geschmack verpflichtete Darstel-
lungsweise ein wenig larmovant
und theatralisch 4). Seine reinsten
und besten Leistungen aber liegen
zweifellos auf dem (iebiet der
Bildnismalerei. lm übrigen wissen
wir von Herdts Leben wenig,
nicht einmal das Jahr seines Todes
ist überliefert.
Bereits in seinen frühen Jahren
wurde llcrdt durch Bildnisse von
rXngehorigen der Berliner Bühnen,
vor allem des Kgl. Hoftheaters
bekannt. Zu ihnen zählen auch
die der Tanzerfaitxilie Taglioni,
die uns hier im besonderen bee
schäftigen. Wie hoch solche Dar-
stellungen berühmter Vertreter
der Gesangs; Schauspiel- und
Tattzktinst damals geschätzt wure
den, geht allein schon aus der
Tatsache hervor, daß diese in den
.Xu stellungskatalogen wenigstens
einzeln mit ihren Xamcn aufge-
führt wurden, während die Älehre
zahl der anderen Bildnisse meist
nur zahlenmäßig zusammcngefaßt
worden ist.
Wie in den anderen europäischen
Hauptstädten waren seit der Jahr-
hundertwende auch in Berlin die
darstellenden Künste für den
kunstsintiigen Teil der Bürger in
den Vortlergrtintl des lnteresses
gerückt. Man vergötterte nicht
allein iger und Schauspieler,
ebenso und fast mehr noch waren
es die Sterne des Balletts, um
deren persönliche Bekanntschaft
und Gunst sich hohe und höchste
Persönlichkeiten bemühten. Das
sonst anscheinend so nüchterne
Berlin stand darin der Begeiste-
rungsfahigkeit der Pariser, Wiener
oder Londoner Bevölkerung in
niCbtS nach. Zu den umschwärm-
ten Publikumslieblingen im Berlin
der Dreißigeriahre des vorigen
Jahrhunderts gehörte die Tänzer?
familie Taglioni mit Paul und
seiner älteren Schwester Marie an
der Spitze. Da llerdt schon lange
vorher Angehorige der Bühne pore
trätiert hatte, erscheint es fast
selbstverständlich, daß auch die
beliebte Tiinzerfamilie ihm für
mehrere Bildnisse saß; sie ent-
standen zwischen 1831 und 1836
und befinden sich heute im Besitz
der Familie Windisch-Graetz in
Wien.
(ienealtigisch beginnt die Reihe
mit dem Bildnis des Ballett?
tänzers Philipp Taglitmi (Abb. 2),
des Vaters von Marie und Paul,
der wohl nicht mehr selbst in
Berlin auftrat, aber wahrschein-
licb bei Besuch
preußischen Hauptstadt auf
Wunsch der Familie gemalt wor-
den ist. Der Maler hat kein
einem in der
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Signum auf dem Portrlit hintere
lassen, in der Handschrift ist es
aber den übrigen gesicherten Bild-
llerdts so ähnlich. daß
seine Autorschaft naheliegt, zus
mal die Zeitgenossen meist von
Herdts Bildnissen der „Familie
'I'aglionif' berichteten. (Allerdings
wird auch bei dem später erwähn-
ten Adolf Rinck ein Bildnis „Herr
'l'aglioni" aufgeführt, wobei es
sich aber höcbstwahrscheinlich um
den in Berlin bekannten Paul T.
gehandelt haben wird.) Der bei
reits in reiferen Jahren mit grau-
meliertem llaar dargestellte 'l'än-
Zer tragt einen schwarzen Rock
mit gchlümter Weste. Der Hinter-
grund ist neutral gehalten.
nissen
Ämalie Tagliotii, die (iattin seines
Sohnes Paul, ist von llerdt im
Jahre liijil porträtiert worden
(Abb. S). Das leicht nach rechts
gew endete Brusthild der Tänzerin
vor einer nur in großen Umrissen
angedeuteten Landschaft mit hele
lem llimmel wirkt nicht nur in
dem ebcnmaßigen, ein wenig re-
gungslosen, glatten xXntlitz mit
dem rosigen Teint, sondern auch
in liinzelheiteit des Kostüms wie
dem duftigen, sorgfältig gemalten
hellblauen Schleier über dem fest-
lich weißen Kleid schön, kostbar,
aber ein wenig kühl. Herdt hat
Anralia übrigens auch noch in
ihrer Rolle als Svlphide gemalt5).
ln der Äut sung dem der Amalie
ähnlich ist das ein Jahr später
Bildnis der Nlarie
(Abb. 4), der Tochter von Philipp
und Schwester von Paul Taglioni,
cleren Ruhm in fast ebenso hellem
(ilanz erstrahlte wie der der an-
gebeteten Fannv Elßler in Wien;
mit ihrem Bruder hat Marie in
Berlin wahre Triumphe gefeiert.
entstandene
lm Vergleich mit dem in seinem
Bildnis der
deutlich, daß das
Äntlitz jener durch die hohe, etwas
gekiinstelte I7 sur tiefer gerückt
werden muBte, wahrend Älaric
mit ihrer schlichteren Haartracht
bei gleicher ltlorizonthohe etwas
hinaufgesetzt werden konnte, wo-
durch fiir ihre (iestalt nach unten
Raum blieb. Die Lande
schaft ist hier noch spärlicher
angedeutet als auf dem Bildnis
der Amalie. W ie bei jenem bildet
aber der Himmel i nun allerdings
in rotgrauem Abendschein f den
wirkungsvollen Bildhintergrund
für das helle dekolletierte Kleid
mit breitem (iürtel und dem über
den Rücken und die rechte Schul-
ter lose drapierten rosa Schleier,
der genau wie bei dem anderen
Bildnis etwas Bewegung in die
sonst statuarische Auffassung
Ätifbati ahnlichen
Änmlie wird
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