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Objekt: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

 
Medardo Rosso, Enfant ä 1a bouchee de pain 
wir kennen ihre Bedeutung und ihren 
 Wert, wir wissen nun, was originell 
und eigenartig in ihr ist und was ent- 
lehnt. Wenn das von Graul und Kurz- 
welly in Aussicht gestellte illustrierte 
Werk über die Ausstellung erschie- 
nen sein wird, gehört wohl die Ge- 
_  schichte des Thüringer Porzellans zu 
' einer der am klarsten erhellten. 
Die Technik der Porzellaner- 
zeugung ist den Thüringer Fabriken 
bekanntlich weder durch Meißener 
oder andere Überläufer noch durch 
keramische Vaganten vermittelt 
worden, obwohl gerade diese auch an 
den kleinen Höfen mit glänzenden 
Versprechungen auftauchten, sie 
a wurde vielmehr neu erfunden, und 
zwar ungefähr zu derselben Zeit, zirka 
1760, durch zwei unabhängig von- 
einander experimentierende Männer, 
Georg Heinrich Macheleid, den Be- 
gründer der Volkstedter Fabrik, und Gotthelf Greiner, der die Limbacher 
Manufaktur ins Leben rief. Und so erlebte das Thüringer Porzellan dieselben 
Entwicklungsphasen der Masse und Glasur, dieselben Fehler wie in Meißen 
zu Böttchers Zeit oder in Wien unter Du Paquier. Bald ist die Glasur zu 
stark kalkhaltig und wird infolge- 
dessen glasig und grau, bald ist sie 
zu sehr vom Feuer aufgefressen, 
besonders bei den frühen Blau- 
malereien, wird matt; „eierschalig" 
nennt man diesen Fehler heute noch 
in den Thüringer Fabriken, eine 
recht gute Bezeichnung. Erst nach 
langen Mühen erreichte man die 
weiße richtige Feldspatglasur. 
Abgesehen von Kloster Veils- 
dorf und Gotha, die mehr dem Typus 
der anderen deutschen Manufakturen 
entsprachen, welche in erster Linie 
Hofschöpfungen waren, sind die 
Thüringer Fabriken analog vielen da- 
maligen Fayencefabriken meist indu- 
strielle bürgerliche Unternehmungen, 
 
Medardo Rosso, Porträt des Dr. Fles (Utrecht)
	        
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