waren, den Werken der großen niederländischen Primitiven,
einem Pieter Breughel dem Älteren oder auch den Bildern der
großen Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts vorzog.
Dennoch umfaßte seine Galerie, dank der klugen Kaufe, die
Teniers abschloß, eine große Zahl von Meisterwerken, und das
Wüener Kunsthistorische Museum ist heute eines der reichsten
an flämischen Bildern.
Teniers war nicht der einzige Künstler, der Leopold Wilhelms
Förderung genoß. Auch der Bildhauer Jerome Duquesnoy der
Jüngere erhielt zahlreiche Aufträge, ebenso der französische
Maler Frangois Luycks, 1604 in Antwerpen geboren, 1668 in
Wien gestorben, wo er, nach dem im Jahre 1662 erfolgten Ab?
leben des llrzherzogs, llnfmaler Ferdinands lll. geworden
war.
Leopold Wilhelm förderte ebenfalls Jean van den Hoecke
(161171651), der im Jahre 1647 zum Hofmaler ernannt wurde,
und dessen Halbbruder, Robert van den Hoecke (162271668),
einen ausgezeichneten Radierer von Landschaften und militäri-
schen Sujets.
Auch Peter Snayers (1592?1667) nahm er in seine Dienste,
einen der besten Schlachtenmaler aller Länder und aller Zeiten,
der mit einer Reihe von 50 Bildern zum llistoriographen des
Dreißigjährigen Krieges wurde und unter anderem auch 21 Bilder
für den Feldmarschall der spanischen Truppen in den Nieder-
landen, Octavio Piccolomini, angefertigt hatte. Snayers war Hof-
maler der Erzherzogin lsabella gewesen, für die er die Erobee
rung von Breda und die Wüallfahrt zum Brunnen der hl. Anna
(Fontaine Sainte-Annc) von Lacken gemalt hatte. Für den Kar-
dinal-lnfanten hatte er den Sieg von Calloo vom 21. Juni 1638
dargestellt. lir fuhr weiter fort, die Waffentaten Leopold Wil-
helms zu verherrlichen, und malte unter anderem den Entsarz
von Courtrai, das die Franzosen 1648 eingeschlossen hatten.
Eines seiner Bilder stellt den Erzherzog vor der Kirche Notre-
Dame au Sablon in Brüssel am 23. April 1651 beim Grand
Serment dar.
Leopold Wilhelm ist es auch, dem die Hauptstadt Belgiens die
Fertigstellung ihrer schönen Kathedrale der Heiligen Michael
und Gudula (Saints Michel et Gudule) verdankt. Erzherzogin
lsabella hatte in ihren letztwilligen Verfügungen den Wunsch
ausgesprochen, daß zu Ehren der hl. Jungfrau, die sie ihr ganzes
Leben lang zutiefst verehrt hatte, eine Kapelle errichtet werde,
die ein Gegenstück zu der von Karl V. in Erinnerung des
Saint-Sacrement du Miracle (Allerheiligsten Altarsakramentes)
erbauten Kapelle bilden sollte. Die ständigen Kriege und die
finanzielle Zerrüttung, die deren Folge war, hatten die Verwirk-
lichung dieses frommen Wunsches bisher verhindert. Da der
Frieden von Münster den Belgiern von seiten der Holländer
eine Ruhepause gebracht hatte und die Franzosen ihrerseits in
ihrer Angrirfstätigkeit durch die Fronde gehemmt waren, be-
schloß Leopold Wilhelm an die Ausführung des letzten Willens
der lirzherzogin heranzugehen. Er beauftragte den Bildhauer
und Architekten Jerome Duquesnoy den Jüngeren, Pläne für
eine Kapelle zu entwerfen, die an der rechten Seite des Chores
angebaut werden sollte, und legte selbst in Anwesenheit des
lirzbischofs von Mecheln, Jacques Boonen, und der Geistlich-
keit der Stadt am 31. Mai 1649 feierlich den Grundstein. Die
Arbeiten wurden rasch ausgeführt und schon 1653 konnte auf
dem Altar, der Nutte-Dame de la Delivrance geweiht war, die
erste hl. Messe gelesen werden.
Es war dies der letzte Spitzbogenbau, der in Brüssel aufgeführt
wurde - der Architekt wagte nicht einmal, ihn gänzlich in
diesem Stil zu beenden. Hr gab ihm ein Kreuzrippengewölbe
mit Quergurten, die sich aus einzelnen Bogenstücken zusammene
setzen und auf Konsolen im italoeflämischen Barockstil ruhen.
Der Altar aus weißem und schwarzem Marmor ist das W'erk des
Bildhauers Jean Voorspoel, Hofarchitekt und Schüler Duquesnrxys.
Angeregt von den Glasmalereien der Kapelle des Saint-S;
mcnt, die dem Andenken Karls V. und seiner Familie
widmet war, beschloß der Erzherzog, auch die neue Ka]
mit Glasfenstcrn zu schmücken, die die hl. Jungfrau und
Ruhm des Hauses Österreich verherrlichen sollten. F.r wa
sich an Theodor van Thulden (160671676) aus Herzogenbr
Schüler und Mitarbeiter von Rubens, der die Kartons anfert
für die 300 Gulden bezahlt wurden, und an Jean de la Baer
Antwerpen, der die Ausführung der Glasmalerei übernahm.
die er 1390 Gulden erhielt.
Das erste Glasfenster, mit dem Datum 1656, zeigt die Dar
lung Mariä mit den Porträts Kaiser Ferdinands ll. und
Kaiserin Eleonore; es folgt die Hochzeit der hl. Jungfrau,
dem Bild Leopolds I. als römischer König, neben ihm
imposante Figur des hl. Francesco Borgia. Das dritte (ilasfcr
stellt eine Verkündigung dar, mit dem so volkstümlichen l
scherpaar Albert und lsabella.
Das vierte Glasfenster verdient jedoch vor allem unsere .
merksamkeit. Es wurde nicht nach einem Karton von van 'l
den ausgeführt, wie eine Signatur beweist, die man auf der Z1
nung entdeckt hat, die sich in den Musees royaux d'Art et d'
toire du (Iinquantenaire befindet, sondern vom Glasmaler _
de la Baer, der sich hier nicht nur als geschickter llandxrcr
sondern als echter Künstler erweist. Unter einer Heimsucb:
im oberen Feld des Fensters, sieht man ein prächtiges Po
Leopold Wilhelms, des großen Gönners von Sainteiäur
Er ist im Prolil dargestellt, auf einem Betschemel knieend
glänzender Rüstung und mit einem weiten Purpurnmntel.
feines, vornehmes Gesicht, von langen Locken umrahmt,
auf seine Schultern niederfallen, ist von außerordentlicher
bendigkeit und hebt sich von dem durchscheinenden Glas v
derbar ab.
Während der Erzherzog seine kostbaren Sammlungen l
Wien mitnahm, ließ er mit diesen schönen Glasfenstern
Kunstwerk allerersten Ranges in Brüssel zurück, ein im:
währendes Andenken, das seit drei Jahrhunderten in den N
kommen seiner einstigen Untertanen die Erinnerung wach
hält an einen gütigen und aufgeklärten Fürsten, dem Bel
viel Gutes verdankt.
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