handeln. Die Evangelistenfiguren deuten auf Sieg-
witz oder Pardynski hin, während die Himmelfahrt
Maria und die hl. Dreifaltigkeit Urbanskis Autor-
schaft vermuten lassen. Da sich in der Kirche von
Jedrzejöw in Mittelpolen eine ziemlich getreue
Nachbildung des Czenstochauer Altares befindet, ist
anzunehmen, daß Karingers Werkstatt auch dort
tätig war.
Mitte des 18. Jahrhunderts ist auch bei der Aus-
stattung der Pramonsttatenserkirche zu Witöxr (bei
Lödz) eine Gruppe von Schlesiern tätig, darunter
der Bildhauer Franciszek Utbanski, wahrscheinlich
der Sohn Jan Jerzy Urbanskis, und die Maurer
Leopold Tag und Georg Milke. Es wird noch zu
erforschen sein, ob vielleicht Mitglieder der Vierk-
statt Karingers für ständig in Polen geblieben sind
und welchen Anteil Mangoldt bei der Ausstattung
von Tyniec bei Krakau sowie Siegwitz und Pro-
visore in Gostyn Wielkopolski hatten.
Es ist als sicher anzunehmen, daß in der l. Hälfte
des 18. Jahrhunderts Breslau nicht nur ein Zentrum
der Plastik für ganz Schlesien, sondern auch über
die Grenzen des Landes hinaus war.
Abschließend ist festzuhalten, daß die Kunst des
Breslauer Spätbarock ein ausgesprochen kirchliches
Gepräge hatte. Das hängt mit den religiös-philo-
sophischen und künstlerischen Strömungen dieser
Epoche zusammen. Daher sind das Porträt M.
Brokoff und Mangoldt) und die historischen Themen
(Urbanski) nur selten vertreten. Obwohl die Bild-
hauer zum Großteil aus anderen Ländern kamen,
waren sie deutlich von der österreichisch-böhmischen
Auffassung der italienischen Kunst geprägt. Neben
einer gewissen Abhängigkeit von zeitbedingten
Vorbildern zeigen die bedeutenderen Meister der
Breslauer Plastik ihre klar erfaßbare Eigenart. Ja,
es entwickelte sich zusammen mit lokaler Tradition
und durch gegenseitige Beeinflussung ein ganz
spezifischer regionaler Stil.
Unter den in Breslau tätigen Meistern ragen be-
sonders Urbanski, Mangoldt, Siegwitz und Weis-
feldt hervor. Besondere Erwähnung verdienen
F. M. Brokolf und B. Fischer, die vornehmlich
im Gebiet von Breslau tätig waren. Eine Sonder-
stellung nimmt auch Karinger als Spezialist in der
Bearbeitung von Marmor und Stein ein.
Die hier gegebene Übersicht über die Breslauer
Plastik des 18. Jahrhunderts kann nicht den An-
spruch auf Vollständigkeit erheben. Es ging ledig-
lich darum, die wichtigsten Künstler und Werke
zu erwähnen und das Interesse auf die Mannig-
faltigkeit und den Reichtum der schlesischen Barock-
plastik zu lenken. Schließlich sollte die Forschung
auf die bisher noch wenig gewürdigten Leistungen
der Werkstatt Karingers hingewiesen werden.
ANMERKUNGEN:
1) Bisher wurde in der dnschlägigcn LltCrJtur Sicgwirz zu Uilzcchl als
sns Ulmbtrg gehurlig angesehen. Nach jüngst in Polen gefundenen
Archivalicn stammt Sicgwilz aus Wien. Nähere Angabvn über den
Künstler wird eine vom Verfasser vorbervitetc Monographie bringen.
i; Der künstlerischen Tätigktir Mangoldts mit besnudercr Berücksichtigung
scines Anteils an der Dekoration der Aula Leopoldina und dCS Fürsten-
saalrs in Lcubm wird eine dtmnälihsl ersrhziilende Publikation:
gewidmcl sein.
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