von Franz von Zülow neu gemalt; sein
Bild stellt einen Ausblick des neuen Burg-
teils gegen den Heldenplatz hin dar. Vorher
war dieser Vorhang einzig mit dem alten
österreichischen Wappen in einem orna-
mentalen Rahmen geschmückt. Auch der
Eiserne Vorhang der Wiener Komödie
bekam noch 1941 ein neucs Gesicht: auf
neutralem Goldgrund die stilisierten Ge-
stalten der Commedia delliarte. 1924 hatte
Robert Kautsky den Sicherheitsvorhang
des Theaters in der josefstadt bemalt; das
Bild zeigte in der Manier altkolorierter
Stiche eine Nachbildung von Canalettos
„Wien vom Belvedere aus gesehen".
Besondere Berühmtheit erlangte ein Haupt-
vorhang des 1945 zerstörten Burgtheatcrs
an der Wiener Ringstraße, der von der
Eröffnung des Neubaues am 14. Oktober
1888 an benutzt worden war. Als „Fux-
Vorhang" ist er vielen Wiener Theater-
freunden noch vertraut. Dieser Vorhang
war von Josef Fux (1S42?1904), der 1879
von Dingelstedt als Leiter des Ausstattungsa
wcsens an das Hof burgtheatcr berufen wor-
den war, und von dessen Schüler Leopold
Burger (1861-1908) in Temperamanier
gemalt.
Der Vorhang von Josef Fux ist ein in der
Komposition äußerst lebhaftes Werk von
starker dekorativer und eindrucksvoll ko-
loristischer Wirkung, dem sogar ein Mann
wie Manfred Semper, der ein eifriger
Gegner der allegorischen Vorhänge und
ein Verfechter der Draperievorhänge war,
seine Achtung nicht versagte. „Es muß
unbestritten bleiben", schrieb er nämlich 3,
„daß es eine große Anzahl von Vorhängen
gibt, welche trotz der Schwierigkeiten des
Gegenstandes durch ihre unmittelbare
künstlerische Wirkung einen gewaltigen
Eindruck ausüben und den Beschauer in
eine gewisse feierliche Spannung versetzen.
Diese werden sich aber meistens durch die
Einfachheit ihrer Komposition auszeichnen,
und hier möge als eines hervorragenden
Beispieles des in seiner Farbenwirkung so
vornehmen Vorhangs von Ferdinand Kel-
ler im Neuen Dresdner Hoftheater sowie
desjenigen von Fux im Neuen Hofburg-
thcater in Wien gedacht sein. Es ist jedoch
ganz gewiß, daß die weitaus größte Anzahl
solcher Vorhänge den Beschauer entweder
ganz unberührt läßt oder ihn zur Kritik
herausfordern"
Nun, was die von Semper am Fux-Vorhang
gerühmte Einfachheit angeht - man weiß
nicht, 0b er ihn selbst gesehen oder nur
vom Hörensagen kennengelernt hat -, die
Beschreibung des recht voluminösen In-
halts des Gemäldes läßt letzteres vermuten.
Es zeigt Pandora, die, am Altar opfernd,
die dramatischen Leidenschaften freigibt
oder entfesselt. Die Hauptfigur ist ein
Reiter, dessen Schimmel über die stützenden
Gruppen der linken Vorhangseite hinweg-
sprengt. Auf dem Vorhange ist ein wahrer
Olymp, ein Museum geradezu, der Schau-
spielkunst zu sehen. Fux hat nämlich die
damaligen Größen und Publikumslieblinge
des Burgtheaters auf seinem Vorhangbilde
verewigt, das damit in seiner besonderen
Weise einzigartig dasteht unter Dutzenden
von mehr oder weniger konventionellen
Theatervorhängen. Künstler als thronende
Götter, als Musen, als schützende Gcnien.
Der Genius der Begeisterung, mit Fackel
und Lorbeerl-cranz den Raum im Vorder-
grunde durchschwebend, zuweilen auch als
„Phantasie" oder als „Genius der drama-
tischen Kunst" gedeutet, trägt die Z
der früh verstorbenen josephine Wes
(Tante von Paula Wessely), die, l86(
Wien geboren, bereits im Alter
19 Jahren an die Burg gekommen war.
Muse der Tragödie links im Vordergru
hat den Kopf der Charlotte Wolter, j:
bedeutenden Tragödin, die dem Burgthe
von 1862 bis zu ihrem Tode angehE
Diese Muse der Tragödie hat ihre I
sprechung rechts unten im Vordergr
in der Muse der Komödie (Porträt
Katharina Schratt). Der Reiter im B
aber ist Adolf Sonnenthal, der unter vii
Direktoren als Held und Heldenvater
Burgtheater gewirkt hat. Er war 1888,
der Vorhang in Gebrauch genomi
wurde, gerade kommissarischer Leiter
Burgtheaters und also prädestiniert,
hervorragendste und lebhafteste Posi
auf dem Gemälde einzunehmen. Vor 1
Schimmel (mit erhobener Hand) Lud
Gabillon, ihm blickt Stella Hohenfels i
die Schulter. Rechts, zwischen zwei a
Männern, der Kopf der Zerline Gabil
Außer den hier genannten sollen noch
Bildnisse von Mitterwurzer, Hartm:
Devrient, Krastel, Baumeister und R0
auf dem Vorhang zu Enden gewesen s
aber, da solche Kenntnisse nur münc
überliefert worden sind, kann man c
Persönlichkeiten auf Grund von Al
dungen nicht mehr mit Sicherheit ider
zieren. Die Pandora-Szene war nur r
verblaßt im Mittel- und Hintergrund:
seheng.
Der schon erwähnte Sicherheitsvorl
dieses Burgtheaters zeigte, in empireh:
Manier gemalt, ein reichgestaltetes Schi
dceisengitter mit einem Durchblick