ater, die Wände, die Pfeiler, die Tische,
Figuren und den Boden, alles füllte er mit
Formspielen seiner Phantasie. Üppig ließ
e sich entfalten, zugleich aber verstand er
Einfälle zu binden und in eine Ordnung
bringen. Die Bildbewegung führt von
z nach rechts, und sie gleitet zugleich von
ts nach links hin in die Tiefe des Chor-
"tes. Dabei ist die Tür mit dem Blick auf
Hof für die Bildrhythmik ebenso wichtig
die Gruppe der Gestalten am Altar, wie
Wechsel der Farben in den Gewändern
Händler. Es ist eine kleinteiligc Rhythmik,
st eine kompositorische Rechnung fast
in der Fläche.
versteht, daß die Tafel für die Arbeit
s deutschen Malers gehalten worden ist.
s Hirtz, der um die Mitte des 15. Jahr-
ierts in Straßburg tätige Maler, hat ähn-
: Kompositionen geschaffen. Ähnlich dicht
versponnen hat er die Figuren gruppiert
ähnlich derb charakterisiert, ähnlich viel-
g den Bildern das Kolorit gegeben. Aber
Vergleiche bleiben im allgemeinen. Geht
Figur für Figur, Kopf für Kopf durch,
. die andere Auffassung rasch einsichtig.
kann nicht sagen, die Figuren wären
rlsnäher begriffen, mitunter erscheinen ihre
chter maskenhaft, stets äußern sie sich
ußter oder 7 richtiger wohl noch gesagt
chauspielerisch begabter. Sodann ist die
titektur des Kirchenraumes auffallend
t geschildert und mit Skulpturen ge-
nickt. Auch das ist der deutschen spät-
;chen Malerei fremd. Wo sich ähnliches
rt, ist es stets weniger phantasievoll, ist
tets von westlichen Vorbildern angeregt.
z anders geartete Phantasie lassen ebenso
(ostüme erkennen. Was auch immer man
nzieht, weder bei Hans llirtz noch in
:rn im Kreise von jan Polack noch beim
EICI des Hersbrucker Altars und den
:ren bambergischen Malern, beim Haus-
lmeister am Mittelrhein oder in Lübeck
Bernt Notke läßt sich für dieses Bild inner-
der deutschen Malerei eine Heimat
aisen.
lt in Deutschland, in Nordfrankreich viel-
r ist die XWerkstatt des Malers zu suchen.
m eine erste Anfrage vor jener Ver-
;erung ließ mich, obgleich ich nur auf
nd einiger Reproduktionen zu urteilen
aochte, auf die Schule der Picardie hin-
en. Und als sich später der glückliche
tzer an mich wendete, ergab sich, daß er
n denselben Kreis einzuordnen geneigt
in der Picardie entstandenen Malwerkel
tgnen, soweit wir sie heute kennen, der
ien Tradition französisch-Hänuscher Buch-
-rei und sind zugleich den niederländischen
stern verbunden. Der Maler des Opfers
Sottesmutter (Paris, Louvre) 3 hat sich für
Shorarchitektur des Bildes zweifellos von
Kathedrale von Amiens anregen lassen.
Stil der Figuren bewährte er sich als
ller der Niederländer. lhnen dankte er
sorgfältige Sehen und die Akribie der
nerfassung. Jan van Eyck hat mehrfach
iche Kircheninterieurs gemalt; es darf so-
l an die Tafeln mit Maria in der Kirche
(Berlin und Antwerpen) wie an die Miniatur
der Totenmesse im Turin-Mailinder Gebet-
buch erinnert werden4. Darüber darf aber
nicht übersehen werden, daß das Motiv des
Choreinblickes in den (Irandes Heures de
Rohan (Paris, Bibl. Nat. Ms. lat. 9471) vor-
bereitet war. Wie das Bild gibt die Miniatur
eine zentral geordnete Chorarchitektur. Auch
bei Jan van Eyck Enden sich solche zentrale
Einsichten (Leningrad und Dresden) 5, charak-
teristischer sind aber für sein Formgefühl die
schräg gegriffenen Kirchenräume. Vor allem
aber haben Miniatur und Tafelbild gemeinsam,
daß die Architekturformen auffallend dünn
und gitterhaft gegeben sind. Eine aus schlanken,
zierlichen Pfeilern und Diensten gebildete
Baldachinarchitektur umschließt hier wie da
die Figuren. Zeltartig erscheinen diese Chor-
räurne; nie vermitteln Jan van Eycks Kirchen-
räume solch einen Eindruck. Der Maler kann
sein Motiv nur aus der Buchmalerei, keinesfalls
aber aus der niederländischen Tafelrnalerei
entliehen haben, soviel er von dieser auch für
seine allgemeine künstlerische Erziehung
empfangen hatte.
Sodann die Messe des hl. Gregor (Paris,
Louvre) 6. Anders als jener ältere von 1437
hat ihr Maler sich eine niederländische Kom-
position zum Vorbild genommen, und zwar
ist es wohl ein Bild von Robert Campin, dem
Meister von Flemalle, gewesen, von dem noch
zwei ähnliche Darstellungen - als Original
oder Kopie? - auf uns gekommen sind7.
Eine erste Beziehung zur Malerei von Tournai
deutet sich an, und sie erweist sich sogleich
als durchaus konkret, hat sie doch, wenn wir
nicht irren, dem Maler das Modell geliefert.
Dazu hat sie ihm natürlich auch die Augen
geschult. Seine besondere Art aber hat ihm
wiederum die Buchrnalerei vermittelt. Von ihr
stammt die schlichte, unplastische Form-
gebung, die sein Bild von den Kompositionen
Robert Campins unterscheidet, die es ander-
seits rnit dem zuvor besprochenen Marienbild
im Louvre verbindet. XWas immer man ver-
gleicht, des Malers Formrepertoire erweist sich
als weniger aufwendig. Die Architektur-
formen sind allgemein Flächiger gegeben, kaum
körperhaft wirken die Dienste im Chor, auf-
fallend betont ist hingegen die große Wand-
Häche links im Bilde. Flächiger ist auch die
Gewandbehandlung, Hächiger sind die Ge-
sichtet. Und wie einfach, wie schlicht und
übersichtlich ist die Folge der Figuren, des
Altartisches, des Sarges, der Engel-Pieta, der
Chorwand. Falsch wäre es, nur die Schlichtheit
zu betonen, ein höchst sicheres Stilgefühl
bewährt sich in dieser eindeutig klaren
Ordnung. Eine natürliche Stille und zarte
Noblesse hat der Maler damit seinem Bilde
gewonnen; sie waren seine persönliche Lei-
stung, sie waren ihm ebenso zugekommen als
ein Geschenk des Genius loci. Von ihnen wäre
schon vor dem Bilde der opfernden Maria zu
sprechen gewesen, sie zeichnen ebenso die
Malereien von Simon Marmion aus, in dessen
Schaden diese Richtung der picardischen
Malerei gipfelt.
Simon Marmion, der, um 1420 in Amiens gebo-
ren, seit 1458 in Valenciennes ansässig war und
da 1489 gestorben ist, heute gleich hoch als
ANMERKUNGE
2
2-7
(Ilurlcs stt-tlitttt. m Printixifs (L3 Peinturt- ÜIIHQHÜSC
1932-1. . ("harles Jacques ( Stcrlingl- L1 g
Pvintrts du Moycn-äge, Paris 1'941, s. .
B, A ("cntury Of frtlltl! Prlintirlg 1400
Oxford-New Ytttlt 1949. s. 33 und 218. Wit besd
uns bcl den flllgllllllcn Betrachtungen auf einige
Werke tlt-t Schule ttttt Aniiens; XVlf betrachten 11H! tl
frei gesicherte liritpitlu, a; ex um grundsätzliche
geht.
j. Dllpollt. i (htzt-tt
Ring, (1.11. 0., Nr. 1
M. j. Friedliuldcr. Ult altnicderlältrlische: Malerei I
"m. xxlx und xxxlll.
Frietlländt-r t t 0., 'l"al'. XLl und xuv.
ttt- tlt-t lJcaux-Arts 7a a. 1931. 1
lt. 167.
.. u. 1'224. Nt. 73, s. 114. - l
u _ um des llcaux-Arls Bulletin, ÜIUXClll
- ut-ttttt-Att; 74, 2, m2, s.