3 Hans Fronius, ,Mythograwphiu'
- Sirenen
thographia" die erste Folge der von der Wiener
Albertina publizierten Reihe „Mythen und Bilder"
darstellt. Die Akademische Druck- und Verlags-
anstalt in Graz nahm sie in ihre Verlagsproduktion
auf.
An dieser Publikation ist alles ins Große gediehen
und dem Thema einer „Mythographia" adäquat.
Vom Großfolioformat an über die verschiedenen
kostbaren Papiersorten und den in Kapitalschrift
abgesetzten Texten - Vorworte von Paul Strutzel
und Walter Koschatzky, Einführung von Hans
Suesserott und den Begleittexten der antiken Auto-
ren - bis hin zu dem Hauptstück, den von Hans
Fronius eigenhändig geschaffenen Lithographien,
deren Steine nach der Auflage von T50 Blatt wieder
abgeschliffen wurden.
Alle neun Blätter, ohne Ausnahme, zeigen einen
Künstler auf der Höhe seines Schaffens und ergeben
ein Alterswerk, das auch einen einmaligen Höhe-
punkt im Gesamtschaffen darstellt. Fronius be-
herrscht die lithographische Technik so vollkommen,
4 Hans Fronius, "Mythographio" i Minotaurus und The-
seus
daß er sich alles leisten, daß er bis an ihre
äußerste Grenze gehen kann. Beim wiederholten
Betrachten der Blätter zusammen mit der Lektüre
der auf den Umschlagen angebrachten Zitate aus
den Dichtungen der alten Autoren, die als Ein-
stimmung und ideelle Vorbereitung durchaus gelesen
werden sollten, gewinnt man den Eindruck, daß es
nicht allein die technische Meisterschaft ist - das
Einsetzen subtilster Schwarzweißnuancen, kühnster
graphischer Abbreviaturen und völlig unkonven-
tioneller Kompositionsweisen -, sondern vielmehr
eine bei allen Blättern durchgehaltene besondere
Konzentration und Intensität. Diese erscheinen aber
weniger das Ergebnis intellektueller Überlegungen
zu sein, als vielmehr einem „furor poeticus" zu
entstammen, einem von intuitiver Selbstidentifizie-
rung durchfeuerten Schaffens- und Gestaltungs-
willen, dem die leere Fläche des lithographischen
Steines zum dramatischen Schauplatz einer Selbst-
darstellung wurde, die sich beim Schaffen völlig
selbstvergessen konnte. Alle „Helden" seiner My-
4
thographia, von Cheiran über Theseus, Ödipus,
Orpheus bis zu Hades sind in Schuld und Sühne
verstrickte „Leidende", letztlich Sich-Selbstverges-
sende und Sich-Opfernde. Sie sind alle näher den
Menschen als den Göttern und auf diese Weise zu
Vertretern, Präfiguratianen einer Mythographia per-
ennis der europäisch westlichen Kultur geworden.
Aus dieser Sicht und in dieser Gestaltung kann das
antik-humanistische Gedankengut auch für den Zeit-
genossen von Bedeutung sein.
Veröffentlichungen der Albertina Vl
Mythen und Bilder
l. Folge
HANS FRONIUS
Mythographia
Neun Original-Lithographien auf Stein zu griechi-
schen Mythen im Format 532 x 657 mm.
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz-Austria.
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