ort Maria Ratschitz (Marianske Racice)
malte 25.
Liäkas Spitzenleistung in der Freskotechnik
befindet sich in der Prälatur der WCSP
böhmischen Zisterzienserabtei Plass (Plasy)
(baulich beendet 1699) 10. An der Decke
des Stiegenhauses entfaltet sich das Empor-
steigen der Engel auf der jakobsleiter und
in dem anschließenden großen Saal ein
Triumph der Kirche über die Ketzerei und
Feindseligkeit; zu diesem gesellen sich vier
selbständige Rundfclder mit den Kardinal-
tugenden. Die satte, fein abgestufte Farb-
gebung und der Reichtum an Gebärden
und Typen reihen dieses Werk den Funda-
menten der einheimischen böhmischen
Freskoschule zu, deren l-lauptrepräsenmnt
Wenzel Lorenz Reiner von Liskas Vorbild
ausgingZV.
Liskas künstlerische Eigenheiten erscheinen
am klarsten in seinen temperamentvollen
Skizzen Z3. Unter seinem befruchtenden
Einfluß entstanden auch einige Vorstudien
Willmanns zu Altarblättern, zum Beispiel
die grausame Marter der hll. Philippus und
jakobus (um 1700; Nationalgalerie), ein
Entwurf zum Altarbild in der Zisterzicnser-
kirche zu Sedlec, oder der Tod des hl. Ada]-
bert (vor 1705; Graz, Joanneum), eine
Studie zu dem nachträglich von Liska ge-
malten Altarblatt für die Prager SL-Adal-
berts-Kirche 29. Lisl-zas früheste Skizze, die
großformatige, wuchtige und buntfarbige
Himmelfahrt Mariä, dürfte wahrscheinlich
im Zusammenhang mit seinem Hauptaltar-
blatt für die Stiftskirche zu Ossegg (1696),
jedoch als ein „Idealentwurf" entstanden
sein. Sie knüpft in einigen Zügen an die
von Skreta gegründete böhmische Maler-
tradition an, obzwar sie natürlich schon
durch ihrc zügellose, alles in einen dynami-
schcn und expressiven Taumel ralfende
Dramatik in eine völlig andere Anschau-
ungssphärc gehört (Nationalgalerie, Leih-
gabe in der Schloßgalerie in Dux - Duch-
cov). Zeitlich folgt wahrscheinlich der
Entwurf zum erwähnten Hauptaltarblatt
der Prager Krcuzherrenkirche mit der
Stigmatisation des hl. Franziskus (Staats-
schloß Rosenberg - Roimberk), eine male-
risch vollblütige Lösung einer im Grunde
dramatisch aufgefaßten Komposition 39. Für
das Presbyteriumfresko derselben Kirche
mochte vielleicht eine verschollene, aus
alten Aufzeichnungen (seit 1818) bekannte
Skizze mit adorierenden Engeln und Bi-
schofsattributen bestimmt gewesen sein.
Um 1700 entstanden auch die böhmischen
Landesparrone mit dem Vesperbild im
Bildkern, eine Vorstufe zum Altarblatt der
Strahover Kirche (Nationalgalerie). Im
Kontrakt des Malers mit dem Neustädter
Utsulinerinnenkloster wird von einem „Ab-
riß" zum Hauptaltarblatt der Klosterkirche
gespr0chen31, einer Apotheose der hl. Ur-
sula mit der „Martirisierung" ihrer Beglei-
terinnen, die ein glänzendes Beispiel von
Liskas virtuoscm Können eines „Macchia-
tore" in rascher und nervöser Pinsel-
führung bietet (vor 1710; Nationalgalerie,
Leihgabe in Dux). Vielleicht noch etwas
früher schuf Liska einen ikonographisch
eigenartigen Entwurf zu einer Decken-
malerei mit Bacchus" Geburt aus jupiters
Hüfte, dem Wettkampf der Peräiden mit
den Musen und Ariadnes Aufstieg zum
Firmament. Autonome „Pseudoskizzcrf
sind zwei Pendants, die Kreuzigung Christi,
die auf einer graphisch reproduzierten Vor-
lage von Simon Vouet fußt 32 und in der
Farbigkeit einen manieristischen Nachhall
widerspiegelt, und die koloristisch etwas
beschränktere, in der Auffassung der Figu-
21 Kreuzigung Christi, um 1710. Detail mit da- Mutter
Gottes und der hl. Maria Magdalena. Dux (Duchcov),
Schloßgalcrie
ANMERKUNGEN 25 f 32
15 B. Srlleinyflug. Eine einheimische deutsche Künstler-
familie. Mittheilungm des Vereincs für (Jischiditc der
Deutschen in Böhmen, XIX, 1881, S. 318; P. Preis,
Rcstauroväni . . ., Farn. pebe, XXVI 1967. S. 15.
M m; Likkz schon von ]. Q. Jahn angcfuhrt (v 1. Anm. a);
P. Freist. Rcsmurovänl Pam. peöe. x vn, 1967,
s. 15; j. Nmmnnn, J. K. Liska. umeni. xv, 1961, s. 2m;
auf jtihns Handschrift kunnle ich ]. Neumznn zufmefk-
Sam machen.
17 P. Prriß, Restzuroväni ..., Pam. päöe, XXVII, 1967.
S. 15; P. Prein. W. I.. keiner. Wiener Jahrbuch für
Kunstgeschichte, XXI, 1968, S. 2.
19 P. Preiss. I. Chr. Liika und die Anfänge der Barockskizve
in Mitteleuropa (Festschrift I. Kvel). ÄCITUHIC. Catolinae
(Philosophiw st hisloricu I), Prag, 1965, S. 183i190.
1' P. Prrisx, K Willmannovö skicc Smrti sv. Vojlbcha,
Umeni, VIII, 1960, S. 409g41ß: folgende Literatur vgl.
H. Wagner. in: Deutsch: Milu und Zeichner des 17. 1m-
hundcrts (KIL). Berlin. 1966. S. 97i93. Nr. 115; .Neu-
man". j. K. Liska, Umini. XV. 1967. S. 311, a: die
Skizze Liika zugeschrieben; wegen der äußersten An-
näherung des alten Willmann an den skilzenhallen Stil
Liäkas scheint mir jedoch seine Aumrenschaft auf Grund
einiger charakteristischen farbigen und handschriltlidicn
Zuge viel wahrscheinlicher.
35 Die Zuschreibung stammt von O. j. Blniffelc, dem der
Verfasser und J. . elmlmln (die sie ungefähr gleichzeitig
publizierten) CIJCSC Mitteilung verdanken,
3' O. ]. Rlallöek, Umäni a urnilci 17. 2 1B. vlku v zäzna-
meeh prabkych kläälemltli archivü, II, Ulnönl, III, 1955,
S. 162- 164.
n j. Nznnmmi, j. x. Liska, umaui, xv, 1967. s. an.
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