jaroslav Peäina
EIN UNBEKANNTES
KINDERBILDNIS VON
LUCAS CRANACH D.
lm Frühjahr des Jahres 1965 wurde unter
der Leitung der Nationalgalerie in Prag im
Schloß Dux eine Gemäldegalerie eröiTnet,
die eine interessante Rekonstruktion dessen
darstellt, was bis zu unseren Tagen von
der einst berühmten Waldsteidschen Samm-
lung in Dux erhalten geblieben ist, die
leider schon im 18. Jahrhundert zerstreut
wurde]. Zusammen mit anderen Ge-
mälden wurde ein Knabenbildnis unter-
sucht und restauriert, das deutliche Merk-
male von Ctanachs Kunst aufwies 2. Tat-
sächlich gelang es dem Prager Restaurator
j. Vachuda, dessen PHege dieses Gemälde
anvertraut wurde, im Verlauf der Arbeit
neben der Jahreszahl 1526 auch Cranachs
Originalsignatur freizulegen, die die Ur-
heberschaft dieses Malers voll bestätigt3.
Das auf einer dünnen Heizplatte (Höhe
36,7 cm, Breite 24,4 cm) gemalte und später
auf beiden Längsseiten stark beschnittene
Bild4 stellt die zu drei Vierteln nach rechts
gewendete Halbtigur eines Knaben im
Kindesalter dar. Das dichte, hellbraune
Haar ist in die Stirn gekämmt, die großen
braunen Augen blicken in die Richtung
der Kopfwendung, der auch die Drehung
des Körpers entspricht. Die in halbe
Körperhöhe gehobenen Hände halten etwas
kraftlos einen breiten, nußbraunen Pelz-
kragen fest, der einen dunkelroten, mit
schwarzen Schatten modellierten Mantel
säumt, dessen breit geraHte und mit Perlen
bestickte Ärmel in geschlitzte Manschetten
enden. Unter dem geöffneten Mantel,
über den eine doppelte goldene Kette
herabhängt, erscheint ein rotes, ebenfalls
mit SchlitzöHnungen geziertes Gewand.
Der Hals des Knaben trägt ein gewundenes,
goldenes Halsband mit zwei aufgefädelten
Ringen. Ein kühler, weiß- und blaurosa
Hautton charakterisiert das Pigment des
Gesichts und der Hände. Sattes Rot bleibt
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Lucax Cranzch d. Ä" Bildnis eine: Knaben. aigu. und
dll. 1526. Öl auf Holz, 36.7x2A,4cln. Ehemals in
der Sanunlung Waldstcin, dzl. in Schloß Dux ausgestellt