnis des Lesers verlangt
nach konkreten Angaben zur Person.
Warum hat Werner Hofmann, der doch
ein Wissenschafter von Rang ist, uns
dies vorenthalten? Ein paar Zeilen im
Gesamtumfang einer Lexikon-Eintrit-
gung hätten genügt. DrK.
„Schutarz-weiß" in der Galerie im
Griecbenbeixl.
„Schwarz, die Königin der Farben"
pflegte Renoir zu sagen. Welche er-
staunlichen Farhwerte im Schwarz, Weiß
und Grau liegen, wollte die Künstler-
gruppe „Der Kreis" in ihrer Fcstwo-
ehcnausstellung demonstrieren. 'Eine
solche Devise begünstigt die klassische
Federzeichnung (Höffingers „Uhren",
Strzmskys „Sitzende"), deren feine graue
Striche sich im Auge zu scidigem Glanz
mischen. Mocscrs Begabung für die
Aquarellmalerci bestätigt sich wieder in
großen landschaftlichen (jrisaillchliit-
tern. Tichntscheks mit wilder Geste aufs
Papier geschleuderte Kunstharztrcpfeiz
formen sich zu schriftartigen Zeichen.
Zwischen Schrift und Zeichnung liegt
im Sinne ostasiatische-r Graphik Lesko-
was großes abstraktes Blatt, wie auch
der melancholische Seidensicbdruck
"Printemps noir" der in Paris lebenden
Malerin Greta Freist. Eine ungcgcn-
stündliche Collage, aus Buchlettern ge-
formt, hat Gottfried Goebel eingesandt,
in den Dienst romantischer Ironie ( 1-" -
genburg von Wölfen umkreist", „lk -
rus") stellt Arnulf Neuwirth die Col-
lage auf flcckigem Pcrgttment. Ula
Prantls informelle Blätter in grauer
Wnsserfarhe und Hilda Sappers gestick-
tcr „Entwurf für einen Wandbehang"
verraten weibliche limpfindsamkeit,
während Stockhauer durch robustes har-
tcs Schwarz-Weiß im großformatigen
Holzschnitt dekorative Wirkung erzielt.
Pilllwfer in der Galerie lWürthle
Vorgeprägte Form, die lebend sich cnt-
wickelt, so ließe sich die Ausstellung
Josef Pillhofers in der Galerie Würlhle
beschreiben. Degas und Rodin bestim-
men die „impressionistischf Phase in
der Entwicklung eines empiindsam ver-
arbeitenden Bildhauers und Zeichners.
Rnuh belassene Ober . he menschlicher
Figuren wird durch reizvolles Spiel des
Lichtes belebt. Auf originelle Weise, weil
ganz aus der konträren Welt der Male-
rei in die Skulptur herübergeholt wird
von Pillhofer das Motiv eines Früchte-
stillcbens im flachen Relief luewiiltigl.
Gefahrenzonen scheinen in dieser Aus-
stellung dort angedeutet, wo der Bild-
hauer - auffällig in der liegenden Fi-
gur WOlFUhL er Gestaltungswelt -
sich allzu merklich dem von seinem
Lehrer erarbeiteten Stil annähert, wie er
auch in manchen graphisch reizvollen
Werkzciehnungcn öfter vorgeprägten
Formen nahekommt.
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