setzte. Von diesem Modell (das auch innen ausgeführt
ist) übernahm er die aehteckige Kuppel für außen und
innen, vom heimatlichen Dom übertrug er die archaisie-
rend dünkenden Kreuzgewölbe auf die Seitcnschiffe sei-
nes Werks. Nur die Außenarchitektur von Solaris Chor-
haupt hat wenig Ähnlichkeit mit dem Dommodell von
Como, wenngleich die kreisförmigen Lukarnen unter
dem Dachsaum zu Como in den querovalen Luken des
Salzburger Domes fortzuwirken scheinen.
Ist nun Solari durch meinen Erklärungsvorschlag aus der
Abhängigkeit von Seamozzi in die des Cristoforo Solari
(eines Verwandten?) geraten? Nein. Der Meister suchte
Salzburg das Beste anzubieten, was er vermochte: er
wollte die noch immer moderne Bauidee, die seine Lands-
leute bisher nicht verwirklichen konnten, in Salzburg
Gestalt werden lassen, weil sie ihm, als echtem Lombar-
den, besonders nahelag. Der Trikonchos ist ja eine lom-
bardische Lieblingsidee: vom spätantiken Vierkonchen-
ANME
' Salzburg. Wien. 1947. s. a2.
2 Erstmals 1905. dann öfter. Zit. nach: A. Riegl: Gesammelte Auf-
Sätze. Augsburg-Wien, 1029. s. x24.
3 a. a. O. S. 120.
' Die Meisterwerke. Leipzig. 1934. Bd. 7. s. 146 n.
5 F. Martin: Salzburg. Ein Führer durch seine Geschichte und Kunst.
1. A. Wien. 1923. S. 111. - Z. A. Salzburg. 1952. S. 23 ff. - ders.:
Kunstgeschichte von Salzburg. Wien. 1925. S. 91, 94 usw.
5 F. Martin: Untergang und Auferstehung. In: Der Dom zu Salzburg.
Zum Ilüiljähr. Jubiläum 1528 bis 1923. Salzburg. 1928. S. 46.
7 Vincenzo Seamnzzi und der Einfluß Venedigs au! die Saizburger
Architektur. Innsbruck. 1948. S. 32H.
s C. Guriitt: Geschichte des Barockstiles in Italien. Stuttgart, 1857.
S. 304. - ders: Geschichte des Barockstiies und des Roeoco in
Deutschland. Stuttgart. 1839. S. ß. Ä Lübke-Semrau: Die Kunst
der Barockzeit und des Rokoko, Eiiiingen, 1921. S. 97. ä J. Mühl-
mann: Der Dom zu Salzburg, Wien. 1925. S. 51. - F. Fuhrmann:
Der Dom zu Salzburg. Z. A. Salzburg, 1950. S. 13.
i" Untergang und Aulerstehung. S. 4T t.
i" Kunstgeschichte von Salzburg. S. 91.
" Martin: Untergang und Auferstehung. S. 50. - Fuhrmann, a. a. O.
S. 5. i i
i: A. Eckardt: Die Baukunst in Salzburg wahrem! des XVIL-Iahr-
hunderts. Straßburg. 1910. S. 4B u. Ö. 1 J. Strzygowski: Die Kunst-
raum S. Lorenzo Maggiore zu Mailand geht eine fast
lückenlose Filiation aus; selbst Como besaß mit S. Fe-
dele einen Trikonehos des 12. Jahrhunderts. Bramante
war von diesem Raumgedanken, den er in Mailand ken-
nenlerntc, sosehr gefangengenommen, dail er ihn für
seine Kirche Maria dellc Grilzie aufgriff und schließ-
lich die Uridee - S. Lorenzo - seinem Entwurf für
St. Peter in Rom zugrundelegte. Will man also an eine
Verwandtschaft des Solari-Domes mit St. Peter glauben,
dann rechtfertigt sich dies nur auf Grund der gemein-
samen Wurzel. der lombardischen Kirchenarehitektur.
So entwaffnen sich auch alle in der Literatur über den.
Salzburger l)0m gegebenen ilinweise auf die kölnischen
Trikonehen von selbst. Auch der Gesu braucht nicht
als Vorbild bemüht werden: die Seitenschiffe des Domes
von (Iomo, zeitgemäß verengt und entwertet, ergeben
die Salzburger Disposition. Gerade in der eigenwilligen
Distanzierung von den im Italien des Frühbaroeks land-
läufigen Kirchentypen verrät sich selbständiges künstle-
risches Gestalten bei Solari.
9
RKUNGEN
denkmale im Salzburger Stacitbilde, In: Gemeinsame Tagung für
Denkmalpflege und Heimatschutz Salzburg 14,715. September 1911.
S. 4. -- H. Tietze: Die kirchlichen Denkmnie der Stadt Salzburg.
Wien, 11112. (Österr. Kunsttupographie Bd. 9.) S. 3. - F. Martin:
Salzburg, i. A. S. 18. - Mühimann, a. a. O. S. 49. 7 Martin: Un-
tergang. S. 51. i B. Grlmschitz: Salzburg im Bild. Berlin (um 1940)
(Sammlung Parthenon). Ä Donin. a. a. 0. S. 75. - F. X. Traber:
Saizburgs Dnm in Vergangenheit und Gegenwart. 3. A. Salzburg.
1.949. S. 19. - Fuhrmann, a.a.O. S. 5.
"i Beschreibung der erzbisehöfiichen Dom-Kirche zu Salzburg. Salz-
burg. 11159. S. 471: ,.Ob Solari Seamozzfs Projeet vom Jahre 1606
benutzte, oder nicht, läßt sich mit Bestimmtheit aus seinem nach
eigenem Entwurfe vollführten Bau nicht leicht behaupten; da die
vorhandenen blos auf die allgemcinsten Anordnungen Bezug neh-
menden Ähnlichkeiten ebenso leieht Zufälligkeiten sein können."
H Gurlitt: Geschichte des Barockstiies und des Rucoco. S. 4. -
K. Wuermnnn: Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. Bd. 5.
Leipzig. iiiZU. S. 366. 7 Lübke-Semrau, a. a. O. S. 97. - Düllili,
a. a. O. S. 91 u. ü.
15 Eckardt. a. a. U. S. 40f. - Tietez. a. a. O. S. 3.
W Auf die mögliche Verwendung von Scatnüzzis Fassadenentwilri
durch Sulari (Donin, a. a. o. s. '11 11.21.) gehe ich h'er nicht ein.
" Martin: Untergang und Auferstehung. s. 51.
12