A. M. MARlTÄN-DUGARDIN
Moderne
Wandteppiche und Keramiken
aus Belgien
Zur Äusxltllung
aus Anluß des zehnjährigen Bestandes
des Belgisch-Österreichischen Kulturabkommen:
im Österreichischen Muscum
für angewandxe Kunst. WIEN
Die belgische Topisserie der Gegenwud
Die belgische Bildwirkerei unserer Zeit ist durch die enge Verbindung des Entwerfers mit dem ausführenden Handwerker gekennzeichnet, wie das in der Blüteze
alten Textilkunst. im ausgehenden Mittelalter, der Fall war. S0 wie damals, als im 15. Jahrhundert in Tournai die berühmten Bildteppiche gewirkt wurden, h
der belgische Künstler der Gegenwart verstanden, daß er mit seiner Darstellung eine Wandfläche schmücken soll, wobei der von ihm geschaffene Entwurf in g
Wollfäden umgesetzt wird. deren Farbskala bis zu vierzig Farben umfaßt. Mit dieser Einfühlung des Künstlers in die Gegebenheiten des Handwerks waren die
Setzungen für eine Renaissance der Bildwirkerei geschaffen.
Der spätere Verfall der alten Tapisseriekunst hatte damit eingesetzt. daß die ihr eigenen künstlerischen Gesetze von den Entwerfern immer weniger beachtet t
Verleitet durch die technische Virtuosität der Wirker gingen die Künstler dazu über, mit der Malerei zu wetteifern. Sie blieben vor allem Maler und vergaße
die besonderen Erfordernisse der Tapisserie.
Das 17. Jahrhundert, die Epoche des beginnenden Barock, brachte zwar einen gewaltigen Aufschwung, gleichzeitig aber auch die ersten Ansätze des späteren
gangs. Rubens. Jordaens und andere hatten den tieferen Sinn des Textilwerkes nicht erfaßt. Die großen Dimensionen, die starke Bewegung der Figuren und die s(
Umrahmungen vermitteln nicht mehr jene warmgetönte Wirkung und jenen ästhetischen Genuß, wie man sie vor den in ihren Formen und Farben viel ausg
neren früheren Werken empfindet.
Das 18. Jahrhundert endlich bedeutete für die Tapisserie die dunkle Zeit des größten Tiefstandes: mehr und mehr wetteiferte man mit der Malerei. Wie weit
Hochblüte der Ateliers von Tournai zurück, deren Werke die Paläste der burgundischen Herzöge und der ausländischen Fürsten geschmückt hatten, und jene di
seler Manufakturen. deren Tapisserien oft von Goldfäden durchwirkt und nach den Entwürfen so hervorragender Künstler wie Bernard Van Orley ausgeführt