der Lehren des Bischofs von Ypern, Jansenius, folgten, waren
in politische Schwierigkeiten ausgeartet und boten der ("rtfent-
lichen Meinung Anlaß, dem spanischen Regime gegenüber eine
Lnzufriedenheit an den Tag zu legen, die durch Nlazarins ln-
trigen weiter geschürt wurde.
Philipp lV. hatte daher darauf verzichten müssen, die Nieder-
lande seinem natürlichen Sohn, Don Juan dVXustria, einem Jüng-
ling von 14 Jahren, anzuvertrauen. Die interimistische Regie-
rung von Castel Rodrigo, der in ständige Meinungsverschieden-
lreiten mit dem Oberbefehlshaber der Truppen, Octavio Picco-
lomini, verstrickt war, hatte sich unfähig gezeigt, der Lage Herr
zu werden. Im Jahr 1646 waren Courtrai und Dünkirchen in
die Hände der Franzosen gefallen.
liine energische Hand erwies sich als unumgänglich nötig. Des-
halb war die Wahl des Königs auf seinen Vetter Leopold Wil-
helm gefallen, dessen hervorragende Eigenschaften er schätzen
gelernt hatte. Bevor er aber die Leitung der Geschäfte über-
nahm, hatte der Erzherzog unbeschränkte Vollmachten verlangt
und über die Köpfe der Behörden hinweg das Land einer Art
von Belagerungszustand unterworfen, in dem alles den Erforder-
nis: n der Verteidigung untergeordnet wurde.
Dank der aus Deutschland herbeigeführten Verstärkungen,
dank auch der strategischen Gaben eines illustren Feldherrn,
des Luxemhurgers Beck, konnte der Erzherzog mehrere wichtige
Platze an der südlichen Grenze zurückerobern und den Hol-
liinrlern im Norden Widerstand leisten.
Diese Verbesserung der Lage erleichterte die Verhandlungen,
die schon seit einiger Zeit zwischen Spanien und den Niederlanden
geheim begonnen hatten, und der Vertrag von Nlünster vom
13. Januar 1648 wurde, obwohl er für Belgien verhängnisvoll
war, von der ÖHentlichkeit, die sich für die Zukunft keine Sorgen
machte und eines achtzigjährigen Krieges müde war, mit Er-
leichterung aufgenommen.
i lLnhl ll-fllifli (min. 1691!). Erzherzog Lrupxlltlwilhclm m seiner m! rt- HH 1mm
Coudcnherg m Bruvxcl. Sign. und däl. 1mm Turm.- fcc. Ao. 1651
3 Picter 'l'h_vs (m24, 1fi77J7X). Porträt VOI! Erzherzog Leopold XVilheliyi
Da er ietzt nur noch gegen Frankreich, das durch die Fronde
geschwächt war, zu kämpfen hatte, setzte Erzherzog Leopold
XX ilhclm alles daran, das neue Unheil wiedergutzumachen, das
der Sieg Condes vom Z0. August 1648 über die spanischen Trup,
peu unter den Mauern von Lens über sie gebracht hatte. So
fiel er im Frühjahr 1649 in der Picardie ein. Begünstigt durch
den Verrat des Prinzen von Conde, der aus blindem Haß gegen
Älazzirin erfolgt war, errangen die spanischen Waffen ihre letzten
lxriegserfolge und gewannen (fourtrai und Diinkirchen zurück.
Vom militärischen (jenie seines Rivalen Turenne iedoch über?
iliigclt, erlitt Conde im Laufe des Jahres 1655 einen Mißerfolg
nach dem anderen, was für den Erzherzog seinerseits iible
liolgen hatte. Krank und vom aussichtslosen Kampf angewidert,
erbat er von Philipp lV. die Erlaubnis, nach Österreich
zurückzukehren, und verließ 1656 Brüssel.
Äuch in der Innenpolitik war Leopold Wilhelm auf arge Schwie-
rigkeiten gestoßen. Die Streitigkeiten, die der Janscnismus her-
vorgerufen hatte, wurden immer erbitterter. Die ("Ütlentlichkeit
erhob sich gegen das Ansehen, das die Jesuiten, zähe Verteidiger
der Orthodoxie, beim Erzherzog, ihrem einstigen Zögling,
genossen. Man warf ihnen vor, sich in Regierungsangelegen-
stehe, die [väpstlichen Bullen, die den „_-11(gurliuu.rff verurteilten,
(jtlentlich anzuerkennen. Ein königlicher Hrlaß zur Veroifentr
lichung, der am 24. Juli des gleichen Jahres erteilt wurde, war
nicht imstande, die Opposition der Richter zu brechen; den
Beschwiärungen des lnternuntius Stravius Folge leistend, mulitc
der Erzherzog zu energischen Maßnahmen greifen und beschloß
im Ä z 1651, diese Bullen kraft seiner eigenen Autoritat zu
veriäPientlichen.
Damit war dem Streit aber kein Ende gesetzt. Die (ierichtshüfe
weigerten sich, gegen die Jansenisten aufzutreten. Der Oberste
Rat von Brabant ging sogar so weit, dem lnternutitius „den
zivilrechtlichen Schutz zu entziehen", und annullierte im Jahre
1653, weil sie die Privilegien des Landes verletzt hätten, mit
außerordentlich heftigen Worten die Briefe des Papstes, in denen
dieser Boonen und Triest aufgefordert hatte, ihre verdächtige
Haltung, die ihr lnterdikt zur Folge gehabt hatte, in Rom zu
rechtfertigen. Der Erzherzog beugte sich aber nicht und lieli,
in Abwesenheit des Erzbischofs, Km]... Kapitel von Älechelir
die Bulle von lnnozenz „(D110 OIiYLFI-OIIFU, vom 31. Mai
1653 verollientlichen, die fünf lixzerpte aus dem „ulu_Q11.rliun.rL'
verurteilte. Boonen und Triest XVHllTPH sirlw (YPrn-n Air- rvincr,