läufig war. Und von den berg-
männischen Beziehungen dieser
Krippe aus der Umgebung des
alten Bergwerksnrtes Hall in Tirol
spricht schließlich eine Einzel-
gruppe von Figuren, die man
sich als festlichen Aufzug zwi-
schen den anderen Teilen der
vielteilig aufgestellten Wechsel-
krippe vorstellen muß: die „Berg-
musik". Dreizehn Iigürchen, alle
tmgefähr zwischen 8 und 10cm
hoch, bilden zusammen den klei-
nen Musikzug. lis handelt sich,
den Uniformen nach genau unter-
schieden, um folgende Knappen
und Salzträger: 1. Knappe in
weißer Uniform mit blauen Säu-
men, dunkelblauem 'l'schak0,
Arschleder, mit der Bergmanns-
zither, 2. Knappe mit der Buß-
geige, 3. Knappe mit der Geige,
4. Knappe mit der Schalmei,
5. Knappe mit dem Fagott,
6. Knappe mit der Querpfeife,
7. Knappe mit dem ersten Wald-
horn, 8. Knappe mit dem zweiten
XValdhurn, i). lximippc mit der
Schellentroixunel, 10. Knappe mit
den Tschinellcti, 11. Salzträger in
Weißer Uniform mit angearhei-
teter Gugel, mit der kleinen
Trommel, 12. Salzträger mit der
großen Trommel, 13. Salzträger
mit dem Triangel. Die Figürchen
handhaben ihre Instrumente ganz
vorzüglich. Die Schnitzer haben
sich auf lebensvolle Detaildar-
stellung verstanden: Der Baß-
geiger beispielsweise spreizt beim
Streichen den kleinen Finger
rechts weg, der Mann mit der
Schellentrnmmel hebt sie mit der
Linken hoch über den Kopf und
führt mit der Rechten den kurzen
Schlegel dazu. Eine Darstellung
voll Leben, aber auch voll Kennt-
nis der ständischen Zusammen-
hänge, wie man sie im traditions-
reichen Bergwesen der alten Zeit
erwarten durfte.
Der schnitzerische Reichtum darf
nicht darüber hinwegtäuschen,
daß die Gruppe selbstverständlich
nach Vorlagen gearbeitet sein
niuß. Wie schon betont, hat das
Bcrgwesen bereits früh graphische
Darstellungen seiner Typen und
seiner Aufzüge entwickelt. Darin
ist auch der charakteristischen
Dcrgzilhexspielzr - Flötenspielcr ä Schclkntrommlcr 7 Ballgeigcnspieler
„Bergmusik" gedacht worden.
Gewisse Instrumente und ihre
Spielweise sind schon im 17. Jahr-
hundert besonders berücksichtigt
worden, so die Bergzither, die
Schalmei, das Fagott und der
Triangel; diese vier finden wir
beispielsweise im Sächsischen
Betghäuerzug von 1719 abge-
bildet 10). Die Bergzither ist als
Instrument der „BergsängeW öfter
erwähnt und auch mehrfach ab-
gebildet worden, beispielsweise in
Frciberg 1768. Die Bergzither-
spieler galten so sehr als Typen
der „Bergreier", daß man ihre
Kupferstich-Darstellungen sogar
in Spielkartenfolgen übernahm.
Es ist also anzunehmen, daß die
Schnitzer in Thaur derartige gra-
phische Vorlagen, vielleicht Kup-
ferstiche nach den weitverbreite-
ten Sächsischen Berghäuerziigen,
zur Verfügung gestellt erhielten.
Das wäre nicht ungewöhnlich, da
es sich immer mehr herausstellt,
daß wohl alle Schnitzergruppen
in den Alpenländern, auch die
Oberammetgauer und die Grö-
dener, gar nicht selten nach gra-
phischen Vorlagen gearbeitet ha-
ben. Für die Krippen hat man
sich vielleicht noch zu wenig mit
der Frage beschäftigt. Bei einem
Sonderfall wie dem vorliegenden
wird man sich aber der Nach-
forschung nach einer derartigen
graphischen Vorlage nicht ent-
ziehen können. Das künstlerische
Verdienst der Thaurer Schnitzer
wird dadurch nicht verringert,
denn auch die Umsetzung der
Vorlagen in die plastische Ge-
staltung bedeutet eine hohe Lei-
stung, wie diese ganze Thaurer
„Bergmusik" als eine liebens-
würdige Bereicherung unseres al-
ten Krippemvesens gelten darf.
mit bcaundurrr Utrüuksichliguxug Uslcrrcldu. uu. 1. Wicu um. s. m )
w) Vikzor von Gcramb und Viktor Zack, m; Slvyrcr Krippcrl (Wienvr gamma
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') Oslcrrvichisches M1 m für Volkskunde, lnv. Nr. 53,670
Leopold Schmidt. m Wdhnarhlxkrippc von mm. in Tirol, jzhrugulyc 4.1 u
und Vclsuthsamlak, Wien 1951
lr Vulkskuudn
nhiachcn Lclu
M) ustf Kinglcr, Dculsche Wcihnachßkrippcn. Einc Auslcsc deutscher Krippmlkulzst zus vizr jahr-
undertrn. Innsbruck m29, s. 15 usw".
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w) Km Ewald Frilzsch und Friedrich Sicher, Bcrgmännischc Trachten m m. jahrhnndcrrs im
Erzgebirge und im Mansfcldischen (: Deutsche: Akademie der Wissenschaften: zu 3mm, vep
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